„Luftschiffe über dem Balkan 1915 bis 1918“

Neuer Band mit wertvollem Fotomaterial und Dokumenten zum Luftschiffhafen Sanktandres

Es scheint, als wäre die Geschichte doch noch nicht zu Ende geschrieben, denn nun ist ein weiteres Buch von Dr. Jörg Biber im Handel erhältlich, das sich mit den Fahrten von Luftschiffen im Ersten Weltkrieg über der großen Balkanregion befasst. „Luftschiffe über dem Balkan 1915 bis 1918“ titelt der Band, der aktuell beim Verlag MediaScript in Berlin, Deutschland, zum Preis von 34,50 Euro bestellt werden kann (ISBN 978-3-9822979-7-2). Das Buch schildert einerseits die „Erlebnisse von Feinmechaniker Paul Biber als Luftschiffer im Königlich Sächsischen Luftschifftrupp Nr. 14“ in den Jahren 1914 bis 1918.

Andererseits wurde das neue Buch durch jede Menge Dokumentationsmaterial ergänzt. Im vorliegenden Buch wird erstmalig der Versuch unternommen, alle Fahrten von Luftschiffen über dem gesamten Balkan einschließlich angrenzender Gebiete wie dem Schwarzen Meer und sogar bis hin nach Afrika von den beiden Luftschiffhäfen Sanktandres/Sânandrei/Szentandrás und Jamboli (Bulgarien) aus zu erfassen. Durch das Vorwort von Dr. Hannes Täger zur vorliegenden Ausgabe und das integrierte Vorwort von Prof. Rudolf Gräf zur rumänischen Ausgabe wird ein guter Rahmen für ein nachvollziehbares Verständnis der Geschichtsereignisse geschaffen.

Paul Biber (1891 – 1957) ist der Vater des Autors, der auf dem Luftschiffhafen in Sanktandres mitgewirkt und zahlreiche fotografische Eindrücke aus der Zeit während des Ersten Weltkriegs sowohl auf dem Luftschiffhafen als auch in den umliegenden Dörfern sowie in Temeswar gesammelt hat. Nur wenige wissen es: Mit dem Luftschiffhafen bei Sanktandres, auf dem auch Flugzeuge starteten und landeten, geht die Region Temeswar mit einem der ersten Flugplätze auf dem Balkan in die Geschichte ein. Kommendes Jahr werden 110 Jahre Flugbetrieb bei Temeswar begangen – das Jubiläum darf nicht einfach verpasst werden, wünscht sich Buchautor Dr. Jörg Biber.

„Luftschiffe über dem Balkan 1915 bis 1918“ ist das fünfte Buch von Dr. Biber zu Erlebnissen seines Vaters im Ersten Weltkrieg. Zuerst erschienen zwei Bücher in englischer Sprache: „Paul Biber and the Seeflugzeug-Versuchs-Kommando Warnemünde 1916-1918“ (2021, bestellbar über Amazon Aeronaut Books, ISBN 978-1-953201-24-9) und „Paul Biber´s Experiences at Szentandrás Airship Base near Timisoara, Code Name ADEBAR 1915 and 1916“ (2021, bestellbar über Amazon Aeronaut Books, ISBN 978-1-953201-29-4). Es folgte im Jahr 2023 die deutsche Ausgabe des Werkes „Das Seeflugzeug-Versuchs-Kommando Warnemünde“, welches beim Verlag MediaScript in Berlin, Deutschland bestellt werden kann (ISBN 978-3-9822979-1-0). Ein deutsch-rumänischer Band „Erlebnisse von Feinmechaniker Paul Biber als Luftschiffer auf dem Luftschiffhafen Temeswar (1915 und 1916)“ ist Ende des vergangenen Jahres vom Zentrum für Siebenbürgische Studien der Rumänischen Akademie Klausenburg/Cluj-Napoca in der Koordination von Prof. Dr. Rudolf Gräf herausgebracht worden.

Das jüngste Buch Jörg Bibers ist im A4-Format erhältlich, hat einen festen Bucheinband, wobei auf dem blauen Cover ein Foto der Zeppelinhalle auf dem Luftschiffhafen bei Sanktandres abgebildet ist. Das Großformat des Buchs hat das Abdrucken von größeren Bildern ermöglicht, was die Anschaulichkeit um ein Vielfaches erhöht. Das Vorwort unterzeichnet Dr. Hannes Täger, der seit 1998 die Geschichte der frühen Luftfahrt bis 1920 mit Schwerpunkt Militärfliegerei im Ersten Weltkrieg erforscht und auch einige Archivmaterialien zum Werk beigesteuert hat. Sein besonderes Interesse gilt den sächsischen Fliegern, Fliegerverbänden und Flugplätzen. Das Vorwort gilt auch dem besseren Verständnis des historischen Gesamtbildes, wofür Dr. Täger drei weitere Themen anspricht: die Entstehungsgeschichte der Luftschiffertruppen, die Bestimmung des Begriffs „Balkan“ und der Ablauf der militärischen Operationen in dieser Region, mit besonderer Berücksichtigung der Aktivitäten anderer Teile der deutschen Luftstreitkräfte, die mit den Luftschiffen zusammenwirkten.

Strukturiert ist das Buch in zwölf Kapiteln, dazu gibt es Anhänge, ein Quellenverzeichnis, Informationen über den Autor sowie einen Teil, in dem sich dieser bei all jenen bedankt, die ihm beim Verfassen des Buchs zur Seite gestanden haben. In der Einführung wird der Leser mit dem Thema und dem eigentlichen „Berichterstatter“ bekannt gemacht: Es ist Paul Biber, der Vater des Verfassers, der während des Ersten Weltkriegs beim Königlich Sächsischen Feldtrupp für Luftschiffe Nr. 14 im Banat gewirkt hat. Paul Biber scheint schon damals geahnt zu haben, wie wichtig irgendwann seine Beobachtungen sein sollten, denn immerhin hielt er zahlreiche Erlebnisse aus dem Leben der Luftschiffer mit seiner Kamera fest. Die Fotos entwickelte er selbst und schickte sie als Feldpostkarten nach Hause. Nach Kriegsende ordnete Paul Biber all diese Bilder in sein Kriegsalbum chronologisch ein und fügte wichtige Notizen hinzu. Buchautor Jörg Biber, der nur sechs Jahre alt war, als sein Vater starb, nutzte diese Bilder, um eine umfangreiche Dokumentation zur Tätigkeit des Königlich Sächsischen Feldtrupps für Luftschiffe Nr. 14 aufzustellen, er bezieht sich außerdem auch auf andere Literaturquellen, die sowohl online, wie auch in Form von gedruckten Veröffentlichungen erhältlich sind. Insgesamt 409 Fotos, 16 Übersichten, 8 Farbprofile und 19 Grafiken aus dem Biber-Archiv konnten verwertet werden. Das Buch umfasst zudem eine kurze Geschichte der Entstehung der Zeppeline, aber auch bedeutende Informationen zur Entstehung des Königlich Sächsischen Feldtrupps für Luftschiffe Nr. 14, kurz als „LT 14“ sind angeführt. Das Buch wurde – im Vergleich zu den bereits erschienenen Varianten – um weiteres Bildmaterial ergänzt, welches in guter Qualität auf den A4-Buchseiten, meist vergrößert, eingesehen werden kann.

Interessant für die Leser aus dem Banat ist das Kapitel über den Luftschiffhafen Temeswar mit dem Tarnnamen „Adebar“, wo Paul Biber bei dem „LT 14“ in den Jahren 1915 und 1916 im Einsatz war. Es handelt sich dabei um ein Stück Banater Geschichte, das bislang nur wenig erforscht werden konnte. Die äußerst wertvollen Fotografien, die Paul Biber hinterlassen hat, dienen dazu, einen Kreis zu schließen, wobei die mit der jüngsten Buchveröffentlichung hinzugekommenen Fotos und Postkarten aus Archiven anderer Forscher wie Puzzleteile zusammengefügt wurden, um ein umfangreiches Bild der Militärfliegerei im Ersten Weltkrieg und speziell des Flugbetriebs in diesem Teil Europas zu vermitteln. Der Autor Dr. Jörg Biber hat es hervorragend geschafft, all diese Puzzleteile zusammenzufügen.  Er selbst zeigt sich am Ende des Bandes beeindruckt davon, wie er als Quereinsteiger von den Luftschiff-Experten aufgenommen und unterstützt wurde.

„Es ist dem Autor beeindruckend gelungen, die breite Palette unterschiedlicher Aufgaben, die durch die Luftschiffer eines Luftschiffertrupps realisiert werden müssen, aufzuzeigen und teilweise detailliert am Beispiel des Königlich Sächsischen Feldtrupps für Luftschiffe Nr. 14 zu demonstrieren“, schreibt Dr. Hannes Täger im Vorwort. Dieser Eindruck besteht auch beim interessierten Lesen des Buchs, das dank seiner detaillierten Schilderungen der Kriegsaktivitäten über dem Balkan, bei dem deutsche Luftschiffe zum Einsatz kamen, eine Lücke schließt. Sieht man diese umfassende Dokumentation der Luftschifffahrten über dem Balkan, gepaart mit den Schilderungen des Lebens auf dem Luftschiffhafen und insbesondere den Kontakt zur Bevölkerung in den umliegenden Dörfern sowie in Temeswar, dann wird mit diesem Buch den Banatern lebendig, anschaulich und detailliert ein Stück Heimatgeschichte zurückgegeben, was das Buch sehr empfehlenswert macht.