Reschitza – „Ich ziehe es vor, dass die Stadt von denen Geld bekommt, statt ihnen etwas zu bezahlen.“ Mit dieser lapidaren Aussage schloss Bürgermeister Ioan Popa (PNL) die Diskussionen im Stadtrat rund um den Verkauf des ehemaligen städtischen Freiluftbads im Länd-Viertel, am linken Ufer der Bersau in der Reschitzaer Oberstadt. Das rund 40.000 Quadratmeter große Gelände, zwischen dem Lauf der Bersau und einer bewaldeten Hügelflanke gelegen, auf dem acht Immobilien stehen – einschließlich ein kleines ebenerdiges Motel, das seit Jahren geschlossen ist – soll nun per Versteigerung veräußert werden.
Bis es dazu kam, hatte der Reschitzaer Stadtrat drei sukzessive Anläufe nötig. Und die vierköpfige sozialdemokratische Fraktion – zu deren Mehrheitszeiten im Stadtrat der Stadtstrand im November 2004 verpachtet wurde – mauerte unter Führung des Ex-Kreisratsvize und Ex-Staatssekretärs Flavius Nedelcea bis zum letzten Votum: letztendlich enthielt sie sich der Stimme. Die Mehrheit der Stadtratsmitglieder, gestellt von der PNL und geschart um Bürgermeister Popa, brachte schließlich den Antrag mit den zwei Stimmen der AUR-Stadträte durch.
Der „Komplex Atlantic“, wie er seit langem und auch gegenwärtig firmiert, war ursprünglich, zu Zeiten des PSD-Bürgermeisters Mihai Stepanescu und seines Vize Ioan Crina (derselbe, der in der vergangenen Legislaturperiode im Kreisrat die PSD anführte und schließlich durch Abwerbung die PNL-Mehrheit im Kreisrat zertrümmerte) für 49 Jahre an eine Firma SC Comalex SRL verpachtet worden. Die jährliche Pachtsumme betrug bescheidene 5500 Euro. Nach 20 Jahren Pacht, die zeitlich nur lückenhaft effektiv genutzt wurden (Complex Atlantic war über lange Perioden zu), und nach einem langwierigen Prozess zwischen der Pächterfirma und der Stadt (die für die acht Immobilien überhöhte Steuersummen gefordert hatte, was schließlich vom Verwaltungsgericht zurückgewiesen wurde, das die Stadt zur Rückerstattung der illegal eingeholten Steuergelder – rund 300.000 Lei – verurteilte) warf die Pächterfirma das Handtuch. Diese Vorgänge sind mit eine Erklärung dafür, weswegen Bürgermeister Popa das ehemalige städtische Strandbad verkaufen will – implizite ist es die Erklärung der einführend zitierten Aussage des Bürgermeisters.
Sarkastisch und mit Blick auf den Hauptmauerer gegen einen Verkauf, schloss Bürgermeister Popa diesen Punkt der Stadtratstagung mit der Bemerkung: „Uns ist jedweder Interessant an der Ausschreibung für den Komplex Atlantic willkommen, meinetwegen kann sogar Flavius Nedelcea antreten!“ Popa sagte noch, dass das Bürgermeisteramt Reschitza jedwede zusätzlichen finanziellen Ressourcen dringend gebrauchen kann, angesichts der Ko-Finanzierungen für die vielen EU-Projekte, die die Stadt in Entwicklung hat. „Das Geld, das wir für den Verkauf des Komplex Atlantic einzunehmen erhoffen, wird einen Teil unserer bald anstehenden, momentan noch ungedeckten Ausgaben decken helfen.“