In Kunst wird wie in Aktien investiert. Es ist ein Milliardengeschäft: Das globale Volumen hat sich seit dem Rezessionsjahr 1991 auf 64,1 Milliarden versiebenfacht. Immer mehr Sammler überfluten den Markt und gefährden ihn dadurch. Weil ihre Motivation pragmatischer Natur ist. Viele suchen nach einer sicheren Geldanlage und gehen von der Annahme aus, dass Kunst mit den Jahren im Wert steigen wird. Nicht ganz, meinen Kunstberater. Zeitgenössische Kunst, die heute verkauft wird, könnte in 50 Jahren nichts mehr wert sein. Wer sich blind auf das Geschäft stürzt, kauft die Katze im Sack.
Das Volumen des rumänischen Kunstmarkts wird auf 40 Millionen geschätzt – nicht einmal ein Bruchteil des globalen. In Rumänien fehlt die Tradition. Personen mit Kaufkraft sind noch nicht bereit Unsummen für Kunstwerke auszugeben. Darum werden viele rumänische Künstler unter ihrem internationalen Marktwert gehandelt. Auf dem Sekundärmarkt werden Werke von zeitgenössischen Malern oder Bildhauern für die Hälfte des Galeriepreises ersteigert. Das Auktionshaus „Artmark“ dealt mit für westliche Verhältnisse bescheidenen Zahlen. Ihre Einnahmen pro Versteigerung sind nie sechs- und selten fünfstellig. Trotzdem werden die Auktionen als Erfolge verkauft.
Im Juli erzielte Gheorghe Fikls „Altar“ 6.000 Euro. Es sei ein persönlicher Rekord für den temeswarer Künstler, so „Artmark“. Die lokale Presse griff die Behauptung unkritisch auf und feierte Fikl als erfolgreichen Künstler. Was alle übersahen: Der Preis für Fikls Ölgemälde wurde auf 6.000 bis 9.000 Euro geschätzt. Somit ging das Werk für den Mindestbetrag weg. Das bedeutet: Fikl ist als Künstler kaum gefragt, zumindest bei den Sammlern, die an den Auktionen teilnehmen. Bisher wurden die Werke des Temeswarers gar nicht verkauft. Für ein Auktionshaus sind diese Ergebnisse kein echter Gewinn. Von Erfolg spricht man erst dann, wenn ein Künstler das Mehrfache für sein Werk erzielt. Andere Maler, deren Gemälde bei 3.000 bis 5.000 Euro gehandelt wurden, erzielten in einer Auktion 15.000 Euro. Somit müssten sich einige Sammler darum gerissen haben, ansonsten wäre der Preis nicht so in die Höhe geschossen.
Das erzielte Ergebnis auf einer Auktion setzt den Wert des Künstlers auf den Markt fest. Arbeiten von der gleichen Dimension werden dann künftig in Galerien mit dem neuen Rekordpreis verkauft.
Gheorghe Fikls Arbeiten werden auf dem Primärmarkt bereits für das doppelte oder dreifache des erzielten Auktionspreises verkauft. Somit ist der anfängliche Erfolg von dem die Presse berichtete im Grunde ein Misserfolg.
Darum können sich manche Galeristen mit dem Auktionshaus „Artmark“ schwer anfreunden. Weil es die Preise rumänischer Künstler drückt. Würde man es nicht machen, würde man keine Käufer haben. Eben weil viele rumänische Sammler noch nicht sehr lange dabei sind und darum auch mit Vorbehalt kaufen. Viele wollen lieber kleinere Summen ausgeben und hoffen, dass die Investition in den nächsten Jahren um das Vierfache ansteigt. Viele nutzen auch die Lage aus, um kostbare Werke wesentlich billiger zu ersteigern.
Den Schaden tragen die Künstler aber besonders die Galerien, die die Künstler repräsentieren. Der Sekundärmarkt ist ohnehin für die meisten Künstler keine Einnahmequelle. Im Ausland kriegen sie oder ihre Familie, falls die Künstler schon gestorben sind, für jedes ersteigerte Bild einen recht niedrigen Prozentsatz. Dieser verändert sich auch nicht ungeachtet der Höhe des versteigerten Kunstwerkes.
Erzielt zum Beispiel ein Francis Bacon 100 Millionen Euro auf einer Auktion, erhalten seine Erben nur eine Million Euro davon.
Für den Sammler stellt sich indessen die Frage, ob sich die Investition tatsächlich ausgezahlt hat. Wird das Gemälde in zehn oder zwanzig Jahren das Doppelte Wert sein oder nur noch die Hälfte?
Denn es gibt unterschiedliche Faktoren, die den Preis beeinflussen. Oft sind es aktuelle Trends, die den Wert mancher Künstler über Nacht in die Höhe schnellen lassen. Doch genauso schnell kann ein Trend von einem anderen ersetzt werden. Dann rutscht auch der Wert der Künstlers und die Investition stellt sich im Nachhinein als Fehlgriff heraus.
Bei den großen Klassikern wird der Wert danach festgelegt, wie viele Werke im Umlauf sind. Von den rund 5.000 Werken die ein Pablo Picasso zu Lebzeiten gemalt hat, können nur noch 100 gekauft werden. Folglich steigt der Preis in Millionenhöhe, weil viele Sammler ein Picasso haben möchten und auf Auktionen darum ein erbitterter Kampf geführt wird. Je weniger Werke auf dem Markt, desto höher der Preis.
Das trifft auch auf lebende Gegenwartskünstler zu. Je gefragter sie sind und desto weniger sie produzieren, desto höher der Preis.
Gheorghe Fikl verkauft seine Arbeiten, gehört aber nicht zu den Topverdienern und auch nicht zu den gefragtesten Künstlern seiner Generation. Es gibt erfolgreichere, die auf ausländischen Auktionen für den fünffachen Betrag versteigert werden.