Mit der Zerstörung des Tempels von Jerusalem im Jahr 70 nach Christus begann die große Irrfahrt des jüdischen Volkes durch eine fremde, allzuoft hostile Welt. Verjagt von den Römern, weit weg von der Wiege ihrer Heimat, zerstreut in alle Windrichtungen. Dort oft nur geduldet, dann wieder vergrault oder vertrieben. Bis einige von ihnen nach dem schrecklichsten aller Schrecken, dem Holocaust, den Weg zurück fanden ins gelobte Land. Ihr altes, neues Land: Israel, gegründet 1948. Eine der ersten Stationen auf dieser Irrfahrt durch unser Land war das römisch besetzte Dakien. Viel später ließen sich jüdische Einwanderer in der Nähe der Festung Suceava nieder. Im heutigen Suceava erinnert uns die Synagoge GAH an das einst blühende jüdische Leben in der Bukowina. Und sie an den im Dunkel der Zeiten versunkenen großen Tempel im Heiligen Land...
Die römischen Eroberer hatten den großen Tempel geplündert, seine Kunstschätze erbeutet, präsentierten sie siegreich im Triumphzug nach Rom, wie zuvor das Gold der Daker nach dem Sieg über Decebal. Wie viele Völker wurden von ihnen überrannt, vertrieben, unterdrückt, assimiliert, gingen unter in der eigenen Heimat und auf in den Besatzern. Heute sind es nicht mehr die Römer, sondern Kriege, Armut und Klimawandel, die die nächsten Migranten generieren, und wo sie landen oder stranden werden sie erneut geduldet oder vertrieben von jenen, die meinen, die älteren Rechte zu haben. Bis auch sie von etwas oder jemandem gejagt und vertrieben werden...
Während sich die Spur der Daker im Strudel der Geschichte verlor, drehte sich für die Juden das Heimatkarussel weiter: In den vielen durchlebten Ländern, in denen sie eisern bemüht waren, ihre Traditionen und ihre Religion zu bwahren, sogen sie andererseits wie Schwämme Elemente aus Kultur und Sprache auf. So, dass sich bisweilen ihre eigenen Ströme, wo sie wieder zusammentrafen, misstrauisch beäugten: die von Zentraleuropa und Deutschland beeinflussten Aschkenasen, und die aus Spanien eingewanderten Sepharden in Osteuropa.
Sammelbecken Osteuropa
Die ersten Juden wanderten schon im 12. Jahrhundert aus dem Westen nach Ost-europa ein. Erste Ziele waren das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen. Im 13., 14. und 15. Jh kamen dort zahlreiche aschkenasische Juden in verschiedenen Wellen aus West- und Mitteleuropa an, hauptsächlich aus Deutschland und Böhmen. In Posen, Krakau, Lublin, Lemberg und Wilna besaßen sie Privilegien für eine weitreichende autonome Gemeindeverwaltung, sodass sich diese Städte zu jüdischen Ballungszentren entwickelten. Im frühen 16. Jh. lebten in Osteuropa bereits 50.000 Juden, die Mehrzahl in den genannten Städten. Polen wurde zu einem Zentrum rabbinischer Gelehrsamkeit.
Ende des 18. Jh waren es bereits 1,5 Millionen Juden. In vielen Städten machten sie bis zu 30 Prozent der Bevölkerung aus. Besonders der Westen der heutigen Ukraine war stark jüdisch geprägt. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebte die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe unter den Juden weltweit in Mittel- und Osteuropa.
Während des Holocausts wurde die überwiegende Mehrheit der Juden in Ost-europa umgebracht. Von den wenigen Überlebenden wanderten die meisten später ins gelobte Land aus. Der Kreis hatte sich geschlossen.
Zurückgelassene Spuren
Ihre Synagogen, sofern sie Krieg und Zerstörung überstanden hatten, wurden nach und nach aufgegeben, zweckentfremdet, verkauft oder verfielen. Nur einige Glanzstücke - in Rumänien mehr als anderswo in Ost-europa - erinnern heute an das ewige Wechselspiel des Anpassens, Versteckens und Übertrumpfens dieses Volkes, das sich auch in ihren Synagogen widerspiegelt. In manchen Regionen sind sie in unscheinbaren Gebäuden versteckt, umso überraschender trifft einen die innere Pracht (Beispiele: Boto{ani, F˛lticeni, Târgu Neam]). In den neologischen Synagogen des Banat hingegen finden wir wie in christlichen Kirchen Orgeln. In der Moldau zeichnen sie sich durch prachtvolle innere Wand- und Deckenmalereien aus: Löwen, Schlange, Skorpione. Erinnerungen an das Heilige Land (siehe ADZ-Online vom 27. November 2017: „Mit Kamera und Kipa durch die Moldau“). Gemeinsames Herzstück aller Synagogen: der Aron Kodesh oder heilige Schrein, in dem die Tora-Rollen aufbewahrt werden. Wird die Synagoge nicht mehr als Gotteshaus genutzt, wird die Tora auf dem Friedhof bestattet, die einzig denkbare „Entsorgungsart“ auch für unleserlich gewordene Exemplare, und der kostbare heilige Schrein bleibt leer.
Die Synagoge GAH in Suceava
In der Synagoge GAH in Suceava treffen all diese Elemente aufeinander: das Gebäude, außen unscheinbar und grau, das Innere kontrastreich und exotisch. Ein besonderes architektonisches Element ist die Empore der Frauen, getragen von zwölf Pfeilern, die für die Stämme Israels stehen, mit unzähligen kleinen Fenstern. Typisch für die Moldau ist die Deckenmalerei, eine Farbenflut in Gold, Himmelblau, Naturgrün, Szenen mit wilden Tieren aus der Wüste, dem Tierkreis, hebräischen Schriftzeichen. Die goldbestickten, blutroten Samtvorhänge, manchmal vor den Türen des Aron Kodesh zugezogen, wahren die Aura des Geheimnisvollen.
Die Synagoge GAH – der Name steht für die jüdische Wohltätigkeitsorganisation „Gmilut Hasadim“, die Arme in der ganzen Bukowina unterstützt hat - kann man seit Abschluss ihrer Restaurierung 2016 auch als Tourist besuchen, Zutritt rund ums Jahr möglich dank der neu eingebauten Heizung. Hier finden auch die Lektionen im Wahlfach Holocaust-Geschichte für Lyzeumsschüler statt, wie der Präsident der jüdischen Gemeinschaft in Suceava, Prof. Sorin Golda, erzählt. Die jüdische Gemeinschaft in Rumänien ist sich ihres Schwunds bewusst, doch wenigstens soll ihr Andenken weiterleben. In diesem Sinne wurden zahlreiche Synagogen mit eigenen oder staatlichen Geldern aufwendig restauriert und dem touristischen Kreislauf eröffnet.
Erbaut wurde die Synagoge GAH im Jahr 1870. Rund 100 Jahre früher, als die Bukowina 1775 Teil des Habsburgerreichs wurde, gab es in Suceava 50 jüdische Familien mit 203 Mitgliedern. In nur einem Jahrhundert wuchs die Gemeinschaft auf über 35 Prozent der Gesamtbevölkerung an. Die meisten Juden lebten Ende des 19. Jh in den Gemeinden Burdujeni und I]cani, heute beide Stadtteile von Suceava, erzählt Golda.
Juden hatten eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Kommerz und Industrie in der Bukowina. Sie waren Händler, Gastwirte, Pächter, Notare, Juristen, Ärzte, Handwerker, aber auch die ersten Fabrikanten. In manchen Straßen in Suceava haben sich ihre typischen Häuser im Waggonstil erhalten: vorne der Laden oder die Werkstatt, hinten der Wohnraum der Familien und ein gemeinsamer Hof.
In der Zwischenkriegszeit waren die Juden in Suceava besser angesehen als jene in Czernowitz/Cernăuți, weil sie rumänisch sprachen und Handelsbeziehungen zum rumänischen Königshaus hatten, die auf die Zeit vor der Großen Vereinigung zurückreich-ten.Viele Juden waren politisch engagiert, es gab einige jüdische Bürgermeister in den Kommunen. In Suceava verfügte die Gemeinschaft über eine Talmud-Schule, einen hebräischen Kindergarten, eine große Bibliothek mit Lesesaal und elf Synagogen. Die heutige Esplanade im Zentrum von Suceava hieß früher Straße der Synagogen.
Die Synagoge GAH ist zwar nicht die älteste Synagoge in Suceava, aber die einzig erhalten gebliebene im ältesten Gebäude der Stadt, so Golda. Einzigartig, weil sonst in Europa nirgendwo mehr anzutreffen, seien die originalen Deckengemälde, erklärt Golda (ähnliche Szenen gibt es jedoch z.B. in Bac˛u, Hârl˛u, Rad˛u]i). Die Register der bemalten Decke zeigen die zwölf Stämme Abrahams und den Tierkreis, der in jüdischen Gotteshäusern symbolisch für die himmliche Macht steht, denn Gott darf kein Antlitz haben. So versteht sich auch der Hintergrund in strahlendem Himmelblau, eine Farbe, die für die unendliche Weite des Weltalls steht, und für die unendliche Macht und Weisheit Gottes.
Ersatz für den großen Tempel
Eine Synagoge ist nicht nur Bethaus, sondern auch Dreh- und Angelpunkt anderer Aktivitäten; ein Treffpunkt für Kultur, Zentrum der Verwaltung, Ort der Rechtssprechung und immer auch Schule, erläutert Sorin Golda. Synagogen stehen seit der Zerstörung des großen Tempels von Jerusalem im Mittelpunkt jeder jüdischen Gemeinschaft. Das Wort bedeutet schlicht „Haus der Versammlung“.
Für einen mosaischen Gottesdienst gilt als Vorraussetzung, dass mindestens zehn echte jüdische Männer (d.h. jüdisch mütterlicherseits) teilnehmen, erzählt Sorin Golda. Doch berühmte Rabbiner haben vorausgesehen, dass dies irgendwann nicht mehr der Fall sein könne, und nach Lösungen gesucht. So gab es verschiedene Ersatzregeln, etwa die, dass ein Baum einen Mann ersetzen könne, sofern der Gottesdienst im Freien stattfindet. Oder man lässt die Synagogentüren offen, damit der heilige Geist eindringe, oder man komplettierte die fehlenden Männer durch Frauen, obwohl diese theoretisch getrennt von den Männern in der Empore beten müssten. „Anpassung ist eines der Geheimnisse der Überlebensfähigkeit und des Erfolgs der Juden“, schmunzelt Golda.
Jüdische Ballungszentren im 20. Jh
Suceava zählte 1930 insgesamt 17.028 Bürger, davon waren 10.440 Rumänen (61,31 Prozent), 3522 Juden (20,68), 2009 Deutsche (11,79), 433 Polen (2,54), 207 Russen, 173 Ruthenen, 85 Armenier, 57 Ungarn, 42 Zigeuner, 17 Bulgaren, 14 Tschechen und Slowaken, 9 Gagausen, ein Grieche und 19 mit undeklarierter Ethnie. Wie auch in Burdujeni stellten die Juden von Suceava die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe dar.
Was Religion betraf, gab es 10.314 Orthodoxe (60,57 Prozent), 3533 Bürger waren mosaischen Glaubens – interessanterweise mehr als die Anzahl der Juden! - und 2173 (12,76 Prozent) römisch-katholisch, gefolgt von 388 griechisch-katholischen und 310 evangelischen Bürgern.
Die meisten Juden lebten in den damals noch von Suceava unabhängigen Gemeinden Burdujeni und Ițcani.
Dokumente von 1843 verraten über Burdujeni, heute ein Stadtviertel von Suceava, dass in der ehemaligen Ulița Mare, heute Strada 1 G Duca, auf der linken Straßenseite armenische und auf der rechten jüdische Händler angesiedelt waren. Kurz nachdem die Armenier nach Burdujeni gekommen waren, spitzte sich auch der Exodus der Juden aus Galizien zu. Sie erhielten die Erlaubnis, sich dauerhaft in Burdujeni niederzulassen, mussten jedoch pro Familie 75 Galben an die Herrschaft zahlen. Als Mieter des Klosters durften sie Handelsaktivitäten betreiben.
Laut Volkszählung 1930 lebten in Burdujeni 4706 Einwohner, davon 3407 Rumänen, 1244 Juden, 32 Deutsche, 6 ruthenische Ukrainer und 8 Polen. Es gab zwei jüdische Friedhöfe, den alten im Nordwesten neben dem Hügel Dealul Viilor mit 4720 Quadratmetern und einer Steinmauer drumherum und den neuen, nördlich davon, auf dem Weg zum Dorf Mitoc, mit zwei Hektar und 48 Quadratmetern Fläche, Stacheldrahtzaun mit Eichenpfosten.
In Burdujeni gab es sechs Synagogen, die man auch Schulen nannte. Der Haupttempel lag an der Strada Mitoc, die zum Dorf Mitoc führte. Auf dieser Straße befanden sich drei weitere Synagogen namens Marcovici, Vișnița und Catz. Die fünfte lag auf der Strada Alecsandri, die sechste, Meseria{ilor (der Handwerker) genannt, auf der Strada Carol I.
Auch I]cani war früher eine eigenständige Gemeinde, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg Suceava eingemeindet wurde. Bemerkenswert ist, dass Bürgermeister Dr. Adolf Hellmann sich 1923 bei den rumänischen Behörden dafür stark machte, dass auch die Juden in der Bukowina die Staatsbürgerschaft erhalten sollten. Er reichte hierzu eine Liste ein.
1928 wurde offiziell die jüdische Gemeinschaft in I]cani und Umgebung gegründet, deren Vorsitzender Adolf Hellmann war, bis zu seiner Deportierung im Zweiten Weltkrieg. Hellmanns Nachfolger wurde Bürgermeister Dr. Josef Goldstein, der die Gemeinde stark förderte und einen Sitz für die jüdische Gemeinschaft baute.
1930 zählte die Bevölkerung des Viertels I]cani-Gara 1708 Bürger, davon 592 Deutsche, 413 Juden, 403 Rumänen, 124 Ruthenen, 102 Polen, 46 Russen, 19 Tschechen/Slowaken, 6 Ungarn, 2 Serben, Kroaten oder Slowenen und einen Armenier.
Was Religion betrifft, waren 534 römisch-katholisch, 414 mosaischen Glaubens, 411 orthodox, 180 evangelisch, 160 griechisch-katholisch und 9 sogenannte religionslose Freidenker („liber cugetatori“).
Im Viertel I]cani Noi stellten die Juden mit 23 Personen 3,22 Prozent der Bevölkerung.
Fast alle Juden aus I]cani wurden im Zweiten Weltkrieg nach Transnistrien deportiert. Die wenigen Rückkehrer sind ausgewandert, 1960 wurde die Synagoge aufgegeben.
Enddrama
Erst nach 1920 werden auch in der Bukowina erste antisemitische Äußerungen erkennbar, teilweise in Dokumenten festgehalten, meist angeheizt von Politikern.
Dann kam der Zweite Weltkrieg. Sorin Golda verweist auf die Dokumente, die an den Wänden des Eingangs der Synagoge hängen: Am 1. September 1941, steht dort, lebten noch 5074 Juden in Suceava. Acht Monate später, im Mai 1942, waren es nur noch 32. In R˛d˛u]i gab es im September 1941 noch 6494 Juden, im Mai 1942 nur 72. Von den 6572 Juden in Câmpulung Moldovenesc sind nur 76 übrig geblieben. Denn am 9. Oktober 1941 hatten die Deportationen der Juden aus der Bukowina begonnen... In den Bahnhöfen erinnern Gedenktafeln an die Opfer. Auch Sorin Golda hat mehrere Familienmitglieder unter ihnen.
Juden in der Moldau
Die Anwesenheit von Juden in Dakien – herbeigerufen von Decebal nach der Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem – gilt mangels archäologischer Beweise bislang nur als Legende. Münzfunde suggerieren, dass die ersten Juden mit den römischen Eroberern ins Land kamen. Auch gibt es aus der Zeit römischer Besatzung Grabsteine, die mit jüdischen Symbolen und hebräischen Schriftzeichen verziert waren. 397 wird den Juden in der Provinz Dakien laut römischen Dokumenten die Freiheit zugestanden, in eigenen Synagogen zu beten. Dann verliert sich ihre Spur...
Erst im 14. Jh kann man in der Moldau wieder jüdische Spuren aufnehmen:
• 1330 erwähnt der Heilige Johannes der Neue von Suceava in seinen Briefen an den bulgarischen Kleriker Grigore }amblac, jüdische Ärzte in Cetatea Alb˛ (heute Ukraine).
• Die Volkstradition überliefert, dass auch Stefan III. der Große (1433-1504) einen jüdischen Hofarzt namens Schmil gehabt haben soll. Laut Jüdischer Enzyklopädie war an seinem Hofe zudem ein jüdischer Kanzler namens Itzhak, Sohn von Benjamin Schor.
• Im 14. Jh strömten askenasische Juden (Sprache: Jiddisch) aus Zentraleuropa in die rumänischen Fürstentümer. Zur Einwanderung nach der Gründung des Fürstentums Moldau weiß man, dass unter den ersten Bewohnern der Stadt Roman im 14. Jh, gegründet von Roman Mu{at I., auch Juden waren. Er befreite sie für eine Steuer von der Wehrpflicht.
• Zur Zeit der osmanischen Herrschaft siedelten sich spanische Sefarden (Sprache: Ladino) im heutigen Rumänien an. Sie kamen nach dem Alhambra-Edikt, das die Zwangs-christianisierung der Juden vorsah, (1492) über die Gebiete des Osmanischen Reichs, vor allem aus Istanbul und Thessaloniki, in die Moldau.
• Auch aus der Ukraine strömten nach den Pogromen im 16. Jh sowie nach den Kosakenaufständen 1648-1657 Aschkenasen in die Moldau. Im 16. Jh gab es bereits mehrere jüdische Ansiedlungen.
• 1740 bildeten sie bedeutende Gemeinschaften in den Städten Bac˛u, Roman und Galatz/Gala]i. Die Moldauer Juden lebten meist im Umkreis der Städte, wo sie Handel trieben oder dem Handwerk nachgingen. Nachdem sie die Kontrolle über einen bedeutenden Teil der kommerziellen Aktivitäten im Fürstentum erlangt hatten, verbot man ihnen den Kauf von Grund.
• In der zweiten Hälfte des 18. Jh und vor allem im ersten Teil des 19. Jh fand eine starke Einwanderungswelle aus Galizien und Bessarabien statt, als Folge der Verschärfung antisemitischer Tendenzen. In der Moldau erwiesen sich die Behörden als toleranter. 1803 wurden rund 15.000 Juden in der Moldau gezählt, 1859 bereits 118.000 und 1899 etwa 197.000.
• Für ganz Rumänien wurde die jüdische Bevölkerung wirtschaftlich und kulturell ab dem 19. Jh bedeutend. Zur Volkszählung 1930 gab es 756.930 Juden im Land.
• 1956 waren es nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Holocaust, dem Antonescu-Regime im rumänischen und dem Horthy-Regime im ungarisch besetzten Teil sowie nach der Massenauswanderung nach Israel nur noch 146.264 Personen.
• Die letzte Volkszählung 2011 ergab 3271 Mitglieder der jüdischen Minderheit.
Die ADZ-Reihe „Kultur der Vielfalt“ ist Ergebnis einer vom Departement für Interethnische Beziehungen an der Rumänischen Regierung (DRI) organisierten Journalistenreise in die Moldau und Bukowina im Oktober 2021 auf den Spuren der nationalen Minderheiten. In sechs Folgen, die im 14- bis 21-tägigen Rhythmus erscheinen, geht es darin um Kultur und Kulturerbe der Armenier, der Ukrainer und Huzulen, der Lipowaner, Deutschen, Polen und Juden.