Einmal eine Fortbildung nur „für uns“, nicht für die Schule, die Kinder oder den Unterricht, das war der Wunsch einer Lehrerin aus Schäßburg, der Adriana Hermann, Grundschulreferentin des Zentrums für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache (ZFL), hellhörig machte. Schnell stellte sich heraus, dass es wichtig wäre, auch die persönlichen Kompetenzen der Lehrkräfte zu stärken, sich mit Themen wie Zeitmanagement, Stressbewältigung, Konfliktmanagement oder Kommunikation zu beschäftigen. Denn gerade Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen sind mit ihrer ganzen Persönlichkeit im Unterrichtsprozess dabei und wenn sie auch noch an deutschen Abteilungen unterrichten, ist das eine besondere Herausforderung. In den Großstädten sind die hohe Anzahl der Kinder, die Deutsch lernen wollen, und die Erwartungen der Eltern oft mit Stress verbunden, im ländlichen Gebiet, in den Dorfschulen, wo es noch eine deutsche Abteilung gibt, ist der Simultanunterricht anstrengend. Hinzu kommt noch, dass in den deutschen Kindergartengruppen und Schulklassen heute mehr als 90 Prozent der Schüler aus rumänischen Familien stammen und praktisch in einer Fremdsprache lernen, die Lehrkräfte also nicht nur das Wissen, sondern auch oft die deutsche Sprache vermitteln müssen.
Wer sich jetzt vorstellt, dass die Lehrerinnen in ihrer Rüstzeit, die Anfang März vom ZFL im Michelsberger Elimheim organisiert wurde, auf Sonnenliegen im Garten die Landschaft genossen haben, der liegt falsch, betont Adriana Hermann. Es war wirklich eine Fortbildung, mit Übungen, Arbeitsblättern, aber auch mit viel Reflexion und sogar einem kreativen Teil, mit Basteln und Malen. Als Referentin konnte die gebürtige Siebenbürgerin Maria Rampelt gewonnen werden, die seit 1991 in Südhessen, in Deutschland lebt, dort als Schulleiterin und systematische Beraterin tätig ist. Für sie war es besonders wichtig, dass die Teilnehmerin-nen des Seminars Impulse bekommen, über sich nachdenken, reflektieren, welche Möglichkeiten sie haben, als Frau, als Lehrerin, als Mutter. Angesprochen wurden Themen wie Achtsamkeit, Antreiber und es wurde viel über Zeit philosophiert.
Für Mihaela Litean, Erzieherin, Fortbildnerin und Betreiberin eines privaten deutschen Kindergartens in Kronstadt, kam die Einladung zum Seminar zum richtigen Zeitpunkt. Sie konnte endlich innehalten und überlegen, was für sie wichtig ist. Denn als berufstätige Mutter, zwischen den Ansprüchen der Familie und ihres Arbeitsplatzes pendelnd, hat sie oft das Gefühl, nur noch durchs Leben zu rennen.
Oft ist es schwierig, eine gesunde Balance zwischen Privat- und Arbeitsleben zu halten, es ist nicht selten, dass die Pädagogen sich stundenlang zu Hause auf ihren Unterricht vorbereiten. Deshalb ist es hilfreich, sich berufliche Auszeiten zu nehmen, auch was für sich selbst zu tun. Das hat auch Elisabeta Pavel lernen müssen, die seit 27 Jahren Grundschullehrerin in Großpold ist. Für sie war die Lehrerinnen-Rüstzeit eine Bestätigung, dass sie in den letzten Jahren alles richtig gemacht hat. Die erfahrene Grundschullehrerin versucht ganz bewusst, sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die sie mag: Reisen, Wandern oder Schwim-men. Und nein zu sagen, wenn sie etwas nicht möchte. So schafft man es auch nach 27 Jahren, mit Freude zur Arbeit zu gehen, sagt sie lächelnd.
Die Teilnehmerinnen waren Lehrkräfte, die sich mehr einsetzen und herausgefordert sind, Fortbildner des Zentrums für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache, Pädagoginnen, die sich bei der Erarbeitung von Lehrbüchern und Lehrplänen eingebracht haben, Übersetzungen machen oder als Schulleiter tätig sind. Grundschulreferentin Adriana Hermann hat die Fortbildung auch darum organisiert, damit die Arbeit und der Einsatz dieser Lehrkräfte Wertschätzung bekommt, aber auch, dass sie die Gelegenheit für Begegnungen und den Austausch haben. Gefördert wurde die dreitägige Lehrerinnen-Rüstzeit vom Goethe-Institut.
All das, was Lehrer lernen, fließt in den Unterricht ein, kommt den Kindern zugute. Auch bei der Lehrerinnen-Rüstzeit in Michelsberg wurde immer wieder überlegt, wie der Transfer in die eigene Unterrichtstätigkeit gelingen kann oder welche Übungen und Methoden die eigenen Stunden bereichern könnten. Denn obwohl es der größte Wunsch der Lehrerinnen ist, Zeit „nur für sich“ zu haben, ist das einfach unmöglich.