Orawitza/Bor – Die wichtigste Schlussfolgerung des Projektverantwortlichen, Univ.-Prof. Dr. Vasile Ostafe von der West-Universität Temeswar, war, dass das Projektvorhaben gut liege in der Zeit und dass man beste Chancen habe, im kommenden Jahr die Endergebnisse pünktlich vorzulegen. Das „Rumänisch-Serbische Netzwerk zur Einschätzung und Auswertung der Auswirkung der Bergbauaktivitäten zwecks Kupferabbau auf die Wasserqualität im rumänisch-serbischen Grenzbereich”, mit dem EU-Code RORS 337, das zwischen dem 10. September 2019 und dem 9. September 2021 abgewickelt wird, legte in der West-Universität Temeswar seine Ein-Jahres-Zwischenbilanz vor. Sie war positiv.
Einbezogen sind neben der Chemiefakultät und jener für Umweltmanagement der West-Universität Temeswar auch das Institut za Rudarstvo i Metalurgiju („Institut für Bergbau und Metallurgie”) im nordserbischen Bor in der Nähe des Donaudurchbruchs beim Eisernen Tor und die Orawitzaer Umweltschutzorganisation GEC (Grupul Ecologic de Colaborare) Nera, die in diesem Donauabschnitt an beiden Ufern sehr aktiv ist. Projektleader ist die West-Universität Temeswar.
Anvisiert wird von den drei Projektpartnern die Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Studie bezüglich möglicher Lösungen gegen die Schwermetallbelastung im Großraum um Bor, sowie am Nordufer der Donau im Großraum Neumoldova/Moldova Nou˛. Die Studie soll auch als Grundlage zu einer offenen, fairen und objektiven Informierung der Bevölkerung der beiden Räume dienen, ebenso zur alternativen Information der einschlägigen Institutionen dieser Räume, die Verantwortung tragen im Bereich des Umweltschutzes.
Die Studie der drei Partner möchte die IST-Situation beschreiben und Möglichkeiten zur Lösung der Schwermetallbelastung in diesen alten Kupferabbauräumen vorschlagen. Denn beide Fokusräume, Bor und Neumoldowa, standen seit dem 18. Jahrhundert, seit fast unmittelbar nach ihrer Er-oberung durch die Heere Habsburgs, im Zentrum der Kupfergewinnung (vor allem nachdem Habsburg Schlesien im siebenjährigen Krieg an Preußen verloren hatte, als Bor und das Banater Bergland zu den größten Kupferlieferanten des Habsburgerreichs wurden – und Kupfer war für die Kriegsindustrie überlebenswichtig, wegen der Bronzekanonen, die man damals noch goß).
So gibt es in beiden Kupferabbauräumen eine „historisch” begründete Belastung des Bodens und des Grundwassers – einfach als eine Folge der alten Abbau- und Anreicherungstechnologien des Kupfererzes – aber auch eine „moderne” Belastung, wegen der sozialistischen Arbeitsmethoden und -technologien, wo konsequent und menschenverachtend Produktion vor Lebensqualität und -schutz gestellt wurde und die Verantwortlichen die Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen einfach ignoriert haben.
Die Projektpartner führen in den Fokusräumen periodische Messungen und Untersuchungen des Oberflächen- und des Grundwassers durch, wobei auch eine Datenbasis geschaffen wird, die als Grundlage für künftiges Monitoring gedacht ist. Die Wasserqualität gerade im anvisierten Grenzraum zwischen Serbien und Rumänien wird erst seit der Wende von 1989 – und auch dann nur sporadisch und meist unsystematisch - untersucht. Es ist ein Raum, der seit den frühen 1950er Jahren ein faktisches Sperrgebiet war, weil hier immer wieder aus Rumänien die „Flucht in die Freiheit” versucht wurde, indem man sich anschickte, über die Donau zu schwimmen. Erst seit Ende der Sezessionskriege, die zum Zerfall Jugoslawiens führten, also etwa seit 2000, ist ein uneingeschränkter Zugang rumänischerseits ans Nordufer des Donauengpasses möglich – und seither werden dort auch systematische Umweltbeobachtungen durchgeführt, vor allem durch GEC Nera.
Auch im Rahmen des laufenden Projektes legt GEC Nera wert auf die Einbeziehung von möglichst vielen Jugendlichen in die Aktivitäten zum Umweltschutz. Auf der Zwischenbilanztagung von Temeswar formulierte das der Gründer und Leiter von GEC Nera, Dr. Cornel Popovici-Sturza, so: „Die Jugendlichen sind die besten und kompetentesten lokalen Sensoren bei Umweltverschmutzung und -verseuchung. Auch im Fall der Belastung mit Schwermetallen sind sie am sensibelsten. Gleichzeitig sind sie die geeignetsten Multiplikatoren, weil sie niemand verdächtigen kann, irgendein sekundäres Interesse kaschieren zu wollen, wenn sie von Umweltproblemen sprechen oder auf solche hinweisen. In den Augen der Bevölkerung sind sie am glaubhaftesten. Wir bieten ihnen reale Informationen und konkrete Daten über den Zustand der Umwelt, dort, wo sie die Probleme intuitiv identifizieren und erfasst haben. Und sie können dann konkret argumentieren, wenn es um die Aufklärung der Bevölkerung geht.”