Mehrmals hatte Bürgermeister Nicolae Robu die Eigentümer des ehemaligen Modehauses Modex in der Temeswarer Innenstadt öffentlich kritisiert, dass sie das Gebäude verfallen lassen. Es sei eine Schande für Temeswar, eine Sanierung sei zwingend, hatte Robu bereits vor drei Jahren gesagt. Nun haben die Eigentümer, eine Reihe von Genossenschaften, die die Wende von 1989 und schließlich sich selbst überlebt haben, die Sanierung eingeleitet: Die Hauptfassade des Modex-Hauses ist eingerüstet, die Bauarbeiter sind bereits seit Anfang Mai am Werk. Ende August sollen die Arbeiten fertiggestellt werden. Auf dem Dach des in den 1970er Jahren im damals üblichen Baustil errichteten Einkaufszentrums soll in Kürze unter dem Namen „Craft Rooftop“ ein Restaurant mit Blick auf den Opernplatz entstehen, geworben wird bereits über Facebook.
Eine Panne gab es allerdings Anfang Juni, als Bürgermeister Robu mit einem Aufgebot an Lokalpolizisten das Gebäude stürmte und die Bauarbeiten an dem Restaurant unterband; es soll keine Baugenehmigung gegeben haben und außerdem hatte Robu geglaubt, der Opernplatz werde durch den Neubau auf dem Dach des Modex-Hauses verunstaltet. Inzwischen wird an der Hauptfassade gearbeitet, das Schicksal des Restaurants ist ungewiss. Das Modex-Gebäude beherbergt zurzeit ein Modegeschäft, eine Deichmann-Filiale, Friseur- und Kosmetiksalons, mehrere Schneidereien, ein Restaurant im Obergeschoss und einige Büros. Als es gebaut wurde, galt es als das modernste Modehaus der Stadt, verschiedene Konsumgenossenschaften (Încălţăminte, Igiena, Îmbrăcămintea, Colortex) wurden dort untergebracht. Interessanterweise konnten diese die Wendezeit überstehen. Igiena zum Beispiel betreibt trotz heftiger Konkurrenz weiterhin eine Reihe von Friseur- und Kosmetiksalons, darunter auch jene in den Toplagen im Modex-Haus und auf dem Republicii-Boulevard neben dem Rektorat der Technischen Universität. Etwas schlechter geht es den Îmbrăcămintea-Schneidereien, die an starkem Nachwuchsmangel leiden und ihre Tätigkeit einschränken mussten.
Auch an anderen Orten in der Innenstadt wird zurzeit gearbeitet, mehrere Gebäude werden saniert. Darunter auch das ehemalige Hotel „Trompeter“ an der Bischof-Pacha-Gasse, Ecke Prinz-Eugen-Gasse. Die Arbeiten werden von der Eigentümervereinigung durchgeführt, Anfang August soll der altehrwürdige Bau im neuen Glanz erstrahlen. Im Hotel „Trompeter“, das später dann den Namen „Hungaria“ trug, kehrte der abgesetzte rumänische Fürst Alexandru Ioan Cuza im Jahre 1866 ein, auf dem Weg ins deutsche Exil. Sein Aufenthalt in Temeswar war der letzte auf heutigem rumänischem Gebiet. Die Adresse galt in Alt-Temeswar als besonders vornehm, in seiner Monographie schreibt der letzte deutsche Bürgermeister Josef Geml: „Das mit eigenem Fuhrwerke verkehrende vornehme Publikum besuchte hauptsächlich das mit Hof und Stallungen versehene Hotel an der Ecke der Lonovich- und Prinz-Eugen-Gasse, welches damals Trompeter hieß und ebenfalls ein gutes Restaurant und Kaffeehaus besaß.“ (J. Geml, Alt-Temesvár im letzten Halbjahrhundert 1870 – 1920, Banat Verlag Erding, 2010, S. 43).
Ebenfalls saniert wird die Temeswarer Bibliothek der Rumänischen Akademie in der Bischof-Pacha-Gasse, fast direkt gegenüber dem Trompeter-Haus. Die Arbeiten werden von der Rumänischen Akademie bezahlt, die Sanierung war ein älteres Anliegen des Leiters der hiesigen Filiale der Rumänischen Akademie, Professor Păun Ion Otiman. Im Stile des Eklektizismus in den Jahren 1886 - 1891 gebaut, mit einer Statue der griechischen Weisheitsgöttin Athene in einer Nische des oberen Stocks und mit einem wunderschön verzierten Eingangstor versehen, ist das Gebäude mit den Namen Zsigmónds von Ormós verbunden. Obergespan Ormós hatte die Südungarische Historisch-Archäologische Museumsgesellschaft gegründet und die Umgestaltung des Wellauer-Hauses in der damaligen Lonovich-Gasse durchführen lassen. Das neue Gebäude kostete 62.000 Kronen und beherbergte in neun Sälen die Kollektionen der Museumsgesellschaft. Ormos hatte zuletzt seine private Gemäldesammlung dem Museum geschenkt, sie bilden den Grundstock des heutigen Banater Kunstmuseums im benachbarten Barockpalais.
Wenn die Renovierung dieser beiden Gebäude in der Bischof-Pacha-Gasse abgeschlossen sein wird, kann diese Straße als ein Prachtstück der Temeswarer Innenstadt betrachtet werden, sind doch dort bereits mehrere Häuser saniert, darunter auch das Bischofspalais, das Klapka-Haus und das ehemalige Zinshaus der römisch-katholischen Kirche. Andererseits gehen die Arbeiten an verschiedenen anderen Innenstadt-Häusern nur mühsam voran. Das Catharina-Hertl-Haus (9.-Mai-Gasse Nr. 1, Ecke Alecsandri-Straße) ist fast fertig, gearbeitet wird nur noch im Erdgeschoss, aber am Stadtpalais in der Prinz-Eugen-Gasse Nr. 9 wird nicht mehr gearbeitet, obzwar es bereits im vergangenen Herbst eingerüstet wurde. Ebenfalls eingestellt wurden die Arbeiten wegen Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der Baugenehmigung und den Protesten der Nachbarn am geplanten Hotel am Sankt-Georgs-Platz Nr. 4 sowie an der ehemaligen Pilsner Bierhalle, ebenfalls am Sankt-Georgs-Platz. Alle diese Arbeiten werden im Grunde von den Eigentümern selbst durchgeführt, die Stadt konnte bislang noch kein umfangreiches Konzept zur Sanierung der alten Stadtteile umsetzen, obzwar mehrere Initiativen diskutiert wurden. Und das 1855 errichtete Palais der „Ersten Temesvárer Sparkassa“ sowie das 1911 bis 1914 gebaute Temeswarer Bankpalais, beide am Sankt-Georgs-Platz, mussten unlängst mit Netzen abgesichert werden, um Passanten vor bröckelndem Stuck zu beschützen.
Sollte es in naher Zukunft zu keiner Unterstützung durch die Regierung kommen, ähnlich wie in Hermannstadt/Sibiu vor mehr als zehn Jahren, wird 2021, im Kulturhauptstadt-Jahr, ein erheblicher Teil der Temeswarer Innenstadt noch im selben desolaten Zustand verharren, trotz der wiederholten Aufrufe des Bürgermeisters an die Hausbesitzer und der Strafzettel, die die Lokalpolizei wegen bröckelnder Fassaden oder sogar akuter Einsturzgefahr ausstellt.