Der große niederländische Maler Rem-brandt hat um das Jahr 1650 ein berühmtes Gemälde, „Jesus, der Krankenheiland“, geschaffen. Von Strahlen umgeben, steht in der Mitte des Bildes Christus der Herr. Die linke Hälfte des Bildes liegt im nüchternen Tageslicht. Dort sitzen die klugen Menschen dieser Welt behaglich beisammen und machen hochmütige Gesichter, als ob sie sagen wollten: „Was brauchen wir den da und seine Wunder! Wir glauben ihm nicht und lehnen ihn ab.“ Einer von ihnen mustert geringschätzig die elenden Gestalten, die von der anderen Seite des Bildes zu Jesus kommen. Es sind arme, geplagte Menschen, die ihm flehend die Hände entgegenstrecken. Er steht inmitten der Scharen, bereit die Krankheiten zu heilen, wenn gläubiges Vertrauen ihn darum bittet.
Die Stellung der Menschen zu Christus und seinen Wundern ist dieselbe geblieben von den Tagen Christi bis zu Rembrandt und unserer Zeit. Die „Reichen im Geiste“ lehnen ihn und seine Wunder ab. An ihnen erfüllt sich letztlich, was Maria in ihrem „Magnificat“ vorausgesagt hat: „Die Reichen lässt er leer ausgehen!“ Seine Liebe und seine Heilungskraft gehört den „Armen im Geiste“. Öffentlich hat er verkündet: „Nicht die Gesunden haben den Arzt nötig, sondern die Kranken!“
Im Markusevangelium wird von einem Doppelwunder berichtet. Jesus heilt eine Frau, die schon Jahre hindurch an Blutfluss litt, indem sie vertrauensvoll sein Kleid berührt. Kurz danach erweckt er mit einem Machtwort ein zwölfjähriges Mädchen wieder zum Leben, das kurz zuvor gestorben war.
Was wollen uns diese zwei Wunder mitteilen? Wenn der Botschafter eines Landes in ein anderes Land gesandt wird, überreicht er dem Staatsoberhaupt des betreffenden Landes sein Beglaubigungsschreiben. Dieses trägt Siegel und Unterschrift des Staatsoberhauptes, der den Botschafter sendet. Dadurch wird jeder Täuschung vorgebeugt. So ähnlich handelte auch Gott. Christus kam als „Gottgesandter“ in unsere Welt. Zu seiner Beglaubigung wies er sich nicht mit einem Schriftstück aus. Er brachte aber eine Beglaubigung, die jedermann, ob Gelehrter oder Analphabet, als echt erkennen kann: Es ist seine Fähigkeit, Wunder wirken zu können. Wollte man die Wunder als sogenannte Mythen aus dem Leben Jesu wegnehmen, so hieße das so viel, als aus Alexander des Großen, aus Julius Cäsars und Napoleons Leben die Waffentaten, Schlachten und Siege zu streichen. Was bliebe dann übrig? Kein Historiker zweifelt an den Taten dieser Heerführer, warum sollte man an den gut bezeugten Wundertaten Christi zweifeln, die uns überliefert wurden?
Christus gebrauchte seine Wunderkraft nicht dazu, um sich vor den Menschen zur Schau zu stellen. Sie alle dienten dem geheiligten Zweck, die Menschen durch Glauben und sittliche Besserung zu Gott zu führen. Durch die Heilungswunder an den Leibern der Menschen will Christus die noch größeren Gnadenwunder der Seelenheilungen bewirken. Die Wunder sollen in den Menschenseelen die Anziehungskraft Gottes wirksam machen, dass der Mensch fähig wird, aus eigenem Entschluss den Weg der Sünde zu verlassen und den Weg des Heiles zu beschreiten. Darum sagt Christus nach gelungener Heilung: „Dein Glaube hat dir geholfen!“
Zur Heilung des Körpers genügt ein Machtwort Gottes, zur Heilung der Seele muss der Mensch die Anziehungskraft Gottes annehmen und mitwirken. Ungläubige Menschen glauben an die Anziehungskraft der Erde, obwohl sie diese weder sehen noch fühlen. Gläubiggewordene Menschen glauben noch mehr an die Anziehungskraft Gottes, weil sie diese gespürt und erfahren haben. Räumen wir alle Hindernisse, die sich in uns dieser Anziehungskraft entgegenstellen, beiseite. Sie bewirkt in uns das Heilungswunder des inneren Menschen.