Temeswar (ADZ) – Fünf Millionen Euro stellt die ungarische Regierung der Temeswarer reformierten Gemeinde zur Verfügung, um die Arbeiten an dem sich seit 1999 im Bau befindenden Kirchen- und Gemeindezentrum in der Fabrikstadt abzuschließen. Wie Pfarrer István Gazda der Lokalpresse sagte, kommt die Finanzierung über ein ungarisches Regierungsprogramm zum Erhalt des Erbes des berühmten Architekten Imre Makovecz, der das Gemeindezentrum Anfang der 1990er Jahre entworfen hatte. Die Regierung in Budapest plant, Makovecz-Bauten zu sanieren und jene, die sich noch im Bau befinden, fertigzustellen. Die neue Kirche soll am 16. Dezember 2019, just zum 30. Jahrestag des Temeswarer Volksaufstandes von 1989, eingeweiht werden.
Der 2011 verstorbene Makovecz, der als Begründer der ungarischen organischen Architektur gilt, hatte nach der Revolution von 1989 dem damaligen Temeswarer Revolutionshelden, Pfarrer László Tökés, den Entwurf für eine ungarisch-reformierte Kirche mit anschließendem Gemeindezentrum kostenlos zur Verfügung gestellt, doch erst nach dem Amtsantritt von Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu im Jahre 1996 konnte die Stadtverwaltung der ungarischen Gemeinde ein Grundstück überlassen. Gewählt wurde ein Standort am Ufer der Bega, in unmittelbarer Nähe der heute „Mihai Viteazul“ genannten Brücke über die Bega im Stadtteil Fabrikstadt. 2004 wurden jedoch die Arbeiten aus Geldmangel eingestellt und später nur im geringen Umfang aufgenommen. Ein Gebäudeteil konnte somit fertiggestellt werden, doch für den Bau der Kirche mit zwei spektakulären Türmen reichte das Geld bislang nie, obwohl die Gemeinde selbst 1,2 Millionen Euro sammeln konnte. Nun rechnet man mit der zügigen Fortsetzung der Arbeiten, seit wenigen Wochen wird auf der Baustelle wieder gearbeitet, Kräne wurden bereits aufgestellt.
Für die Ausstattung des Gemeindezentrums, wo unter anderem ein Konzertsaal eingerichtet werden soll, hat die reformierte Gemeinde eine Finanzierung von der Europäischen Union beantragt und genehmigt bekommen. Über ein grenzüberschreitendes Projekt mit der Stadt Senta in der serbischen Provinz Vojvodina wurden bereits 500.000 Euro für den Erwerb der Ausstattung ausgegeben. Laut Pfarrer Gazda sollen die Räume von der Temeswarer Musikfakultät sowie von der „Banatul“-Philharmonie mitgenutzt werden. Das Gemeindezentrum soll ferner Ausstellungs- und Gemeinschaftsräume sowie Konferenzsäle und mehrere Büros beherbergen.
Von Makovecz entworfene Bauten stehen in zahlreichen Städten Ungarns, aber auch in einigen Nachbarländern, so zum Beispiel in Klausenburg/Cluj-Napoca (die reformierte Kirche in der Donath-Straße), die katholische Kirche in Szeklerburg/Miercurea Ciuc oder in Sankt Georgen/Sfântu Gheorghe (die Bestattungshalle). In der ungarischen Grenzstadt Makó, dessen ebenfalls von Makovecz entworfenes Thermalbad von vielen Aradern und Temeswarern aufgesucht wird, baute Makovecz ein Theater in der Form einer Zwiebel, eine Kirche sowie den Busbahnhof.