Kompromiss mit Budapest und Wien gefunden

Einmalige Schmuck-Ausstellung lockt auf Zeit nach Siebenbürgen

Ein Paar Prunkfibeln, wie sie von Frauen der späten Antike und des Frühmittelalters am Schulterteil ihrer bodenlangen Kleider getragen wurden. Foto: Klaus Philippi

Klausenburg – Wer den 1797 und 1889 in der siebenbürgischen Kleinstadt Schomlenmarkt/[imleu Silvaniei (Kreis Sălaj) gehobenen Goldschatz ungeteilt funkeln sehen möchte, sollte es Marija Kapitanovi gleichtun und nicht bis Anfang März warten: Donnerstag, am 13. Februar, hat die von Bukarest aus für Rumänien und die Republik Moldau zuständige Botschafterin Kroatiens dem Museum für die Geschichte Transsylvaniens in Klausenburg/Cluj-Napoca (MNIT) einen vollumfänglichen Besuch abgestattet, sich teilweise von Direktor Dr. Felix Marcu persönlich über Exponate und Historisches informieren lassen und selbstverständlich auch der befristeten Ausstellung „Războinici uitați și podoabe eterne“ (Vergessene Krieger und ewige Schmuckstücke) Aufmerksamkeit zugewandt. Auch ihre Heimat weströmischen Erbes muss einige der berittenen und bewaffneten Migrationsströme gespürt haben, die mit dem Zerfall der hilflos strauchelnden Großmacht im späten 5. Jahrhundert n. Chr. einhergingen und dem frühen Mittelalter den Weg bereiteten. Zu Buche steht, dass die aus Silber geschmiedeten, mit dunkelroten Edelsteinen verzierten und schließlich vergoldeten Gewandnadeln, die sofort nach ihrer Ausgrabung in das Eigentum des Ungarischen Nationalmuseums zu Budapest (Magyar Nemzeti Múzeum) übergingen, Besucheraugen nur noch bis Ende Februar als Leihgaben im MNIT zur Verfügung stehen. Besessen hatten sie an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter Stammesführer von Wandervölkern, die bis an den Limes des Weströmischen Reiches herangerückt waren und von seinen Kaisern mit den wertvollsten aller Schmuckstücke beschenkt wurden, um das zusehend an sich selbst scheiternde Imperium so weit wie möglich nicht kriegerisch zu überfallen. Die „Barbaren“, über die man in Rom auf dem Zenit des Altertums verächtlich herzog, mussten während des kriselnden Ausklangs wiederum gütlich gestimmt werden – mit so genannten Prunkfibeln zum Beispiel, die bis dahin allein der Einkleidung von Cäsaren vorbehalten gewesen waren. Als ein derart reich betuchter Stammesführer das eigene Ende herankommen sah, vergrub er sein Goldenes im Erdboden von Schomlenmarkt. Es war die Epoche von Hunnenkönig Attila und Anführern, die weder Europa noch sich selbst etwas schenkten.

Steinreich aber müssen sie auf ihren Feldzügen und im Kontakt zu Rom geworden worden sein. Und vorsichtig im Umgang mit ihren je nach Fall erbeuteten oder erzwungenen Schätzen, da nicht eben überraschend auch Wiens Kunsthistorisches Museum die Anfrage des MNIT auf Ausleihe seiner goldenen Kostbarkeiten aus Șimleu Silvaniei ausschließlich mit silbernen Kopien beantwortet hat, die ihre goldene Farbe einer Galvanisierung verdanken. Klausenburg konnte den Kompromiss schwerlich ausschlagen: Budapest steuert zwar seine Originale bei, doch das für nur vier Monate, während Wien nichts gegen ein ganzes Jahr Ausstellungszeit bis Oktober 2025 einzuwenden hat – unter der Bedingung des Akzeptierens hochwertiger Kopien. Ein Vertragsabkommen, das der Goldkette mit 52 Anhängern nichts von ihrem Glanz nimmt und sie hinter Glas im MNIT genauso prächtig wie ihr Original in der Wiener Antikensammlung erscheinen lässt. Dem Geschichtsmuseum im Zentrum Klausenburgs ist eine Ausstellung geglückt, wie sie noch keine andere Einrichtung Rumäniens je zuvor verbuchen konnte: auch fachlich verwandte Stätten in Bukarest, Buz²u, Târgovi{te, Großwardein/Oradea, Sathmar/Satu Mare, Karlsburg/Alba Iulia, Ploiești, Neumarkt/Târgu Mureș, Temeswar, Thorenburg/Turda und Hermannstadt/Sibiu haben dem Vorzeige-Haus in der größten Universitätsstadt Siebenbürgens ihre Dauerexponate ausgeliehen. Ungeminderte Einblicke in den Reichtum von Wandervölkern auf europäischem Terrain einer der spannendsten Epochen überhaupt vermittelt das MNIT noch bis Freitag, den 28. Februar, den Montag stets ausgenommen. Ab März werden die aus Budapest geliehenen Unikate fehlen. Der Dame von Welt übrigens, die beim Rundgang durch die Ausstellung mittels Kopfhörern über ihre Lebensechtzeit des 5. Jahrhunderts n. Chr. auf Rumänisch, Englisch und Ungarisch aufklärt, kann auch auf der Museums-Homepage mnit.ro gelauscht werden. Rosamunde heißt sie.