„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns dem Geist auch in Reih und Glied folgen.“ Galater 5, 25
Am Mittwoch, dem 21. September, war Internationaler Friedenstag – ein Tag, der kaum bekannt oder im Bewusstsein verankert ist und der noch weniger begangen oder irgendwie gefeiert wird. Und genau an diesem Tag gehörte zu den ersten Nachrichten am Morgen, dass in Russland eine Teilmobilmachung beginnt. Am Internationalen Friedenstag sich weiter aufmachen zum Krieg. Während sich die Generalversammlung der UN in New York trifft, die am 21. September 1981 bei ihrer damaligen Sitzung den Weltfriedenstag ins Leben gerufen hat und den der Ökumenische Rat der Kirchen 2004 all seinen Mitgliedskirchen als Gebetstag für den Frieden empfohlen hat. 2018, zum Europäischen Kulturerbejahr, gab es eine Initiative, europaweit zur selben Zeit eine Viertelstunde lang die Glocken aller Kirchen zu läuten, als Aufruf zum Frieden. Einige Kirchen hatten sich daran beteiligt, aber auch diese Idee verhallte.
Dabei formulierte schon Friedrich Schiller 1799 in seinem Gedicht Das Lied von der Glocke in den letzten Zeilen: „Freude dieser Stadt bedeute – Friede sei ihr erst Geläute.“ Der Glockenklang soll nicht zum Krieg rufen, nicht zur Mobilmachung, sondern zum Frieden. Und der Klang der Glocken soll Freude bringen, aus der ebenfalls ein friedliches Zusammenleben erwächst. „O Rex Glorie Veni Cum Pace“, „Oh König der Herrlichkeit, komm mit Frieden“ steht in der evangelischen Kirche in Malmkrog auf den Glocken, die im Mittelalter gegossen worden und immer noch im Glockenturm hängen und zu hören sind. Jeden Morgen um 8 Uhr und jeden Abend um 20 Uhr ist die zweitgrößte der vier Glocken zwei Minuten lang zu hören. Das Morgengeläut und das Abendgeläut, das den Tag umspannt und jedesmal ein Gebet um Frieden ist: Veni Cum Pace, komm mit Frieden.
„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln“, schreibt Paulus in seinem Brief an die christlichen Gemeinden in Galatien und verwendet dabei ein Wort aus der Militärsprache. Mit im Geist wandeln ist gemeint, lasst uns in Reih und Glied marschieren bzw. in einer Reihe folgen. So etwa wie es beim Staatsbegräbnis von Königin Elisabeth II. am Montag dieser Woche eindrücklich zu sehen war. Und: Das, was Paulus den Gemeinden ans Herz legt, ist kein Befehl, keine Anordnung, sondern es ist eine Einladung. Eine Einladung in einen Raum der Freiheit, weg von Kleingeistigkeit und Engstirnigkeit. „Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden“, steht im nächsten Satz des Paulus.
Den Galaterbrief hat Paulus nach dem 2. Brief an die Gemeinde in Korinth geschrieben, wo wir lesen: „Der Herr ist Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3, 17). Und nach dem Galaterbrief schrieb Paulus den Römerbrief, der unter anderem mit folgendem Gruß endet: „Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen.“ (Römer 15, 33)
Freiheit und Frieden gehören zusammen. Sowie eine klare Linie im Wandeln, in einem Leben im Geist des Gottes des Friedens, der sich in Jesus gezeigt hat.
Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse in der Schäßburger Bergschule antworteten letzte Woche auf die Frage, was sie für den Frieden tun können, folgendermaßen: „Kein Rassismus mehr, kein Mobbing und Bullying und Gleichheit der Menschen, gut miteinander sein, andere befreien, frei sein.“ Keine Ausgrenzung oder gar Vernichtung, sondern Freude in Freiheit leben, damit Frieden einzieht.
Es ist Zeit, auch für uns Erwachsene. Das eine zu lassen und das andere zu tun. Und nicht aufhören, miteinander um Frieden zu beten.