265 Jahre seit ihrer Weihe begeht in diesem Jahr die römisch-katholische Pfarrkirche in Neubeschenowa/Dude{tii Noi. Aus diesem Anlass kamen Anfang Oktober mehrere Mitglieder der Heimatortsgemeinschaft Neubeschenowa ins Banat, um das Jubiläum in der „alten Heimat“ zu feiern.
„Wir wollten die Einweihung der frisch sanierten Rochus-Kapelle auf dem Friedhof und die 265-Jahr-Feier der Kirche mit einem Kirchweihfest begehen. Das Kirchweihfest wurde in unserer Jugend zum Heiligen Wendelin, Mitte Oktober, gefeiert“, sagte der Vorsitzende der HOG Neubeschenowa, Ewald Müller, der in seiner Jugend drei Mal Kirchweihjunge gewesen war. Die Erinnerung an das „Kirchweihfest von damals“ ist bei ihm immer noch sehr lebendig. „Es gab 30-40 Kirchweihpaare, die zur Blasmusik durchs Dorf marschiert sind“, sagte er. Früher war der Anteil der deutschen Bevölkerung viel höher, wobei heute nur noch ungefähr 30 Deutsche in Neubeschenowa leben. Gemeinsame Elemente mit dem Kirchweihfest von früher hatte die diesjährige Feier trotzdem: „Die Trachten sind die gleichen und die Musik ist dieselbe“, sagte Ewald Müller.
Die Feier begann mit einem Festgottesdienst in der katholischen Kirche. Die Pfarrkirche zu Neubeschenowa wurde am 10. Oktober 1751 zusammen mit dem Pfarrhaus und dem Friedhof durch Domherr Michael Slezak zu Ehren des Heiligen Wendelin geweiht. Die Kirche in Neubeschenowa ist die älteste Kirche einer deutschen Gemeinde im Banat, wie der Diözesanarchivar Claudiu C²lin den Gästen bei der Jubiläumsfeier mitteilte. Die Inneneinrichtung der Kirche wurde größtenteils von der Regentin Maria Theresia gespendet. 1844 wurde der Grundstein der Friedhofskapelle zu Ehren des Heiligen Rochus gelegt. 2016 wurde diese seit Jahren sehr baufällige Kapelle durch die Gemeindeverwaltung saniert. An der Kapelle brachte die HOG Neubeschenowa eine Tafel im Gedenken und zu Ehren der beiden Neubeschenowaer Geistlichen Josef Nischbach und Hans Schmidt an.
„Die deutsche Gemeinschaft, die es einmal gab, ist leider verloren gegangen“, sagte Matthias Wanko (86), der langjährige Landesobmann der Salzburger Donauschwaben, der 1944 mit seiner Familie aus Rumänien flüchtete. Matthias Wanko kehrte 2009 mit seinem Sohn und zwei Enkelkindern nach Neubeschenowa zurück, um ihnen seinen Heimatort vorzustellen. Eine ganze Woche verbrachten sie damals in Neubeschenowa. „Ich habe ihnen gezeigt, wo unsere Häuser und Felder waren. So haben sie doch ein bisschen mitbekommen, wo der Großvater auf die Welt gekommen ist, wie er gelebt hat und wie er seine Kindheit verbracht hat. Ich versuche, ihnen möglichst viel davon zu vermitteln“, sagte Matthias Wanko. Er selbst zerlegt jedes Jahr in seiner Werkstatt ein Schwein, macht Würste, wie er es von seinem Vater gelernt hat. „So etwas kann man nicht kaufen“, fügte er hinzu.
Nach dem Gottesdienst begaben sich die Teilnehmer an der Jubiläumsfeier zum Friedhof, wo Kränze niedergelegt wurden bzw. die sanierte Rochus-Kapelle neu eingeweiht wurde. „Ich habe mitbekommen, dass diese Kapelle von allen Ethnien und Religionen benutzt wird, also ist auch hier die für das Banat typische Multikulturalität zu spüren“, sagte der deutsche Konsul Rolf Maruhn, der bei der Feier in Neubeschenowa dabei war. Anschließend wurde in der Ranch Robert gefeiert, wo einige Paare des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“ zur Musik der Timi{oara Big Band tanzten.
Nach den Festreden erzählten Claudiu C²lin und Hochschulassistent Mihai Panu aus der Geschichte des Ortes und des Banats. In diesem Jahr werden 300 Jahre seit der Befreiung des Banats von der osmanischen Herrschaft durch die österreichischen Heere von Prinz Eugen von Savoyen gefeiert. Zu den interessantesten Aspekten, die sich auf Neubeschenowa beziehen, zählt eine Episode aus dem Ersten Weltkrieg, die mit dem dortigen Zeppelin-Flughafen verbunden ist. Von November 1915 bis April 1917 wurde der Lufthafen von Neubeschenowa von deutschen Luftschiffen als Basis genutzt. Heuer jährt sich um 100. Mal der Absturz des Zeppelins LZ 86 nach einem Kampfeinsatz. Fünf der damals ums Leben gekommenen Luftschiffsoldaten sind auf dem Heldenfriedhof in Temeswar begraben.
Auch mit einer anderen Geschichtsepisode steht Neubeschenowa in Verbindung. Die Bewohner von Neubeschenowa legten am 9. August 1850 ein feierliches Gelübde zum Dank für die Erhaltung der Gemeinde während der ungarischen Revolution 1848/49 ab, bei der auch über hundert Bewohner von Neubeschenowa beteiligt waren. Seitdem wird der Tag als Gemeindefeiertag begangen. Die Entscheidungsschlacht des Revolutionskriegs fand am 9. August 1848 in der Nähe von Neubeschenowa statt. 1905 wurde an dem bekannten Ort, mitten auf dem Feld, ein Obelisk zum Gedenken an die 54 namenlosen Helden des Freiheitskampfes vom 9. August 1849, die für ihr Vaterland starben, aufgestellt. Laut Aussagen ungarischer Geschichtswissenschaftler ist dieser Gedenkstein das einzige noch erhaltene Mahnmal der Revolution von 1848/49.