Drei Schulen in Westrumänien haben neue PASCH-Plaketten bekommen. Dadurch gehören die Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule in Neuarad, das Arader Moise-Nicoar˛-Nationalkolleg und die Nestor-Oprean-Gymnasialschule in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare jetzt offiziell einem weltweiten Schulnetzwerk an, bei dem deutsche Sprache und Kultur im Vordergrund stehen. Zur feierlichen Übergabe der neuen Plaketten war die deutsche Konsulin in Temeswar, Regina Lochner, zusammen mit der Fachberaterin für Deutsch als Fremdsprache in Hermannstadt/Sibiu und Temeswar, Annette Richter-Judt, anwesend. Zu diesem Anlass wurden auch die im letzten Schuljahr erworbenen Deutschen Sprachdiplome Stufe 1 verteilt.
1300 Schüler besuchen die Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule in Neuarad, verteilt auf 58 Kindergartengruppen und Schulklassen, von denen 31 der deutschen Abteilung zugehörig sind. Sie alle besuchen schon seit dem Beginn des Programms eine PASCH-Schule, weil dort die Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom abgelegt werden kann. Man ist also eigentlich schon seit 2008 Mitglied im internationalen Netzwerk von über 2000 Schulen, die deutsche Sprache und Kulturvermittlung fördern. Über 60 dieser Neuarader Schüler, einige Eltern und Lehrkräfte wohnten am Mittwochmorgen, den 20. September, im frisch eingeweihten Festsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Arad dem doppelten Festmoment bei. Die neue PASCH-Plaktette nahm der stellvertretende Schulleiter Mario Stoica entgegen, der sich dadurch angespornt fühlt, auch Kontakt zu einer PASCH-Partnerschule und damit vermehrten internationalen Austausch für Schüler und Lehrer anzustreben. Der ist bereits über die Plattform PASCH-net online möglich, denn die Plattform bietet nebst einer Lernplattform, Wettbewerben, Newsletter und einer Kommentarfunktion auch ein Forum für den internationalen Schüler- und Lehreraustausch an, unterstrich als Moderatorin der Veranstaltung Deutschlehrerin Gabriela Benghia. Die DSD-I-Prüfung legen in Neuarad hauptsächlich Schüler der 9. und 10. Klasse ab, die bis dahin entweder Deutsch als Muttersprache oder als Fremdsprache in der rumänischen Abteilung gelernt haben. Auch in diesem Jahr haben mehr als 90 Prozent die Prüfung bestanden, die anderen haben Teilbescheinigungen für Sprachkompetenzen auf A2-Niveau des europäischen Referenzrahmens entgegennehmen können. Für viele ist dies jedoch lediglich eine Übung und ein Ansporn zur Vorbereitung auf die DSD-II-Prüfung in der 12. Klasse.
Knapp über 20 Schüler haben im letzten Schuljahr erstmalig am Moise-Nicoar˛- Nationalkolleg die DSD-I-Prüfung abgelegt, mehr als die Hälfte bekam am Mittwoch ihre Diplome. Koordiniert hat die Prüfung Deutschlehrer Martin Schwägerl als Fachschaftsberater im Kreis Arad, der einen stetigen Zuwachs bei Deutschlernenden feststellen kann, die sich auch diesen Prüfungen stellen. Es gibt manche Schüler, die am AMG-Lyzeum in Neu-arad die Grundschule bis zur 8. Klasse besuchen und dann ins Moise-Nicoar˛ für die Lyzealklassen wechseln. So kommen meist auch die nötigen Stunden für die DSD-I-Prüfung zusammen, denn schließlich braucht es mindestens 500 bis 600 Unterrichtsstunden Deutsch, bevor man sich der Prüfung für Deutschkenntnisse auf B1-Niveau stellen kann. Dass nun auch an der Arader Moise-Nicoar˛-Eliteschule die Sprachdiplomprüfung abgelegt wird, beziehungsweise die Schule auch dem PASCH-Netzwerk angehört und dafür die offizielle PASCH-Plakette bekam, ist der Strebsamkeit der Deutschlehrerin Brigitte Waldvogel zuzuschreiben, die zusammen mit Bartus Timea die Schüler auf die Sprachdiplomprüfungen Deutsch vorbereitet. Generell sei seit der Einführung der DSD-I-Prüfungen ein Zuwachs an PASCH- und DSD-Schulen festzustellen, sagt auch Fachberaterin Richter-Judt. Einerseits habe das Diplom kein Ablaufdatum, sei von der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) und damit von der Kultusministerkonferenz zertifiziert, andererseits könne man es kostenlos erwerben, im Gegensatz zu anderen Sprachkompetenzbescheinigungen.
Ein richtiges Fest war in diesem Jahr die Sprachdiplomvergabe an der Nestor-Oprean-Gymnasialschule in Großsanktnikolaus. Der Platz auf der Straße vor der Schule wurde von der Polizei abgeriegelt, so dass sich Schüler, Eltern und Lehrer in einem großen Halbkreis um das Podium versammeln konnten. Viele der ehemaligen Absolventen der deutschen Abteilung waren in Dirndln, Lederhosen und Trachten gekommen. Zugegen waren nebst Schulleitung auch Bürgermeister, D˛nu] Groza, die deutsche Konsulin und die Fachberaterin. Sie alle richteten Gruß- und Lobesworte an die Schüler. Es moderierte auf Deutsch und Rumänisch die stellvertretende Schulleiterin Ramona Roosz Suba. In Großsanktnikolaus wird die Prüfung bereits in der 8. Klasse abgelegt und auch hier bestehen sie die meisten Schüler. Feierlich wurde die PASCH-Plakette am Haupteingang enthüllt, jedoch erst, nachdem die Zweit-und Drittklässler einen deutschen Kindertanz in ihren bunten Dirndln darboten. Anschließend wurden die Sprachdiplome verteilt, die teils von Jugendlichen in Trachten entgegengenommen wurden. Die Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus, Dietlinde Huhn, hat als vormalige Deutschlehrerin und Schulleiterin mit Unterstützung der ehemaligen Fachberaterin Birgit Söldenwagner und zusammen mit Deutschlehrer Andreas Kappel die DSD-I-Prüfung in Großsanktnikolaus eingeführt. Kappel sei es auch, der nach wie vor die Schüler in zusätzlichen Stunden am Wochenende auf die Prüfung vorbereite, hieß es in den kurzen Dankworten einer Schülerin. Dietlinde Huhn unterstrich in ihrer Ansprache auf Rumänisch, wie wichtig die Sprachkompetenz auf diesem Niveau sei und vermerkte auch erste Erfolge, die Absolventen dank dieses Diploms auf der Suche nach einer Anstellung verzeichnen konnten. Nach einem von Lucian Oprea akribisch in Szene gesetzten Gruppenfoto trat die Jugendtanzgruppe „Buntes Sträußchen“ des Großsanktnikolauser Forums in den neuen Tschanader Festtagstrachten auf und erntete dafür begeisterten Beifall.
Für die deutsche Konsulin in Temeswar war es ein erster Besuch in der Temescher Kleinstadt und sie freute sich, aufgeschlossenen, freundlichen Schülern und Lehrern begegnet zu sein, mit guten Deutschkenntnissen und Musikliebe. Die PASCH-Plakette sei weltweit als eine Erinnerungsstele für deutsche Sprache und Kultur zu betrachten, aber auch ein sichtbares Zeichen der weltumspannenden Vernetzung. Regina Lochner nutzte den Anlass, sich im Anschluss zu den Feierlichkeiten mit dem Lehrerkollegium und der Situation der deutschen Abteilung vertraut zu machen. Sie besuchte zudem das Deutsche Ortsforum und erfuhr von Dietlinde Huhn sowohl einiges zu dessen Tätigkeit als auch zur Ortsgeschichte. So kam es, dass man auch die deutschen Kriegsgräber auf dem Deutsch-Gemeinde-Friedhof und auf dem städtischen Friedhof aufgesucht hat, zumal schon länger seitens der Deutschen Kriegsgräberfürsorge angedacht ist, die vielen deutschen Soldaten- und Heldengräber zu einer zentralen Gedenkstätte in Rumänien zusammenzuführen.