Kulturzentrum und architektonisches Meisterwerk

Das neue Reschitzaer Kultur- und Ausstellungszentrum „Pittnerschule“ wurde eingeweiht

Gesamtansicht der neugestalteten Pittner-Schule – dem neuen Reschitzaer Kultur- und Ausstellungszentrum. Blick aus dem Innenhof Fotos: Rathaus Reschitza

So schaut jetzt das Treppenhaus im weiträumig gedachten und überdachten Atrium des Hauses aus.

Sieben Jahre sind vergangen, seit sich die Idee zu konkretisieren begann, aus der total abgewohnten und vor einem gänzlichen physischen Ruin stehenden ersten Grundschule von Reschitza, nach ihrem Lehrer und Erbauer August Pittner „Pittner-Schule“ genannt, ein architektonisches und denkmalpflegerisches Vorzeigezentrum zu machen, das zudem von der federführenden Architektin Ioana Mihăiescu auch zu einem wegweisenden Beispiel für die Rettung und Neu-Inwertsetzung eines historischen Gebäudes gemacht wurde, dem, nach seinem ursprünglichen Aussehen und Zustand, niemand mehr eine neue Chance zugerechnet hätte.

Denn da August Pittner ohne Nachfahren blieb, hatte sich der Staat bzw. die Stadt das Gebäude 1848 per Verstaatlichung – patriotisch: „Nationalisierung“ – angeeignet und zu kommunistischer Zeit und selbstverständlich auch nach 1989 mit Sozialfällen besiedelt, die nach Leibeskräften und in ungebremster Geschwindigkeit, Ahnungslosigkeit und Verachtung eines der geschichtsträchtigen Vorzeigebauten der Reschitzaer Altstadt zugrunde richteten – ohne je deswegen zur Verantwortung gezogen zu werden. (Die Vermutung, dass die Ruinierung solcher Bauten in der Reschitzaer Altstadt – siehe auch das „abgebrannte“ Gewerkschaftskulturhaus – auch mit ein Ziel – von wem wohl? – gewesen sein könnte, ist nicht ganz und auch nicht überzeugend von der Hand zu weisen.) Zuletzt stand in der Furnalelor-Gasse auf Nr.13 eine faktische Ruine da, von der, wie durch ein Wunder, nur die (im Bergland seltene) Sonnenuhr noch an ihrem angestammten Platz stand, während alles andere rundherum verkommen war. Das Rathaus wollte schon abreißen und den Baugrund nutzen.

Die Retter vor dem Verschwinden

Doch es schaltete sich die NGO „Euroland Banat“ und ihr oft hart argumentierender Gründer und Leiter, Andrei Szabó, dazwischen. An seine Seite konnte „Euroland Banat“ auch die isländische NGO Listhópurinn Rösk aus dem kleinen Akureyi mit ins Boot nehmen. Beide NGOs weckten schließlich das Interesse des Reschitzaer Rathauses mit Unterstützung einiger Architekten – allen voran die auf Sanierung von Denkmälern spezialisierte Reschitzaer Architektin und Malerin Ioana Mihăiescu (sie hat auch das Sanierungsprojekt des Casinos im Kurpark von Herkulesbad geplant und betreut) – und – ohne ihn geht heute in Reschitza nichts! – letztendlich gewannen sie auch die Unterstützung des Bürgermeisters Ioan Popa. Dieser, erst skeptisch, zuletzt aber von Restauratoren und Architekten überzeugt, wandte sich gemeinsam mit den beiden NGOs ans Kulturministerium und das fand, dass eine professionelle Restaurierung der Pittner-Schule genau zum Programm „Restaurierung und Revitalisierung von Geschichtsdenkmälern“ passt. Ein Programm, das z. T. über Grants aus Norwegen, Island und Liechtenstein finanziert wird. Im Fall Pittner-Schule kostete das rund eine Million Euro. Ausgezeichnet angelegtes Geld!

Ioana Mihăiescu: „Wir hatten und haben es mit einem Bau zu tun, der auf eine über 150-jährige Geschichte als Schule und Wohngebäude zurückweisen kann, der teils aus geschlagenen und sonnengetrockneten Lehmziegeln errichtet wurde. Gebaut, bewohnt und benutzt wurde die Immobilie vom Lehrer August Pittner. Er leitete hier eine Grundschule. August Pittner war in Reschitza allbekannt. Vor allem weil er sich, auch als Kantor der römisch-katholischen Kirche, voll und ganz dieser Stadt widmete. Vor so etwas habe ich Respekt. Das war mit ein Grund, weswegen ich die Herausforderung annahm, für das 21. Jahrhundert dieses hauptsächlich aus ungebrannten Tonziegeln errichtete Haus zu retten. Es gibt dafür Zeugen: niemand mit Ausnahme ganz Weniger glaubte, dass daraus noch etwas zu machen wäre!“

Der Bürgermeister wurde umgestimmt

Bürgermeister Ioan Popa gestand bei der Einweihung: „Ich sage es ehrlich und offen: als wir, das Rathaus, aufgefordert wurden, uns an die Arbeit zu machen, habe ich an keinen Erfolg glauben können. Als ich die Ruine mir zum ersten Mal angeschaut habe, fand ich hier eine Romafamilie vor. Alle Fenster waren zerdeppert, durchs Dach regnete es ungehindert, das ganze Gebäude war unglaublich verwüstet. Mein erster Eindruck: hier ist nichts mehr zu retten! Meine damalige spontane Überzeugung: Da hilft nur noch der Abriss! Doch Ioana brachte Fachleute, die behaupteten: Es geht noch! Sie machten Berechnungen und Planskizzen, und man begann, nachdem die Finanzierung gesichert war, mit der Arbeit. Jetzt stehen wir alle hier und sehen ein neues Gebäude, das außerordentlich gut ausschaut.“

Marius Mozoru vom Projektteam: „Es war eines der schwierigsten Projekte, die wir bisher bewältigen mussten. Dies nicht nur wegen des Ruinierungs- und Verfallszustandes, in dem sich das Gebäude befand. Aber es gab wenige Leute, die überhaupt noch an einen Erfolg glauben konnten. Oder wollten. Was Sie hier heute sehen, ist das Resultat von Zusammenarbeit: mit Bauconsultern, mit dem Team des Rathauses, mit Fachleuten für Baumaterial – denn es mussten viele ungewöhnliche Baumaterialien beschafft und Baulösungen gefunden werden. Und die Arbeit von guten Handwerkern. Als einer, der weiß, von wo wir ausgegangen sind, rührt mich jedes Mal dieses Resultat!“

Kurzresümée des Ausgangsstadiums

Architektin Ioana Mihăiescu: „Keines der Mitglieder der regionalen Denkmalkommission – bei der sämtliche Genehmigungen einzuholen waren, bevor wir uns an die Konkretisiserung machten – glaubte an einen Erfolg unseres Unterfangens. Sie wunderten sich immer wieder über die Lösungen, zu denen wir uns entschieden – aber diese Lösungen mussten erstmal gefunden werden. Denn wir haben alle Wände, soweit noch vorhanden, egal aus welchem Baumaterial, im möglichst ursprünglichen Zustand bewahrt, ebenso die noch vorhandenen Holzbalken, die sie absicherten. Als wir das Projekt übernahmen, gab es von der Zentralhalle nichts mehr. Das hölzerne Stiegenhaus hatten die letzten Bewohner verheizt, hölzerne Plafonds gab es ebenfalls keine mehr.“

Die eigentlichen Restaurierungs- und Bauarbeiten an der Pittner-Schule wurden 2023 gestartet. Jetzt, Ende März 2025, sagte Bürgermeister Popa: „Ich wünsche mir, dass das ein lebendiger Kulturraum wird, wo Menschen jeden Alters angezogen werden und hier ihren Platz finden. Der Immobilie ist neues Leben geschenkt worden. Jetzt muss sie mit Leben erfüllt, belebt werden. Wir haben entschieden, vorerst die Munizipalbi- bliothek hierher zu verlegen.“ Die war vorher in einem Blockparterre in der Nähe des Bauernmarktes am Südbahnhof untergebracht. Und hat jetzt eine ansprechende Kinderabteilung.

Alina Săftulescu vom Kommunikationsbüro des Rathauses, die seitens des Rathauses mit der Verantwortung für diese Immobilie beauftragt wurde, erklärt: „Ich wünsche mir, dass hier viele Ereignisse organisiert werden, etwa auch ein Filmfestival, dessen erste Ausgabe Reschitza gewidmet sein soll.“