Reschitza/Temeswar – Ein Archäologenteam aus Reschitza (Leitung: Dr. Dumitru Ţeicu) und Temeswar (Leitung: Dr. Alexander Szentmiklósi vom Museum des Banats) hat in diesem Sommer erstmals im Banat die Verteidigungsstrukturen einer hochmittelalterlichen Pfarrkirche aus den XV. Jahrhundert freigelegt. Sie liegt in der Nähe von Opătiţa bei Detta. Identifiziert wurde der doppelte/parallele Verteidigungsgraben, ein Erdwall und darauf befindliche doppelte Palisaden sowie an der Nordseite die Spuren eines Verteidigungsturms. Obwohl nur für das Auge von Kennern anhand der unterschiedlichen Bodenfärbung und von Verkohlungsresten (aber auch, wenigen, Artefakten) identifizierbar, handelt es sich um den bisher einzigen, also auch ältesten Nachweis für das Vorhandensein der über 200 befestigten (vorwiegend römisch-katholischen) Pfarrkirchen der Banater Ebene, die aus schriftlichen historischen Quellen bekannt sind.
Dazu Dr. Dumitru Ţeicu, Archäologe, Fachmann für das Banater Mittelalter und Direktor des Museums des Banater Montangebiets: „Die archäologische Grabungsstätte von Opătiţa ist Teil eines umfangreichen Projektes, das wir 2005 gestartet haben und das Klärungen bezüglich der Kirchen- und Klosterbauten des Banater Mittel- und Hochmittelalters erbringen soll. Es handelt sich um das erste Repertorium der Banater ekklesiastischen Anlagen und deren Architektur in jener Zeit, das bereits als zweibändiges Weerk in rumänisch und deutsch erschienen ist, sowie um unsere Bemühungen, den Standort dieser durch die Eroberung durch die Türken im 15.-16. Jahrhundert ausnahmslos zerstörten Kirchenbauten zu identifizieren. Leider ist es im Banat so, dass von den mehr als 200 uns aus Dokumenten bekannten Kirchen des Hochmittelalters keine einzige mehr zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts vorhanden war, als das Banat von den habsburgischen Heeren erobert wurde. Dass wir gerade in Opătiţa mit den archäologischen Grabungen begonnen haben, hat mehrere Gründe. Einerseits hat die sichtbare Bodenkonfiguration hier auf das sichere Vorhandensein von Spuren umfangreicher Bauten hingewiesen, vermutlich das verschwundene mittelalterliche Denkmal, das uns aus Dokumenten bekannt war. Zweitens die Toponymie, eines der wichtigsten Indizien für Verschwundene Denkmäler. „Opatja“/rum.“Opătiţa“ bedeutet im Serbischen „Nonne“, also muss es hier ein Kloster oder, auf alle Fälle, zumindest eine Kirche gegeben haben. Und die Flurstelle, wo wir den Fund gemacht haben, heißt im Volksmund „Călăştur“, eine offensichtliche Rumänisierung des ungarischen „Kolostor“, was „Kloster“ bedeutet. Päpstliche Zehentlisten von 1330 erwähnen vor Ort eine Pfarrkirche, die zur lateinischen Diözese von Tschanad/Cenad/Csanád gehört hat, der Vorgängerdiözese von Temeswar. Von 1432 ist eine weitere Erwähnung dieser Kirche bekannt, die damals schon befestigt war, weil die Angriffe und Streifzüge der Türken in diesem Raum nördlich der Donau bereits an Heftigkeit und Zerstörwut zugenommen hatten. Im Dokument wird erwähnt, dass es sich um eine Marienkirche gehandelt hat und dass sie mit hölzernen Befestigungsanlagen gesichert war. Aus all diesen Gründen haben wir gerade in Opătiţa die bisher einzigen solchartigen archäologischen Grabungen im Banat begonnen. Und das war durchaus zielführend.“
Hinzuzufügen wäre, dass die Hilfskräfte für die Grabungen sämtlich aus dem Dorf Opătiţa kamen und dass das Rathaus von Detta einmal mehr die Archäologen in ihrem Unterfangen unterstützt hat, indem sämtliche Grabungen (archäologische Grabungen gab es an dieser Stelle 2005, 2006, 2008 und 2015) von der Stadt Detta finanziert wurden.
In einem der befestigten Wachttürme wurden 10 Münzen entdeckt, die aus der Zeit des Sigismund von Luxemburg, u.a. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und König von Ungarn, stammen, und zwar aus der Periode, als seine Herrscherzeit zu Ende ging, 1432-1437. Desgleichen fand man mehrere Pfeilspitzen. „Diese Artefakte sind für uns Hinweise auf das Ende der befestigten Pfarrkirche“, sagte Dr. Szentmiklósi aus Temeswar, „wir, die Grabungsleiter, vermuten das endgültige Verschwinden der befestigten Kirche/des Klosters zwischen 1440-1445.“