Unter den Schlagwörtern Bildung, Europa und die Zukunft Rumäniens stand der Besuch von Staatspräsident Klaus Johannis am Freitag in Temeswar. In einem engen Programm hat er mehrere Institutionen besucht, beginnend mit dem Museum zu Ehren der Revolution „Memorialul Revoluției“, wo eine Ausstellung zum Beitrag der Minderheiten an der Revolution eröffnet wurde. Schülergruppen der Lyzeen „Nikolaus Lenau“, „Béla Bartók“, „Dositei Obradovici“ und „C.D. Loga“ waren dabei. In diesem Jahr werden 30 Jahre seit der Revolution gefeiert. Anschließend hat der Präsident an der West-Universität Temeswar eine Rede gehalten; die Universität hat 75 Jahre seit dem königlichen Erlass zur Gründung der Universität feierlich begangen. Präsident Klaus Johannis hat anschließend auf Fragen der Anwesenden geantwortet und mit Rektor Marilen Pirtea vor der West-Universität eine Tafel enthüllt, die den Wortlaut des königlichen Erlasses enthält.
Es folgte ein Besuch in der Synagoge im Stadtzentrum, die eines der Wahrzeichen der Stadt darstellt und sich zurzeit in einem Sanierungsprozess befindet. Der Präsident hat sich mit Mitgliedern der Gemeinde ausgetauscht. Nach einem kurzen Spaziergang in der Fußgängerzone in der Stadtmitte hat sich der Präsident im Kunstmuseum mit einer Gruppe von Bürgermeistern ausgetauscht. Ein Besuch im „C. D. Loga“-Lyzeum, das 100 Jahre Bestehen feiert, fand am Nachmittag statt. Anschließend stellte der Präsident sein jüngstes Buch „EU.RO“ in der Zentralbibliothek der Universität Politehnica vor.
Die Tramfahrerin zückt das Handy, schmunzelt und kann es immer noch nicht fassen, man liest es an ihrem Blick – glücklich und verwundert zugleich: Es ist tatsächlich Präsident Klaus Johannis, der inmitten einer Gruppe von Journalisten durch die Straßen von Temeswar spaziert und an der Straßenbahn vorbeigeht, auch die Mitreisenden der Straßenbahn kleben regelrecht an den Scheiben, um den Präsidenten besser und näher zu sehen und um dann Fotos zu machen, die sicherlich in den meisten Fällen auf Facebook gepostet wurden.
Als Präsident Klaus Johannis am Freitagnachmittag diesen Spaziergang von der Synagoge in der Temeswarer Altstadt bis zum Kunstmuseum macht, ist die Hälfte des reichhaltigen Programms vorbei, das im Museum zu Ehren der Revolution angefangen hat. Temeswar wird als Geburtsstadt der Revolution in diesem Jahr gefeiert, weil 30 Jahre seitdem verstrichen sind.
An der West-Universität wurde der Präsident anschließend erwartet. Die Institution feierte 75 Jahre seit der Unterzeichnung des königlichen Erlasses für die Gründung, durch König Mihai I. Bereits seit Tagen fieberte die Uni dem Ereignis entgegen. Schon am Morgen erklangen in der Eingangshalle Klaviertöne, ebenfalls ein Zeichen, dass der Tag für die Universität ein feierlicher war. Unter den Gästen waren S. Exz. der Botschafter der USA Hans Klemm, S. Exz. Cord Meier-Klodt, der Botschafter der BRD, Mitglieder des Temeswarer Konsularkorps, darunter der deutsche Konsul Ralf Krautkrämer, die EU-Kommissarin Corina Crețu, der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach, Rektoren sowie die Bildungsministerin Ecterina Andronescu, die Spitzen der Lokalbehörden und Ehrendoktoren der West-Universität. Außerdem waren Delegationen von Bildungsministerien aus 17 Staaten Ost- und Mitteleuropas sowie aus China dabei, die an einer Tagung an der West-Uni teilgenommen haben.
Der Präsident fing seine Rede in einem lockeren Ton an, wobei er sich auf die Vorreiterrolle bezogen hat („fruncea“), die Temeswar und das Banat hervorheben und dass Stadt und Universität beispielgebend für Entwicklung und Mobilisierung sind. Einerseits gibt es hier kein Problem mit der Arbeitslosigkeit, andererseits ist der Kreis Temesch einer der beiden einzigen im Land, in dem es bei der jüngsten Volkszählung einen Zuwachs der Bevölkerung erfahren hat. Der Präsident sprach auch über die Zukunft der Bildung und die Herausforderungen, denen sich die jungen Generationen auf dem Arbeitsmarkt gegenübergestellt sehen, der sich durch Digitalisierung stark verändert. Und: „Die Universitäten müssen die Änderungen in der Wirtschaft vorwegnehmen“.
Auch hat Präsident Johannis die Anwesenden, vor allem die Studenten aufgefordert, am nächsten Wochenende bei den Europawahlen wählen zu gehen. Im anschließenden Dialog mit den Teilnehmern ging es um die Bildung wie bereits bei seinem vorherigen Besuch 2016 an der Universität. Dabei unterstrich der Präsident, dass er kein Anhänger der Idee der hundertprozentigen Übernahme eines Bildungsmodells aus einem anderen Land ist, denn es müsse der jeweiligen Gesellschaft angepasst sein. Auf das Plagiatsphänomen hin angesprochen, erklärte der Präsident, dass die Toleranz der Universitäten und der Gesellschaft solcher Diebstähle gegenüber zu groß gewesen ist.
Beim Besuch in der innenstädtischen Synagoge hat Präsident Klaus Johannis anschließend die Vertreter der jüdischen Gemeinde getroffen und das Gebäude besichtigt, das ein historisches Denkmal darstellt und zurzeit renoviert wird. Nach dem Spaziergang durch die Stadtmitte hat der Präsident im Kunstmuseum ein Treffen mit Bürgermeistern aus mehreren Kreisen gehabt. Vor dem Kunstmuseum hatte ihn eine Gruppe Jungliberaler erwartet, die sich mit dem Präsidenten ausgetauscht hat. Beim Besuch im „C.D. Loga-Lyzeum“, das seine 100-Jahr-Feier am Wochenende begangen hat, ist erneut die Bildung in den Vordergrund getreten. Dann wurde zur Buchbesprechung in der Zentralbibliothek der Universität „Politehnica“ eingeladen, wo Präsident Klaus Johannis seinen jüngst veröffentlichten Band „EU.RO“ vorgestellt hat. Dabei sprach er das Problem des antieuropäischen Diskurses an, der in letzter Zeit immer öfter verlautet wird und das durch das korrekte Informieren der Bürger bekämpft werden kann. Die stärkste Message, die der Präsident gab, war dass „Europa Rumänien und Rumänien Europa ist“.