Sathmar - „Wenn wir an Christus glauben, ist die Vergebung möglich“ so lautet die Botschaft, die von Eugen Schönberger, römisch-katholischer Bischof der Diözese Sathmar/Satu Mare vergangenen Sonntag bei der Gedenkmesse an die Russlandverschleppung der Sathmarer Schwaben formuliert wurde. „Das Leiden der vor 78 Jahren in die ehemalige Sowjetunion deportierten Menschen kann man nicht mehr rückgängig machen aber wir können daraus lernen... Für die Russlanddeportierten war es nicht leicht unter den unmenschlichen Verhältnissen Mensch zu bleiben. Sie haben es aber getan. Deswegen sollen sie gesegnet sein und die ewige Ruhe haben“, sagte Bischof Schönberger in seiner Predigt. Zu Beginn der Gedenkmesse zündete Bischof Eugen Schönberger die Kerze der Erinnerung am Tisch vor dem Altar an. Als Andenken an die Deportierten zündeten danach viele Anwesenden eine Kerze an. Währenddessen konnte man die Bilder der ehemaligen Verschleppten sehen, Jugendlichen der deutschen Gemeinde der Kalvarienkirche lasen Zitate aus den Erinnerungen der Russlanddeportierten vor. Anschließend trugen zwei Schüler des Kölcsey Ferenc Nationalkollegs Gedichte vor. Nach dem Gedenkgottesdienst folgte die Kranzniederlegung an der Gedenktafel der Russlanddeportierten im Hof der Kalvarienkirche. Während der Schwäbische Männerchor Großkarol-Petrifeld-Sathmar das bekannte Russlandlied sang, wurden seitens des Departements für interethnischen Beziehungen, des Sathmarer Kreisrats, des Zentrums für die Erhaltung der traditionellen Kultur Sathmar, des Regionalforums Nordsiebenbürgens, des Kreisforums Sathmar, der Deutschen Jugendorganisation Sathmar Gemeinsam und mehrerer Ortsforen aus der Region Nordsiebenbürgen Kränze an der Gedenktafel niedergelegt.
Die Gedenkveranstaltung wurde im Wendelin Fuhrmann Saal des Kulturtreffpunkts mit einem Festprogramm fortgesetzt. Eröffnet wurde das Programm mit dem Heimatlied der Sathmarer Schwaben in Darbietung des Schwäbischen Männerchors, unter der Leitung von Karl Heinz Rindfleisch. Johann Forstenheizler, Ehrenvorsitzender des Regionalforums Nordsiebenbürgens teilte mit den Anwesenden seine persönliche Erinnerungen aus der Zeit, als sein Vater deportiert wurde. „Lange Zeit war die Russlanddeportation tabu für die Sathmarer Schwaben und die nach Russland verschleppten konnten nur heimlich oder viel später über ihr Leiden, über die Demütigungen, die ihnen während der Zeit der Deportation zuteil wurden sowie über ihren verzweifelten Kampf um das Überleben, reden“, sagte der Ehrenvorsitzende. Forstenheizler bedankte sich beim DFD Kreis Sathmar dafür, dass es seit seiner Gründung sich jährlich an die Russlanddeportation erinnert. Thomas [indilariu, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen erwähnte in seiner Rede das Leiden der Nachbargemeinschaft, den Holocaust der Juden, woran man auch in diesem Monat erinnert wird und sprach über die Ergebnisse der Volkszählung. „Dank der aktiven Kampagne des Deutschen Forums konnte man ein schlechteres Ergebnis verhindern“, sagte der Staatssekretär in diesem Zusammenhang. Auch erinnerte der Unterstaatssekretär daran, dass die Anzahl der Rumäniendeutschen ohne die Russlanddeportation wesentlich größer wäre. Deswegen sei das kollektive Gedenken eine Pflicht wie auch die Dokumentation der rund 80.000 in die ehemalige Sowjetunion verschleppten Deutschen aus Rumänien. Die Russlanddeportation sei das erste gemeinsame Erlebnis der Deutschen in Rumänien aber gleichzeitig auch ein gemeinsamer Willen, um zu gedenken und auszudrücken, dass sie nicht einverstanden seien damit, dass die Rechte der Verschleppten mit Füßen getreten wurden. Nach 78 Jahren erhielten bis zur Zeit rund 150 000 Menschen Entschädigung seitens des rumänischen Staates. Das sei ein klares Zeichen dafür, dass der rumänische Staat für die Verschleppung der Rumäniendeutschen Verantwortung trägt. Die Gedenkfeier wurde mit dem Programm der Schülerinnen und Schüler des Nationalkollegs Kölcsey Ferenc unter der Leitung ihres Deutschlehrers Adalbert Csaszar fortgesetzt. In Darbietung der Jugendlichen hörten die Anwesenden die Erinnerungen der Russlanddeportierten aus Schinal, die in der Monografie der Gemeinde Schinal von Josef Mellau beschrieben wurden. Anschließend sang der schwäbische Männerchor Lieder, die von den Deportierten in den Arbeitslagern gesungen wurden und man konnte eine Ausstellung über die Russlanddeportation besichtigen.