Am 10. Juni waren es 40 Jahre seit dem Hinscheiden der bekanntesten Persönlichkeit der Banater Berglanddeutschen des XX. Jahrhunderts, Alexander Tietz in Reschitza.
Auf Initiative des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen wurde das Jahr 2018 u.a. auch als Alexander-Tietz-Jahr ausgerufen, weil es am 9. Januar 120 Jahre seit seiner Geburt waren und nun der 40. Todestag begangen wurde.
Alexander Tietz war der jüngste Sohn eines deutschen Lehrers, Josef Tietz, und einer rumänischen Beamtentochter, Theresia aus der berühmten Diaconovici-Familie. Sein Großvater mütterlicherseits Franz Xaver kam 1854 aus dem später an Tschechien abgetretenen Teil Österreich-Schlesiens ins Banat. Er und sein Sohn Josef, geboren 1859 in Temeswar, der Vater von Alexander Tietz, waren Lehrer zu einer Zeit, als man Ungarisch zur alleinigen Unterrichtssprache machen wollte. Josef Tietz wehrte sich nicht gegen das Erlernen der Staatssprache, setzte aber durch, dass an den meisten Schulen in Reschitza bis zum Ersten Weltkrieg der Unterricht in der jeweiligen Muttersprache nicht aufgegeben wurde.
Alexander Tietz, obwohl deutsch erzogen, wuchs, wie viele seiner Banater Landsleute des gehobenen Bürgertums, in einer Atmosphäre der Toleranz auf, die ihn lehrte, Verständnis für andere Kulturen zu haben und ein Miteinander und Nebeneinander verschiedener Nationalitäten gutzuheißen.
Auch er war, wie Großvater und Vater, Lehrer mit Leib und Seele. Noch heute sprechen ehemalige Schüler, die in Rumänien, aber auch weltweit leben, mit größter Hochachtung von ihm. War es ihm nicht nur ein Anliegen, die ihm Anvertrauten in den verschiedensten Fächern zu unterrichten, so ist als zweite herausragende Eigenschaft seiner Persönlichkeit seine Liebe zu Natur, Musik und Kultur zu erwähnen.
Seine erklärenden Worte über Naturschönheiten und deren Bewahrung kann man heute als Umweltschutz im wahrsten Sinne des Wortes deuten. Was er für die Kultur der Banater Berglanddeutschen getan hat, ist ebenfalls unschätzbar und muss immer wieder unterstrichen werden.
Sein Augenmerk galt den Märchen und Sagen seiner unmittelbaren Umgebung, seinem geliebten Banater Bergland, die er in mehreren Büchern festhielt, die heute fester Bestandteil jeder rumäniendeutschen Bibliothek sind oder sein sollen, genauso wie die Bücher, die nach der Wende in Rumänien, im Auftrag des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ erschienen sind. Besonders sind hier auch seine veröffentlichten 13 Essays „Briefe von der Alm“ (Salasch) zu unterstreichen, die 1939 erstmals in Reschitza in Rumänisch, dann erst 2000 in deutscher Übersetzung durch den Bukarester Schriftsteller landlerischer Abstammung Hans Liebhardt erschienen sind.
Auch das heutige Reschitzaer „Diaconovici - Tietz“-Nationalkolleg trug dazu bei, dass Alexander Tietz nicht vergessen wird. Einmal durch den Namen der Schuleinheit (vergeben 1999) und zweitens durch die 3 Veröffentlichungen, die in Reschitza 2008, 2009 und 2010 durch die Betreuung der ehemaligen Schulleiterin Ana Kremm erschienen sind.
Zwei Medaillen, an Alexander Tietz erinnernd, vom Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen und von der „Deutschen Vortragsreihe Reschitza“ 1998 und in diesem Jahr geprägt, aber auch die jährlich seit 1999 vergebenen „Alexander Tietz“-Preise als höchste Auszeichnung der Banater Berglanddeutschen sind ebenfalls Bestandteil des Wirkens im Sinne der Weiterleitung des Denkens und Handelns des Volkskundlers, Schriftstellers und Erziehers an die zukünftigen Generationen des Banater Berglands und nicht nur.
Genau in diesem Sinne organisierte man in diesem Jahr eine Reihe von Vorträgen über Alexander Tietz in Temeswar, Radautz und Suczawa im Buchenland sowie in Bukarest („Friedrich Schiller“-Kulturhaus) und diese findet bis Jahresende ihre Folge in weiteren Regionen Rumäniens, wo Deutsch als Muttersprache lebendig ist.
Der Name Alexander Tietz, in Reschitza bekannt auch durch das „Alexander Tietz“ Jugend-, Dokumentations- und Kulturzentrum (2004 neu errichtet), wird auch in der Zukunft einen besonderen Platz im multikulturellen, multiethnischen und multikonfessionellen Banater Bergland finden, weil es beherzte Menschen gibt, die sich dafür vielseitig einsetzen, denn Alexander Tietz soll den Banater Berglanddeutschen nicht verloren gehen!