Die menschliche und die städtische Seite – das sind zwei Teile, die zusammen ein Gesamtbild der Stadt ergeben. Ausgehend von dieser Idee möchte die Temescher Filiale des Architektenordens ab Herbst mehrere Stadtrundgänge veranstalten. Das Ziel ist, die Architektur der Stadt Temeswar der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Das Projekt wird anlässlich der ersten Biennale für Architektur in Temeswar (BETA 2016) präsentiert. Das Thema der diesjährigen Biennale ist „Priveşte oraşul“ (auf deutsch: „Betrachte die Stadt“) und ist eine Aufforderung zum Dialog, aber auch eine Ermutigung, sich für die Stadt einzusetzen. „Einer der wichtigsten Bestandteile des städtischen Umfeldes ist das Bauerbe – so hat sich das Projekt mit den Architekturführungen entwickelt“, verrät die Temeswarer Architektin Roxana Pătrulescu, die Koordinatorin des Projekts.
Die Rundgänge sind kostenlos und beziehen sich auf vier große Hauptthemen: Die Plätze und die Stadtkarte; Die Stadt und das Wasser – die Bega-Ufer; Das Wohnen in der Vergangenheit – die Elisabethstadt und ihre Parks; Eigentümer und Bewohner – Stammbaum. Eines dieser Themen soll auch für Kinder zwischen 9 und 11 Jahren in Zusammenarbeit mit der Förderkampagne „De-a arhitectura în oraşul meu“ („Das Architektur-Spiel in meiner Stadt“, Anm.d.Red.: Unter diesem Motto werden in einigen Grundschulen in Rumänien Architekturstunden abgeboten) zugänglich gemacht werden. Somit sollen insgesamt fünf Touren – jede zwei Mal – organisiert werden.
Jede dieser vier Führungen soll zwischen zwei und drei Stunden dauern und wendet sich an Gruppen von 20-25 Leuten. Die Architekten werden den Temeswarern die Geschichte ihrer Stadt näher bringen. So zum Beispiel wird bei der Tour durch die Temeswarer Plätze (Sankt-Georgs-, Dom-, Freiheits- und Opernplatz) die Geschichte der Altstadt in den Vordergrund rücken. „Wir werden über das Aussehen und die Entwicklung dieser Plätze im Laufe der Zeit, über einige der wichtigsten Gebäude reden, aber auch über die Persönlichkeiten, die zum heutigen Bild der Stadt beigetragen haben“, sagt Roxana Pătrulescu.
Bei der Führung entlang der Bega-Ufer kommt die 300-jährige Geschichte des Bega-Kanals zur Geltung. Diese Tour soll die neue Velo-Infrastruktur entlang der Bega nutzen. Dabei soll man an wichtigen Orten entlang der Strecke Halt machen. Auch in der Elisabethstadt (eines der neueren Stadtviertel der Temeswarer Altstadt) werden u.a. Parks und Grünanlagen die Highlights der Führungen sein. Hier gibt es immer noch ein altes, österreichisches Haus aus dem Jahr 1746 sowie Gebäude in den verschiedenen Architekturstilen Art Nouveau, Secession, Klassik und Eklektik.
Die Architekten nehmen sich innerhalb dieses Projekts vor, auch den Stammbaum der Stadt und deren Bewohner aufzustellen. „Die Tour zielt darauf ab, die Teilnehmer in die ersten Tage der Stadt und deren Bauten, als die Besitzer Persönlichkeiten der Stadt waren, zu versetzten“, sagt Architektin Roxana Pătrulescu. Wahrzeichen für diese Tour sind Gebäude auf dem C.D. Loga-, dem Mihai-Viteazu-Boulevard und in der Trandafirilor-Straße.
Die Architekturführungen wenden sich in erster Linie an die Bürger der Stadt, schließen aber Touristen nicht aus. Interessenten aller Altersgruppen werden sich ab diesem Sommer online einschreiben können, sobald auch eine Webseite dafür bereitgestellt wird. Bis dahin laufen die Einschreibungen unter folgender E-Mail-Adresse cultural@oartimis.ro.
Für die Teilnehmer gibt es Broschüren und Infomaterial mit Karten und Bildern. „Die Idee, solche Rundgänge, die von Architekten gehalten werden, zu organisieren, ist entstanden, nachdem in der Stadt einige Änderungen der Bauidentität vorgenommen wurden. Dies geschah, da vielen Bürgern diese Identität nicht bekannt war“, erklärt die Projektkoordinatorin Roxana Pătrulescu. „Dieses Projekt soll mehr als nur eine touristische Führung durch Temeswar sein“, fügt sie hinzu. Die Architekten nehmen sich vor, Ansprechpartner für die Temeswarer zu werden. „Die Bürger sollen die Architektur der Stadt kennen, verstehen und schwere Bau- und Sanierungsfehler nicht mehr zulassen“, heißt es in der Projektvorstellung.