Schock: TikTok-Kandidat Georgescu im Finale für Präsidentenwahl

Showdown zwischen Rechtspopulist und bürgerlicher Bewerberin Lasconi

Am 8. Dezember geht es in die Stichwahl zwischen Călin Georgescu und der Nummer Zwei: zu Redaktionsschluss lag USR-Chefin Elena Lasconi auf dieser Position knapp vor Marcel Ciolacu (PSD). Während westliche Medien Georgescus Sieg in der ersten Wahlrunde mit Worten wie „Schock“ oder „Erdbeben“ kommentieren, beeilen sich russische Medien, an dessen NATO-kritische Äußerungen zu erinnern. | Fotos: Inquam Photos / Bogdan Buda, Octav Ganea

Bukarest (ADZ) - Zum ersten Mal in der Nachwendegeschichte schafft es ein Sozialdemokrat nicht in die Stichwahl für den Präsidenten. Zwar scheitert die PSD seit 20 Jahren immer wieder am entscheidenden Wahlgang, doch ihr Kandidat war zumindest dort dabei. Nicht so diesmal. Premierminister Marcel Ciolacu schien zwar zeitweilig der Wahlsieger zu sein, doch der Rechtspopulist und Russlandfreund Călin Georgescu gewann den ersten Wahlgang mit knapp 23% der Stimmen. Ihn wählten rund 2,2 Millionen Bürger, bei einer Beteiligung von etwa 52%. Auf Georgescu folgte die USR-Chefin Elena Lasconi mit 19,17%. Bis in die Morgenstunden des Montags schien es, dass Ciolacu es in die zweite Runde schafft, doch Lasconi zog an ihm vorbei. Sie holte in der Nacht einen Rückstand von mehr als einer halben Million Stimmen auf und erreichte dann einen hauchdünnen Vorsprung von etwa 2000 Stimmen, sodass Ciolacu bei 19,15% blieb. Auch für die Liberalen als Juniorpartner der Regierungskoalition war der Wahlsonntag ein Debakel. Ihr Vorsitzender und Kandidat Nicolae Ciucă holte gerade 8,79% der Stimmen und wurde nach AUR-Chef George Simion (13,87%) nur Fünfter. In den beiden Koalitionsparteien beginnt nun die Aufarbeitung der katastrophalen Ergebnisse, auch mit Blick auf die Parlamentswahlen am nächsten Sonntag, wobei PNL-Chef Ciucă bereits am Wahlabend seinen Rücktritt vorankündigte. 

Ein großes Rätsel war für Demoskopen und Kenner der politischen Szene der Erfolg des Wahlsiegers Georgescu, bis ganz kurz vor der Wahl noch ein fast komplett unbeschriebenes Blatt. Dass er sich so unter dem Radar heranpirschen konnte, verdankt er einem intensiven Wahlkampf auf der in Rumänien extrem populären chinesischen Online-Plattform TikTok.