Historische Sprachinseln

Ein Filmprojekt für DaM-Schulen (Deutsch als Muttersprache) in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und dem Auswärtigen Amt

Wie kann man als Deutschlehrerin an einer Schule der deutschen Minderheit in Bukarest versuchen, dort alte Traditionen neu zu beleben? Wie kann man diese Sprachinsel, die langsam verschwindet, bewahren?

Die staatliche Schule mit deutscher Muttersprache als Unterrichtssprache, das Deutsche Goethe-Kolleg in Bukarest, besteht noch und ist über 270 Jahre alt. Ähnliches gilt für Orte wie Temeswar/Timișoara, Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Brașov, Schäßburg/Sighișoara und alle anderen Städte und Dörfer, in denen Deutsche gelebt haben.

Ein Paradoxon in Rumänien

Die Lehrer- und Schülerschaft des Deutschen Goethe Kollegs in Bukarest und der anderen DaM-Schulen leben in einem Paradox: Obwohl die Siebenbürger Sachsen oder die Banater Schwaben und die (Deutsch oder Jiddisch sprechenden) Juden die Hauptstadt und das Land nach der Wende verlassen haben, bestehen diese Schulen weiter und es gibt noch immer eine große Konkurrenz um einen Platz an diesen Schulen. Die größtenteils rumänischen Eltern, die ihre Kinder auf diese DaM-Schulen schicken, schätzen die deutsche Kultur und Tradition sowie Ordnung und Disziplin, aber auch die demokratischen Werte.

Filmprojektüber die Geschichte der DaM-Schulen

Der Impuls, uns mit der Geschichte und der Tradition der Schulen der deutschen Minderheit filmisch auseinanderzusetzen, kam dieses Mal von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) bzw. den ZfA-Fachberatungen für Deutsch in Rumänien. Schülerinnen und Schüler aus zehn DaM-Schulen Rumäniens beteiligen sich am Projekt „Historische Sprachinseln”, das von Deutschland finanziell unterstützt wird. Die Aufgabe: Fünf Themen pro Schule, fünf Einminüter, 50 Gesamtminuten.

Workshop mit Experten aus Funk und Fernsehen

Los ging es Anfang Oktober mit einem ersten Workshop in Rosenau/Râ{nov unter der Leitung der ZfA-Fachberaterin für Deutsch in Bukarest, Sabine Maya Schlattner. Vier Schulen – Goethe-Kolleg Bukarest, Doamna Stanca Fogarasch, Honterus-Kolleg Kronstadt und Haltrich-Lyzeum Schäßburg – nahmen teil. Schlattner konnte dafür Experten aus Film und Fernsehen gewinnen: Anca Berlogea-Boariu (Regisseurin TVR ), Hanno Höfer (Regisseur und Musiker – „Nightlosers“), Tiberiu Stoichici (Redakteur und Videojournalist, TVR Deutsche Sendung) und Robert Schwartz (Journalist, ex-DW). Zusammen mit Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern oben genannter Schulen verbrachten wir zwei Tage, an denen die Theorie des Filme(n)s besprochen wurde, Ideen und Meinungen ausgetauscht und Freundschaften geschlossen wurden. Und vor allem: Der erste Einminüter wurde gedreht und geschnitten.

Emotionen vermitteln

Der erste Teil des Workshops war rein theoretisch: Es ging um Montageprinzipien wie Kontinuität der Handlung und von Objekten/Personen in einer Szene, Rhythmus, Übereinstimmung von Bild und Musik, etc. Das Wichtigste dabei: Emotionen vermitteln. Am Abend wurden Kurzfilme der Mentoren gezeigt und besprochen: Hanno Höfers „Amintiri din Epoca de Aur” sowie der Film „Mein Bukarest - Jan Koneffke” (Akzente), Regie Tiberiu Stoichici. Aber auch der preisgekrönte Film „Teen Poets Society” des Schülerteams aus dem Goethe- Kolleg Bukarest erntete Applaus. Der zweite Teil bestand dann in Dreh und Schnitt des ersten Einminüters.

Mein Fazit: Der Auftaktworkshop war ein voller Erfolg. Auch das Bukarester Schülerteam mit seinem preisgekrönten o.g. Kurzfilm gab zu, vieles dazugelernt zu haben. Insgesamt staunten die Schülerinnen und Schüler nicht schlecht über das historische und gegenwärtige Potenzial ihrer Schulen. Außerdem meinten die Bukarester z.B., künftig sei ein längerer Aufenthalt nötig, eine Art Ferienlager, manche wünschten sich weniger Theorie bzw. eine stärkere Mischung aus Theorie und Praxis. Eine Schülerin aus Schäßburg sagte, der Workshop hätte ihr Türen zu neuen Horizonten geöffnet. Alle freuen sich nun auf die Folgeworkshops, die dann direkt an den Schulen stattfinden.

Ich glaube, mit dem Filmprojekt in deutscher Sprache über die deutschen Minderheitenschulen wird es uns gemeinsam gelingen, die Sprachinseln etwas zu festigen und die Schulen enger miteinander zu vernetzen. Ein Wunsch, der auch auf dem Workshop geäußert wurde.

Filmpremiere für Dezember geplant

Die Workshops an und mit den anderen Schulen (Arad, Bistritz, Hermannstadt, Mühlbach/Sebe{, Reschitza, Temeswar) werden Ende Oktober abgeschlossen sein und die feierliche Präsentation des Filmes, der auch in den Fokus der deutschen und rumänischen Politik rücken soll, ist für den 14. Dezember 2024 angedacht.