Reschitza (BZ) - Die 26. Auflage des traditionsreichen Fests der rumäniendeutschen Literatur wurde am letzten Wochenende bezeichnenderweise im Rolf-Bossert-Saal des hiesigen deutschen Diaconovici-Tietz-Lyzeums von dem langjährigen Organisator Erwin Josef Ţigla festlich eröffnet. Das im Beisein etlicher deutscher Autoren aus dem In- und Ausland, eines kleinen aber beherzten Publikums und der Ehrengäste: Klaus Olasz, Vertreter der Deutschen Botschaft in Bukarest, übermittelte eine Grußbotschaft des deutschen Botschafters, Werner Hans Lauk. Herzlich begrüßt wurde diese Veranstaltung auch von Siegfried Geilhausen, deutscher Vizekonsul in Temeswar, und von Karl König vom rumänischen Kulturministerium.
Umwölkt wurde die dreitägige Veranstaltung heuer leider durch den plötzlichen Tod von Waldemar König, verdienstvoller Vertreter des DFDBB und angesehene Kulturpersönlichkeit der deutschen Gemeinschaft des Banater Berglands.
Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung wurde drei Autoren die Ehrenmitgliedsurkunde des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ verliehen: Hans Dama (Wien), Balthasar Waitz (Temeswar) und Nora Iuga (Bukarest).
Erwin Josef Ţigla präsentierte den fünften Sammelband der Chronik dieses Literaturfestivals „Deutsche Literaturtage in Reschitza 2011-2015“, den neuen Katalog der rumäniendeutschen Bücher wie auch einen Sonderbriefumschlag und Sonderstempel zu diesem Ereignis. Der erste Tag brachte Lyrik-Lesungen von Dagmar Dusil (Bamberg), Hans Dama, Buchpräsentationen von Gheorghe Jurma und Beatrice Ungar (Hermannstadt). Hervorzuheben der Vortrag „Die Mundartdichtung Rolf Bosserts“ von Alwine D. Ivănescu und Mihaela Şandor (Temeswar). Eine schöne Überraschung bereitete das erste Gastspiel in Reschitza des Theaterlaboratoriums Bukarest (Leitung Ramona Olasz) mit der Produktion „Stück ohne Juden“ von Julya Rabinowich.
Was die rumäniendeutsche Literatur Neues zu seinem zeitlosen Thema Ost-West, heute, da seine Autoren überall in Europa verstreut wirken, zu bieten hat, konnte das Publikum Samstag und Sonntag in der Tietz-Bibliothek bzw. dem Frederic-Ozanam-Sozialzentrum erfahren. Die Lyrikerin Ilse Hehn (Ulm) belegte das auf ihre originelle Art mit einer Lesung aus dem Gedichtband „Tage Ost-West“ (Präsentation von Balthasar Waitz) und der Präsentation ihres Kunstbuches „Das Ulmer Münster in Wort und Bild“. Hans Dama las aus seinem neuen Lyrikband "Dornenpflaster". Etliche neue Buchveröffentlichungen (mit Lesungen) wurden vorgestellt: der 23. Stafette-Sammelband (B.Waitz), die Romane „Athenee Palace“ von Rosie G. Waldeck (Präsentation Dagmar Dusil), „Die Steine bleiben“ von Alice Albrich-Mavrocordato (Präsentation Hans Dama). Vorgestellt wurde von Veronika Haring der neue Sammelband des deutschen Kulturvereins aus Marburg an der Drau, (Slowenien), eigene Texte lasen die slowenischen Gastautoren Ales Tacer und Ivan Korponai. Eine Revue eines halben Jahrhunderts der Banater deutschen Literatur bot Edith Guip-Cobilanschi mit ihrem Vortrag „Die Erinnerung: Leitmotive nach 1945 in unserer Banater Literatur“.
Die Kunstliebhaber wurden zudem zu der Vernissage der Kunstausstellung „Landschaften“ der Malerin Veronika Haring (Slowenien) eingeladen. Die bekannte rumänische Autorin Nora Iuga stellte den von ihr übersetzten Roman „Die merkwürdige Reise des Peter Gottlieb“ von Joachim Wittstock (Hermannstadt) vor, gefolgt war die von einer Lesung des Autors. Eine Kostprobe aus seinem Manuskript eines neuen Theaterstücks bot Robert Tari (Temeswar). Zu Gehör brachte darauf der Temeswarer Autor Balthasar Waitz einen Auszug aus seinem Romanmanuskript „Das rote Akkordeon“. Zu hören war auch ein einfühlsamer Text über Schicksal und Tod der Bukarester Autorin Nora Iuga.
Zum Ausklang des Literaturfestes hatten die Gastgeber noch eine literarische Reise ins Banater Bergland eingeplant. Den kleinsten Freunden der Literatur wurden am Montag noch die Kinderbücher „Schnurri“ von Anne Junesch (Hermannstadt) und „Fledermäuschen Gogo“ des slowenischen Autors Ales Tacer vorgestellt.