In der ADZ vom 31. Oktober 2015 erschien der Bericht „Später als fünf vor zwölf!“ von Nina May. Darin wird die Meinung des Wissenschaftlers Kevin Anderson wiedergegeben. Da ich zu diesem Thema vor einigen Jahren einen Vortrag gehalten habe, sei es mir, als Geograf, gestattet, einige kritische Bemerkungen zu machen.
1. Die Klimaerwärmung Ende des vorigen Jahrhunderts und zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist nicht wegzuleugnen. Dabei blieb der Wert der Erwärmung unter 1 °C. Ob die Erwärmung weiterhin anhält, darüber gehen die Meinungen auseinander. Immerhin gab es in den letzten Jahren die härtesten Winter der letzten 50 Jahre sowohl in den USA, als auch in China. Und die Zeitungen vermeldeten auch schon – und immer wieder –, dass eine neue Kaltzeit/Eiszeit bevorstehe.
2. Klimawandel gab es schon immer. Im Erdaltertum gab es viel wärmere Perioden als heute, aber auch eine Eiszeit. Das Erdmittelalter war durchgehend wärmer als heute (also ohne Eiszeiten). In der Neuzeit kam es zu einer allmählichen Abkühlung und, im ersten Abschnitt des Quartärs (d. h. der letzten Periode der Neuzeit), zu einer Folge von mindestens vier Eiszeiten und Zwischeneiszeiten. Erst in dieser Zeit tritt der Mensch in Erscheinung, allerdings ohne jede Möglichkeit der Einflussnahme auf das Klima. Für diese dargestellte Klimaentwicklung gibt es mit Sicherheit kein mathematisches Modell.
Außerdem gehen die Meinungen über die Ursachen der Klimaerwärmung auseinander. Die Beschränkung auf Kohlendioxid ist unseriös. Dieses Gas entweicht auch bei Vulkanausbrüchen, und die waren in früheren Erdabschnitten wesentlich häufiger und stärker als heute. Es gibt auch andere Gase, wie z. B. Methan, die die Temperatur beeinflussen. Die Aktivität der Sonnenflecken scheint eine gute Erklärung abzugeben. Aber es kommen auch Änderungen der Lage der Erdachse, und folglich der Pole, sowie viele andere Faktoren als mögliche Ursachen in Betracht. Dass man die Ursache des Klimawandels noch nicht einwandfrei festlegen konnte, liegt vermutlich daran, dass es sich um einen Komplex von mehreren Faktoren handelt.
3. Den Klimawandel gab es auch in historischer Zeit. Man spricht von einem Klimaoptimum, d. h. der wärmsten Zeit nach der letzten Eiszeit, vor etwa 7 Millionen Jahren. Es folgte eine relative Abkühlung. Zur Zeit der Entdeckung Amerikas durch die Wikinger war das Klima wieder ganz anders. Der deutsche Klimatologe H. Flohn hat die Atlantiküberquerungen in offenen Booten mit einer weit nördlicheren Lage der sogenannten Polarfront erklärt, durch die die Stürme im nördlichen Atlantik außerhalb der Reiserouten (über Island und Grönland) tobten. Auch wurde die Eisinsel Grönland – infolge der Klimaerwärmung heute weniger vereist – als „Grünland“ bezeichnet; also war es damals noch wärmer als heute. Im Mittelalter und bis um 1850 kam dann die „Kleine Eiszeit“, in der die Gletscher der Alpen vorstießen. Auch damals konnte der Mensch noch keinen Klimawandel bewirken.
4. Auch die Überlegung: Klimaerwärmung = Anstieg des Ozeanspiegels ist viel zu simpel. Prof. U. Glaser von der Universität Würzburg, der zehn Jahre lang in Spitzbergen wissenschaftliche Untersuchungen geleitet hat, erklärte uns anlässlich seiner Gastvorlesungen, dass eine Erwärmung in den extrem kalten Gebieten, zumal in der Antarktis, zu einem Anwachsen der Schneemassen führen würde. Wüchse die Temperatur dort um einige Grade, fielen mehr feste Niederschläge (Schnee), während die mittlere Jahrestemperatur noch weit unter dem Gefrierpunkt bliebe. Die Gletscherabbrüche, die immer wieder im Fernsehen gezeigt werden, haben eine andere Erklärung und wenig Beziehung zur Erwärmung: Die Gletscherzunge schiebt sich vom Festland auf das Meer und wird dort, dank Gezeiten und Wellen, abgebrochen und das Eis stürzt ins Meer.
Im ADZ-Artikel heißt es: „Leider ist die Ignoranz bis heute hoch, obwohl sich die Wissenschaftler längst einig sind“. Eben das sind sie nicht. Ich kenne keine Lehrkräfte der Geografie- und der Geologie-Fakultät der Babeş-Bolyai-Universität, die ernsthaft daran glauben, dass der Mensch durch sein Wirken die Hauptschuld an der Klimaerwärmung trägt. Das soll allerdings keine Ermutigung sein, sorglos die Umwelt zu verschmutzen. Schließlich schaden die Kohlendioxid-Emissionen auch der Gesundheit des Menschen. Auf fossile Energiequellen sollte allmählich verzichtet werden, die Atomenergie ist da allerdings keine Alternative, und hier hat die Bundesrepublik Deutschland die richtige Entscheidung getroffen, nämlich in einigen Jahren alle Atommeiler abzustellen. Der Billigstrom aus Atommeilern ist ein Märchen (weil dabei nur der Bau und Betrieb des Meilers und nicht sein Abriss nach 30-40 Jahren und die Endlagerung des Atommülls berücksichtigt wird) – wie auch die des menschlichen Einflusses auf den Klimawandel.
Man sollte also nicht Zeit und Geld vergeuden, um Szenarien auszuarbeiten, wie das Klima im Jahre 2100 sein wird. Das kann niemand sagen, ja sogar die Wetterprognosen für die nächsten Wochen stimmen meistens nicht. Dass durch die Klimaerwärmung das Wetter verrückt spielt und kaum noch für länger als 3-4 Tage vorausgesagt werden kann, dass sich Dürregebiete ausgeweitet haben, dass es dort Wirbelstürme gibt, wo es vor 20 Jahren noch keine gab, dass die mittleren Klimawerte jetzt weniger aussagen, das sollte dazu führen, dass man überlegt, wie man effizient auf die neuen Wetter- und Klimaerscheinungen reagieren soll und muss – in der Wirtschaft und in der Politik. Das wäre eine zweckmäßige Forschungsperspektive.