Herr Helmut Berner ist eine vielseitige Persönlichkeit, die durch ihre besondere berufliche, politische und schriftstellerische Aktivität zum besseren Ruf unserer sathmarschwäbischen Gemeinschaft sowohl in unserem Land Rumänien als auch international, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, beigetragen hat. Es ist sehr schwer, in einem äußerst begrenzten Zeitraum eine so komplexe Persönlichkeit zu charakterisieren, deshalb wird nur eine Auswahl der wichtigsten Aspekte seines Lebens präsentiert, um herauszuheben, warum die Entscheidung des Vorstandes des Forums für die Verleihung dieser Auszeichnung getroffen wurde.
Liebe Frau Berner, lieber Herr Edmund Berner (Anm. Red.: stellvertretend für Helmut Berner haben Ehefrau Lilly und Sohn Edmund teilgenommen), sehr geehrte Vorstandsmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler, liebes Publikum, heute nehmen wir an einem besonderen Ereignis teil, durch das der Vorstand des Demokratischen Forums der Deutschen in Nordsiebenbürgen seine Bewunderung, Einschätzung und Anerkennung gegenüber seinem großen Förderer Helmut Berner ausdrückt. In diesem außergewöhnlichen Zusammenhang macht es uns Freude, Ihnen einige biografische Aspekte seines Lebens anzubieten.
Er ist am 15. November 1944 in Großbrembach im heutigen Bundesland Thüringen geboren, nachdem seine Familie aus Sukunden/Socond evakuiert werden musste. Kurz darauf wurde die Familie mit vielen anderen Landsleuten nach Rumänien zurückgebracht. Seine Kindheit verbrachte er in Sukunden im Kreis Sathmar/Satu Mare, hier besuchte er die inzwischen eröffnete deutsche Schule, der ein Germanistikstudium in Temeswar folgte. Ab 1964 arbeitete er als Deutschlehrer in Oberwischau/Vi{eu de Sus, ab 1970 als stellvertretender Schulleiter in der Allgemeinschule Nr.1. Er kam 1973 nach Deutschland - zwischen den beiden großen Auswanderungswellen 1945 zum Kriegsende und 1990 nach der rumänischen Revolution. Seitdem lebt er mit seiner Familie in Ravensburg. Der Lehrer fand in Weingarten bald nach seiner Ausreise eine Stelle am Körperbehindertenzentrum Oberschwaben KBZO, er brachte es bis zum Schulleiter und Fachschulrat bis zu seiner Verrentung. Berner wurde 1977 in den Vorstand der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben als Schriftleiter gewählt, er übernahm den „Heimatbrief“, damals vier Seiten stark mit einer Auflage von 400 Exemplaren – später ein schönes Magazin und ein wichtiges Medium für die Sathmarer hier wie dort. Heute wird es unter dem Namen „Die Brücke“ herausgegeben.
1989 übernahm Helmut Berner die Aufgabe des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben und im gleichen Jahr war er Mitglied der vom damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher geleiteten Delegation nach Rumänien. Berner organisierte kurz darauf einen Hilfstransport, unter anderen mit 21 Kleinbussen, sieben Krankenwagen und brachte nach Rumänien Medikamente, Schreibmaschinen, Bücher, Kassettenrekorder und so weiter – unterstützt von der Firma Ravensburger. Über die Jahrzehnte hinweg organisierte er viele Reisen in die alte Heimat.Berner sorgt für eine lebendige Erinnerungskultur, er wird sich sicher freuen, dass die Rede von der „Heimat“ heute plötzlich wieder in aller Munde ist – die doppelte Heimat der Sathmarer will bei diesem neuen Blick erst noch so recht verstanden werden. Laut seinem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ sind auch viele deutsche Kindergärten, Begegnungsstätten und sogar das Johann-Ettinger-Lyzeum in Sathmar entstanden. Seinem unermüdlichen Einsatz sind auch die Gründung der Sathmarer Stiftung für Internationale Zusammenarbeit und der Handwerkskammer im Kreis Sathmar zu verdanken. Die Verbindung mit Rumänien blieb weiterhin erhalten. Er wurde vielfach in Rumänien und Deutschland ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er 1998 auch die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog.
Berner trug mit seiner Arbeit zur Erhaltung der Identität der Sathmarer Schwaben bei. Er publizierte in deutschsprachigen Zeitungen in Rumänien und in rumänischen und ungarischen Zeitungen in Nordsiebenbürgen erschienen seine Kurzprosatexte und Gedichte. In den zahlreichen, sowohl in Rumänien, als auch in Deutschland veröffentlichten Büchern, wissenschaftlichen Studien und Artikeln in verschiedenen Publikationen, ermöglichte er den unbeschränkten Zugang seiner Landsleute zu ihrer eigenen Geschichte, zu den Werten des reichen geistig-kulturellen Erbes der deutschen Vorgänger und leistete dadurch ständig seinen persönlichen Beitrag zum Erhalt und zur Pflege ihrer deutschen Identität. Als leidenschaftlicher Volkskundler erforschte, sammelte und veröffentlichte Berner das Volksgut der Sathmarer Schwaben. Hierbei entstanden u.a. die Bücher „Krieg im Scherbenland“ 1972 in Rumänien, sowie der Sammelband „Weißer Vogel, rote Milch“, welcher 1995 in Deutschland erschienen ist. Im Jahr 2008 kam es in der Redaktion und Gestaltung des Autors zur zweiten Auflage des Bandes „Krieg im Scherbenland“ im Benedetto Verlag Aadorf – Schweiz.
Im ersten Teil des Buches veröffentlichte er die Schwänke, Geschichten, Erzählungen komischer Begebenheiten, - die Ernte seiner in etwa sechs Jahren gesammelten Gattungen des sathmarschwäbischen Volksgutes. Der zweite Teil des Sammelbandes unter dem Titel „Geschichtlich-kultureller Überblick“ enthält die besonders wertvollen Beiträge des Volkskundlers, Historikers und Sprachwissenschaftlers Berner zur Geschichte, Volkskunde und Mundart der Sathmarschwaben.
Das Demokratische Forum der Deutschen in Nordsiebenbürgen entschied sich zu einer Neuauflage des Bandes, um den in ihm enthaltenen geistig-kulturellen Schatz, das Volksgut und das vielfältige, informationsreiche Material über die Geschichte und Mundart der Sathmarer Schwaben der inzwischen herangewachsenen jüngeren Generation zur Verfügung zu stellen, aber diesen auch den Nachkommen als kostbare Erbschaft weiterzugeben und zu bewahren.
Der Verdienst von Helmut Berner ist auch, die zeitgenössische rumänische Literatur in Deutschland bekannt zu machen. 1984 erschien der Band „Wurzeln im Licht“ im AG Karpaten Verlag Ravensburg, der eine kleine Auswahl der rumänischen Dichterlandschaft darstellt. 1985 hat er gemeinsam mit dem siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller Claus Stephani das Buch „Volksgut, Schwänke der Sathmarer Schwaben“ im Verlag Hardcover herausgegeben.
Im mit dem Universitätsprofessor für Geschichte Doru Radosav verfassten Buch: „Und keiner weiß warum“ geht es um die Deportation der Sathmarer Schwaben in die Sowjetunion, deren Hintergründe, Verlauf und Folgen. Das in den Jahren des Kommunismus als Tabu geltende Thema Deportation wird im Buch gleich nach der Revolution 1989 nach mit Überlebenden gemachten Interviews aufgearbeitet.
In mehreren kleineren Büchern befasste er sich mit den Kirchen im Sathmarland und Nordsiebenbürgen („In deinem Frieden uns erhalt“) oder mit der Geschichte der Sathmarer Schwaben („Wer sind die Sathmarer Schwaben?“).
Helmut Berner ist Ehrenbürger der Stadt Sathmar. Der Vorschlag, dem in Deutschland lebenden Pädagogen, Publizisten und Schriftsteller den Titel des Ehrenbürgers der Stadt Sathmar zu verleihen, kam vom Demokratischen Forum der Deutschen in Sathmar, denn der Vorsitzende der Landsmannschaft spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung des DFDR in Sathmar und unterstützt seitdem kontinuierlich die deutsche Minderheit in Nordsiebenbürgen. Er wurde in der Sitzung des Stadtrats Sathmar am 31. Oktober 2014 einstimmig zum Ehrenbürger der Stadt Sathmar gewählt. Im Dezember 2014 wurde ihm die Ehrenbürgerurkunde im Rahmen einer Feier überreicht.
Helmut Berner zählt ja zu den wohl bekanntesten und herausragendsten Persönlichkeiten der Sathmarer Schwaben aus den letzten Jahrzehnten. Bereits in der ersten Phase seines Lebens und Wirkens, unter den stiefmütterlichen Verhältnissen des kommunistischen Regimes in Rumänien, machte er sich als Lehrer, Schriftsteller, Publizist, Historiker, Sprachwissenschaftler und auch Volkskundler um die deutsche Minderheit in Nordsiebenbürgen besonders verdient. Nach seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1973 setzte er sich aktiv für die Belange der aus dieser Region ausgesiedelten Landsleute und nach der Wende von 1989 als Bundes- und Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben auch für die in Nordsiebenbürgen gebliebenen Sathmarer Schwaben und Zipser ein.
Diese jahrzehntelange, schwere und sehr vielfältige Arbeit, die Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben in Deutschland, seine schulischen Verpflichtungen, Initiierungen, Aufbau und Koordination von Projekten für die Sathmarer Schwaben in Sathmar und seine schriftlichen Veröffentlichungen waren nur möglich mit starken, zuverlässigen und verständnisvollen Partnern an seiner Seite, mit seiner Familie, allen voran mit seiner Frau Lilly Berner und seinen Kindern Gerlinde und Edi Berner.