Vor 74 Jahren, am Abend des 13. Januar 1945, haben die rumänischen Behörden mit rumänischer und sowjetischer Militär-Begleitung in vielen Ortschaften im Banat und in Siebenbürgen begonnen, junge Männer und Frauen der deutschen Gemeinschaft für die Zwangsarbeit in der Sowjetunion abzuführen. Der rumänische Staat hat seine eigenen Bürger an eine fremde Macht abgetreten, bloß weil sie ethnische Deutsche waren – das ist einer Schuld gleich gekommen. Dabei war der Krieg noch lange nicht zu Ende und die Deportierten hatten sich sonst keine Vergehen zukommen lassen.
Auf den Tag genau gedachten nun am Woc henende in Arad Mitglieder des deutschen Forums und des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten dieses traurigen Ereignisses. Vorgestellt wurde bei dieser Gelegenheit auch „Über ein Jahrhundert ... Sigmundhausen, die Gemeinde zwischen Alt- und Neu-Arad”, eine Monographie des Arader Autors Doru Sava in deutscher Fassung.
Das Buch ist auch der Familie des bekannten Blumengärtners Alois Weil gewidmet, enthält Interviews und Berichte über das Leben in Sigmundhausen vor und nach der Deportation. Alois Weil, 90, ist einer der letzten Überlebenden der Arader Russlanddeportierten, dabei im Stadtteil Sigmundhausen (heute Arader Stadtviertel Mureşel) und weit darüber hinaus als einer der erfolgreichsten Blumengärtner bekannt. Von seinem Vater, Alois Weil sen., 1921 gegründet, wird die Blumengärtnerei von Loisi-Batschi immer noch mit viel Fleiss und Arbeitswillen geführt. „Therapie durch Arbeit” nennt er das, dabei strebt er dem 100. Jubiläum der Gärtnerei zu.
Alois Weil lässt derzeit eine Kapelle als Mausoleum in seinem Garten errichten lassen, zum Gedenken an den Werdegang der Banater Schwaben in Sigmundhausen und Neuarad wie auch an die Deportation in die UdSSR. Die Kapelle soll demnächst fertiggestellt werden, spätestens zur 100Jahrfeier. Für sein Lebenswerk wurde Alois Weil zum 70.Jubiläum der Russlanddeportation mit der Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat ausgezeichnet.
Michael Szellner, Vorsitzender des DFD Arad und Verleger des vorgenannten Buches, hat alle Gäste herzlich begrüsst; Adelheid Simon, Geschäftsführerin des Forums, und Lolita Mallinger, Sozialreferentin des Forums, haben die Arbeit der jüngeren Generationen im Sozialbereich vorgestellt. An der Gedenkveranstaltung hat sich auch Elisabeth Brittich, bildende Künstlerin und Autorin des Denkmals für die Deportation aus Simonydorf in Kreis Arad, beteiligt Die Teilnehmer, ehemalige Russlanddeportierte und ihre Angehörigen, ehemalige Bărăgan-Verschleppte, würdigten den feierlichen Anlass und begrüßten die Buchveröffentlichung über Sigmundhausen. So lange wie möglich will das hiesige Deutsche Forum die Lebensgeschichte der Ahnen und aller früheren Generationen ehren, weiterhin auch ihres oftmals schweren Schicksals gedenken, welches auch unseren Werdegang mitbestimmt hat.
Alexandra Kaiser,
Schriftführerin des DFD Arad