Die Welt rennt uns davon. Alles rast vorbei - vom Zähneputzen am Morgen bis zum ersten Schluck Kaffee, den wir kaum genießen. Zeit nehmen? Ein Luxus, den wir uns scheinbar nicht leisten können.
In summa leben wir in einer Epoche, die Geschwindigkeit „vergöttert“. Alles muss schneller, effizienter, „smarter“ werden! Wir leben, als säßen wir in einem Hochgeschwindigkeitszug, der durch die Nacht rast. Doch wohin führt uns dieser Schnellzug der Postmoderne? Niemand weiß es, niemand fragt ernsthaft danach… Wir nehmen es hin, wie es kommt: Transhumanismus, Posthumanismus, Künstliche Intelligenz (KI). Der Mensch will immer mehr Kontrolle, bis er sich selbst verliert.
William Booth, der Gründer der Heilsarmee, sah bereits im 19. Jahrhundert solche Gefahren voraus: Religion ohne Gott, Christentum ohne Christus, Vergebung ohne Buße, Himmel ohne Hölle. De facto erleben wir das heute hautnah. Wir nehmen alles ungefragt an, ohne genau hinzusehen.
Dabei mahnt Jesus uns klar und eindringlich: „Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind’s, die von mir zeugen; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.“ (Johannes 5, 39)
Es ist gut und wichtig, dass wir uns um unser irdisches Leben sorgen, Ersparnisse anlegen, reisen, unseren Kindern etwas hinterlassen wollen. Das gehört zum Menschsein. Aber sorgen wir uns genug um unsere Beziehung zu Gott? Jenen Gott, der uns unendlich viele Chancen gegeben hat, der geduldig immer wieder seinen Bund mit uns erneuert hat?
Als alles verloren schien, entäußerte Gott sich selbst. Er wurde Mensch, weil er uns in bedingungsloser Liebe nahe sein wollte: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)
Ja, genau so sehr liebt uns Gott! Haben wir das wirklich verstanden? Denn wir sind nur Gäste hier auf Erden. Unsere Koffer sollten wir schon gepackt haben, in aktivem Glauben, nicht passiv wartend, damit uns der entscheidende Moment nicht unvorbereitet trifft. Denken wir nur an Jesu Gleichnisse, etwa die klugen und törichten Jungfrauen oder der unerwartete Bräutigam.
Dazu folgende Geschichte: Ein Vater bringt abends seine Tochter ins Bett. Sie fragt: „Papa, hast du heute mit Jesus gesprochen?“. „Nein, mein Schatz, heute nicht.“ Sie schaut ihn ernst an: „Aber du sagst doch immer, er ist dein bester Freund. Ich rede jeden Tag mit meiner besten Freundin.“ Der Vater schweigt. Dann faltet er die Hände.
Dietrich Bonhoeffer fasst dies treffend zusammen: „Gott ist kein Lückenbüßer. Nicht erst an den Grenzen unserer Möglichkeiten, sondern mitten im Leben muss Gott erkannt werden; im Leben, nicht erst im Sterben, in Gesundheit und Kraft, nicht erst im Leiden, im Handeln, nicht erst in der Sünde.“
Ich sage dazu gern: „Das Leben ist kein Wunschkonzert, aber manchmal spielt es deinen Lieblingssong.“ Wer Christus erkennt und bekennt, macht ihn zur Mitte seines Lebens. Und wer Jesus Christus in seinem Herzen trägt, der schweigt nicht! Er kann gar nicht anders, als seinen Glauben zu leben, seine Mitmenschen liebevoll anzulächeln und im Glauben aktiv zu handeln: „Wer euch hört, der hört mich; wer euch verachtet, der verachtet mich.“ (Lukas 10,16 a)
Natürlich gibt es auch jene, die uns Stolperfallen legen, aus Unwissen oder Bosheit. Doch auch für sie gibt es Hoffnung: unser Gebet. Wir beten füreinander und für die, die uns schaden, für die, die noch nicht sehen können, was zählt… Denn Gott gibt niemanden auf. Und das ist unsere Hoffnung. Unsere Aufgabe. Nehmen wir uns Zeit für das Wesentliche: für Gott, für Christus und für ein Leben, das nicht rasend vorbeizieht, sondern wirklich gelebt und gefühlt wird. Denn nur darin liegt die conditio sine qua non eines erfüllten Lebens.