Am 30. März hat die erste Ausgabe des Projekts „Portrete în oglindă. Arc peste timp“ (Porträts im Spiegel der Zeit) im Bukarester Goethe-Institut stattgefunden. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Departement für Interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens (DRI) in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der Redaktion „Andere Minderheiten“ des öffentlichen Fernsehens TVR. Die Initiative ist Teil einer breiteren Projektreihe, welche dem Beitrag gewidmet ist, den Frauen, die nationalen Minderheiten angehören, für die rumänische Gesellschaft leisten.
Die von Oana Ionel, Regierungsberaterin im DRI, moderierte Diskussion, an der sich acht beruflich erfolgreiche Frauen aus den nationalen Minderheiten beteiligt haben, ist wie ein interethnischer Dialog verlaufen, der darauf abzielte, herausragende weibliche Persönlichkeiten aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern zusammenzubringen und über ihre Vorbilder erzählen lassen.
Glaube, Arbeit und Bescheidenheit
Die erste Rednerin, Andreea Barbu, stammt aus der armenischen Minderheit und hat eine Doppelausbildung in den Fachrichtungen Fremdsprachen und Wirtschaft. Außerdem ist Andreea Barbu Fachfrau für Außenbeziehungen. Heute arbeitet sie als Journalistin bei „Ararat“, der Zeitschrift des Verbandes der Armenier in Rumänien.
Die wesentlichsten Werte der armenischen Frauen sind Andreea Barbu zufolge ihr orthodoxer Glaube, die Arbeit und die Bescheidenheit. Als Vorbilder nannte sie ihre Mutter, die Journalistin Maria Terzian, die über drei Jahrzehnte bei TVR gearbeitet hat, sowie ihre Großmutter und Urgroßmutter, die sie aus den Erzählungen ihrer Mutter kennt.
Angewandte Liebe zur eigenen Folklore
Die zweite Gastrednerin war die Ethnologin Dr. Adriana Fúriková. Sie erforscht seit mehr als 15 Jahren das Leben und die Bräuche der slowakischen Minderheit, der sie selbst angehört. Wie bereits ihr Vater sammelt auch Dr. Adriana Fúriková alte slowakische Volkstrachten und -lieder aus der Region Bihar-Salasch/Bihor-Sălaj, wo die größte slowakische Gemeinschaft in Rumänien ansässig ist, und präsentiert sie bei Fernsehsendungen und Folklorefestivals im In- und Ausland.
Ihren Vortrag beendete sie mit dem Sinnspruch „Eine Gesellschaft mit gebildeten Frauen gedeiht“, der von ihrem Vorbild Dr. Maria Anoca Dagmar stammt, Professorin am Slawistik-Departement der Universität Bukarest.
Spiegelbild ihrer Zeit
Die Schauspielerin Roxana Guttmann, die der jüdischen Minderheit angehört, ergriff als nächste das Wort. Sie hat das Institut für Theater- und Filmkunst in Bukarest in der Klasse des Meisters Dem Rădulescu absolviert. Heute spielt sie auf der Bühne des Jüdischen Staatstheaters und in zwei Stücken mit ihrer Tochter Naomi im Museum für Rumänische Literatur (MNLR). Zu ihren Vorbildern kürte sie die rumänische Schauspielerin und Professorin Olga Turodache und die amerikanische Schauspielerin und dreifache Oscarpreisträgerin Meryl Streep. Die Rolle der Künstlerin ist es Roxana Guttmann zufolge, das Spiegelbild ihrer Zeit darzustellen.
Zuschauer schätzen Authentizität
Die Redakteurin, Reporterin, Fernsehmoderatorin und Produzentin Edith Kacsó entstammt der ungarischen Minderheit in Rumänien.
Sie verfügt über eine Mehrfachausbildung in so unterschiedlichen Fachbereichen wie Autobautechnik, Journalismus und Regie. Ihre Leidenschaft für Film hat Edith Kacsó endgültig zur Fernsehrubrik CINE-MA, die sie nun moderiert, geführt.
Sie ist seit 20 Jahren Kulturredakteurin bei der Sendung in ungarischer Sprache im TVR. Ihr Vorbild war ihre Mutter, und manchmal lässt sie sich von den Geschichten der Personen, die sie für ihre Rubrik interviewt, sehr bewegen. Die Zuschauer schätzen eben diese Authentizität, die durch ihre Gefühle zum Vorschein kommt.
Vier Generationen von Frauen in einem Foto
Als nächste sprach Manuela Marcovici, Künstlerin für visuelle Effekte und Animation, die aus der jüdischen Minderheit in Karlsburg/Alba Iulia stammt. Sie legt großen Wert auf ihren Glauben, auf die Einhaltung der jüdischen Bräuche und auf die gute Beziehung zur jüdischen Gemeinschaft.
Ihre Großmutter und Mutter dienen ihr auch als Vorbilder, und so zeigte die Künstlerin ein Foto, in dem vier Frauengenerationen ihrer Familie auftreten, von der 90-jährigen Großmutter bis zur eigenen Tochter.
Geschichten gegen die Angst
Die Schauspielerin, Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Alina Șerban gehört der Roma-Minderheit an und hat sich aus eigener Kraft zu ihrem heutigen Erfolg hochgearbeitet. Alleine ist sie jedoch nicht, denn ihre Freundinnen und Vorbilder, die Physikerin Ruxandra Costescu und Isabelle Wesselingh, Leiterin der Nachrichtenagentur France Press, stehen ihr seit vielen Jahren bei Schwierigkeiten bei.
Alina Șerban ist Absolventin der Universität für Theater- und Filmkunst in Bukarest, der Royal Academy of Dramatic Arts in London und der Tisch University in New York. Durch ihre Filme hinterfragt sie Stereotype und versucht, Kulturbrücken zwischen ihr und den Zuschauern zu bauen. Außerdem leitet Alina Șerban seit 2015 den Verein „Untold Stories“ (Unerzählte Geschichten), der sich zum Ziel setzt, mittels der Aufführung unbekannter Geschichten aus der Roma-Perspektive, die Angst zu besiegen, mit der die Schauspielerin selbst aufgewachsen ist.
Nur mit Ehrlichkeit kommt man durch
Die Universität für Theater- und Filmkunst in Bukarest UNATC hat auch Dr. Laura Lăzărescu-Thois beendet. Sie ist aber keine Schauspielerin, sondern lehrt an ihrer Alma Mater und hat auch ein Masterstudium im Fachbereich Marketing an der Akademie für Wirtschaftswissenschaft Bukarest absolviert.
Die Dozentin, deren Eltern beide Professoren am Germanistik-Departement der Universität Bukarest sind, stammt aus der deutschen Minderheit und versucht ihren Enthusiasmus in so viele Projekte wie möglich zu stecken.
Ihrer Meinung nach kommt man beim Publikum nur durch Ehrlichkeit durch, man teile dabei den Zuschauern ein Stückchen von sich selbst mit. Auch ihr dient ihre Freundin, Dr. Gabriela Suciu, Filmproduzentin und Prodekanin der UNATC, als Vorbild.
„Nichts ist Zufall, alles hat einen Sinn“
Schließlich stellte sich Dr. Felicia Waldman, Leiterin des Zentrums für Hebräisch-Studien „Goldstein Goren“ an der Universität Bukarest vor. „Nichts ist Zufall, alles hat einen Sinn“ lautet ihr Motto, das ihr Berufsleben von Anfang an geprägt hat.
Nach einer zickzackförmigen Laufbahn unterrichtet sie nun Hebräisch und forscht zur jüdischen Gemeinschaft in Rumänien. Als Vorbild schätzt Felicia Waldman ihre Urgroßmutter Alexandrina Georgescu sehr, die von Literatur begeistert war und sich autodidaktisch gebildet hat.
Die Interviews sind abrufbar unter: facebook.com/DepartamentulPentruRelatiiInteretnice