Deutsch ist im Aufschwung. Zumindest in Westenrumänien. Vielerorts sonst auf der Welt begegnet die zweit meist gesprochene Sprache der EU dem gleichen Dilemma - sie wird an Schulen mit Spanish oder Chinesisch ersetzt, wird eingenommen von einem Anglizismus nach dem anderen und ihre Sprecher werden immer älter. Doch nun scheint es einen Platz auf der Welt zu geben, wo diesem Trend entgegen gewirkt wird. Im westrumänischen Verwaltungskreis Temesch/Timiş hat die Nachfrage nach Deutsch-Muttersprachenunterricht an den Schulen in den letzten Jahren stark zugenommen. Während es bis vor zwei Jahren höchstens zehn erste Klassen pro Jahr im Kreis Temesch gab, sind es dieses Jahr insgesamt 19 Vorschul- und erste Klassen. „Hauptursache ist der steigende Andrang der Leute, die nicht zur deutschen Minderheit gehören“, weiß Viorica Roşu zu berichten.
Die gebürtige Temeswarerin ist nicht nur seit zwanzig Jahren Lehrerin an der Lenau-Schule in Temeswar, sondern auch zuständig für den Deutschunterricht und das deutsche Abitur im ganzen Kreis Temesch. Sie glaubt, dass neben dem guten Ruf der deutschen Schulen in der Gegend auch der Beitritt zur EU und die Wirtschaftskrise ein Hauptgrund für das steigende Interesse der Eltern sein könnten.
Ein Problem hat sie aber mit dem großen Interesse am deutschsprachigen Unterricht und sie kann es nur sehr schwer befriedigen. Nachfrage und Angebot sind seit Jahren nicht im Gleichgewicht, denn es gibt nicht ausreichend Lehrer. In den vergangenen Jahren konnte dies unter anderem durch die Umschulung von Kindergartenerziehern in Lehrer gelöst werden. „Doch das ist auch keine Langzeitlösung“, sagt Viorica Roşu, „denn in ein paar Jahren hätte man dann das gleiche Problem in den Kindergärten“. Dennoch ist sie zuversichtlich und glaubt, dass sich in den nächsten Jahren wieder ein Gleichgewicht finden wird, da sich momentan viele potentielle Deutschlehrer an den rumänischen Universitäten befänden, die bald die Lücken füllen können.
Für dieses Jahr hat die Betreuerin der deutschen Abteilung schon die meisten Lücken füllen können. Nur drei Grundschullehrer fehlen noch. Doch auch die glaubt sie, gefunden zu haben und in den nächsten Wochen einstellen zu können. Beeilen muss sie sich dennoch, denn das Schuljahr beginnt schon am 16. September und dann warten wieder zahlreiche Schulanfänger darauf zu lernen, was „Tomate“ heißt, wie man „Schreibtisch“ buchstabiert oder warum es im Deutschen so komische Buchstaben mit Punkten gibt.