Das Banater Dorfmuseum aus Temeswar/Timişoara hat keine Probleme. Zumindest wenn es nach Claudiu Ila{ geht. Vor einem Jahr sprach der noch neue Museumsleiter von großen Plänen für das heruntergekommene Dorfmuseum. Was das Institut bräuchte ist mehr Zeit. Die ausgellten Häuser sollten restauriert, ein Büro- und Ausstellungsgebäude sollte fertiggestellt werden. Zudem sprach Ilaş von neuen Projekten, die mehr Besucher anlocken sollten. Vieles ist noch nicht zustande gekommen. Zumindest den Teich hat der junge Museumsleiter rehabilitieren können. Kleine Pontons und ein Pavillon umkreisen inzwischen den künstlichen Teich. Rund eins einhalb Tonnen Fisch leben inzwischen in dem neuen Biotop.
Dass das Wasser noch immer schmutzig sei, streitet Ilaş vehement ab: „Sie haben nichts verstanden. So muss ein See ausschauen“, meint der Museumsleiter. Die Unmengen an Seegras würden das Gesamtbild momentan noch verschandeln. Es sei nur eine Frage der Zeit bis sich das Wasser klärt. Was direkt ins Auge sticht sind die neuen Bänke und Abfallbehälter zu den alten Häusern und rostigen Agrargeräten. An dem neuen Bürogebäude wird noch fleißig gearbeitet. Wenn es fertiggestellt wird, soll die Museumsverwaltung dort umziehen. An Geld mangelt es nicht. Ilaş drückte sich äußerst zufrieden über die Zusammenarbeit mit der Temescher Kreisverwaltung aus. Für 2012 erhielt das Museum vier Millionen Euro für Investitionen.
Davon wurde ein Großteil in die Fertigstellung der neuen Immobilie gesteckt und der Rehabilitierung des Teichs. Als Nachfolgeprojekt soll die Freiluftbühne modernisiert werden. Sie wird vollständig aus Holz umgebaut, sagt Claudiu Ilaş. An den Teichufern soll eine ungarische Fischerhütte errichtet werden. Als neue Hauptattraktion für Besucher möchte man Bootsfahrten anbieten. Dafür wartet die Verwaltung auf eine Genehmigung vom Kreisrat. Weiterhin stechen Detailfehler ins Auge: Restmüll von den Arbeiten am Teich türmen sich Meter hoch. Ilaş selbst bezog sich auf seine deutschen Wurzeln, weshalb er auf Unordnung empfindlich reagieren würde. „Der Abfall wird entfernt“, sicherte er zu.
32 Mitarbeiter arbeiten im Dorfmuseum. Weitere acht Stellen möchte der junge Museumsleiter ausschreiben. „Mit 40 käme ich zurecht“, schätzt Claudiu Ilaş. Dabei sucht er besonders nach zusätzlichen Verwaltern, die sich um die Ausstellungshäuser kümmern sollen. Aus dem Familiensiedlungsprojekt scheint inzwischen nichts mehr zu werden. Im vergangenen Jahr wollte der Dorfmuseumsleiter, dass Personen in den Häusern aus dem Dorfmuseum einziehen sollten. Das Unterfangen stellte sich im nachhinein als ein schwieriges dar. „Zum einen bieten wir eine kostenlose Unterkunft an und dann müssen wir die Bewohner auch noch bezahlen“, erklärt Ilaş. „Da fällt die Anfrage entsprechend hoch aus“, fügt er hinzu. Als Alternative könnte das Dorfmuseum Schauspieler anheuern, die dann in gewünschte Rollen schlüpfen. Man wolle durch das Projekt Besuchern veranschaulichen, wie auf dem Land gelebt wird.
Während im Eingangsbereich die Grünflächen und die Häuser passabel ausschauen, schaut die zweite Museumshälfte verwahrlost aus. Nicht nur die abgestellten Gerätschaften sind restaurierungsbedürftig, sondern auch die ansehnlichen Häuser, deren Ursprung im Banater Bergland liegt. Für die Instandhaltung der Grünflächen fehlt es an Personal, meint Ilaş. Nur drei Personen schneiden zweimal die Woche das Gras. Der Museumsleiter möchte zu aller erst die Wege und Wegbeleuchtung modernisieren. Denn es würde sich nicht schicken, dass Besucher immer nur den Eingangsbereich des Museums besichtigen, weil hier die nötige Infrastruktur bereits gegeben ist.
Oft besuchen Schülergruppen das Museum.
Für Führungen sind zwei Museologen verantwortlich, die den Kindern über die Geschichte der einzelnen Häuser und die damit eingehenden Traditionen der jeweiligen Kulturgruppen aufklären. Leiter Ilaş wünscht sich weitere Angebote für Besucher. Er zielt besonders auf Projekte für Kinder, die allerdings aufgrund der Rekordtemperaturen zum gegenwärtigen Zeitpunkt, nicht machbar wären. Im Herbst kann sich der Museumsleiter solche Projekte vorstellen. Zu Schulbeginn werden Aktionen gestartet, um ganze Schulklassen anzulocken. Den Eintritt ist für Schüler kostenlos, was ein weiterer Grund wäre, weshalb sie Interesse an dem Dorfmuseum zeigen könnten. So zumindest schätzt es Ilaş ein.
Der Museumsleiter sprach vor einem Jahr von Plänen, um die Besucherzahlen zu steigern. Von der Profitabilität des Instituts sollen die Fördersummen, die der Kreisrat zusteuert, nicht abhängen. „Auch das Louvre oder andere große, europäische Museen sind auf Fördergelder angewiesen“, sagt Claudiu Ilaş. „Das Dorfmuseum soll die Dorfkultur des Banats widerspiegeln. Es ist gleichzeitig eine Visitenkarte der Kreisverwaltung. Darum muss das Museum ordentlich geführt werden. Auch wenn es keine Besucher gibt, muss das Museum gepflegt werden“.
Das Banater Dorfmuseum bleibt weiterhin Gastgeber zahlreicher kultureller Veranstaltungen der Stadt. Im Herbst wird auf dem Museumsgelände eine neue Auflage des Weltmusikfestivals „Plai!“ veranstaltet. Probleme bestehen noch zuhauf. Der Museumsleiter empfindet es nur als eine Frage der Zeit, ehe sich diese lösen werden. Denn Geld scheint vorhanden zu sein und Ideen auch.