Neue Graphik zur Deportation im Teutsch-Haus

Hermannstadt – Das Jahr 2025 steht für die deutsche Minderheit in Rumänien unter dem Zeichen des Gedenkens an die Deportation in die Sowjetunion, die vor 80 Jahren (1945) begann. Die Reihe der Veranstaltungen, die diesem traumatisierenden Ereignis gewidmet sind, wird am 15. Januar im Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich Teutsch“ eingeleitet.

In die Kunstsammlung des Hauses wird, Dank einer Schenkung von Pfarrer Kurt Franchy und Frau Renate Franchy vom Dezember 2024, eine Graphik von Friedrich Bömches Ritter von Boor aufgenommen. Dabei handelt es sich um ein Bild ohne Titel (Weg zum Lager) – 70x100 cm, Kohle auf Papier, signiert, datiert 95.

Friedrich von Bömches wurde 1916 in Kronstadt/Bra{ov geboren. 1938 wurde er zum Wehrdienst eingezogen und stieß mit der rumänischen Armee bis Stalingrad vor. In den frühen vierziger Jahren kehrte von Bömches wieder nach Kronstadt zurück, wurde aber kurz darauf in die Sowjetunion verschleppt, wo er bis 1950 als Steinbrucharbeiter Zwangsarbeit im Donez-Becken leistete. Am 26. Juni 1943 heiratete er seine Frau Erna, die 1944 den gemeinsamen Sohn Bernd von Bömches in Kronstadt zur Welt brachte. Ende der 70er Jahre übersiedelte von Bömches in die Bundesrepublik Deutschland und fand im oberbergischen Wiehl eine neue Heimat. Dort konnte er sich ohne Zensur mit dem in der Welt nie endenden Drama von Flucht, Vertreibung und Verschleppung intensiv künstlerisch auseinandersetzen. Seine Deportations-Bilder zeigen Ohnmacht, Zwang, Angst und Verzweiflung, eingebrannt in die kollektive Erinnerung. Bömches starb 2010 in Wiehl und hinterließ ein beeindruckendes künstlerisches Erbe.

Die Aufnahme des geschichtsträchtigen Kunstwerks in das Landeskirchliche Museum wird im Beisein von Bischof Reinhart Guib am Mittwoch den 15. Januar 2015 um 11.00 Uhr stattfinden. Über den bildenden Künstler Friedrich Bömches von Boor spricht Kunsthistorikerin Dr. Gudrun Ittu. Dr. Gerhild Rudolf berichtet über seltene Archivquellen zur Deportation. Stadtkantorin Brita Falch Leutert und Musikwart Jürg Leutert begleiten den Anlass musikalisch.