Ausstellung zur Kaffeehaus-Kultur

Hans Hochheims Schwarz-Weiß-Fotografien in Temeswar gezeigt

Alina Baciu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar (links), und Delia Crăciun vom Französischen Institut stellten Fotograf Hochheim vor. Foto: Zoltán Pázmány

Der Kaffee und das Kaffeehaus stehen stets im Fokus des deutschen Fotografen Hans Hochheim. Leute, die in Cafés ihren Schwarzen in Ruhe genießen, in Gedanken versinken oder ihre Zeitungen und Bücher gemütlich lesen – die Kaffeehäuser sind Orte, wo sich viele Menschen wiederfinden. Diese Kultur versuchte der Fotograf in seinen Schnappschüssen zu verewigen. 40 seiner Schwarz–Weiß-Fotos sind derzeit in Temeswar/Timisoara zu sehen. Die Bilder zur „Kaffeehaus – Kultur“ hängen an den Wänden der Kaffeestube „Cafeneaua Verde“ in der Coriolan-Brediceanu-Straße. Durch Fotografien, die in verschiedenen Cafés aus Europa aufgenommen wurden, spiegelt die Ausstellung den künstlerischen Werdegang des Fotografen auf den Spuren der Kaffeehausgebräuche und der zeitgenössischen Veränderungen dieser „Einrichtung“ wider. Kurz vor der Eröffnung seiner Ausstellung führte BZ-Redakteurin Andreea Oance ein Gespräch mit dem deutschen Fotografen Hans Hochheim.

 

Das Thema Ihres Projektes passt prima zur Cafékultour-Woche. Sie eröffnen nun Ihre Fotoausstellung in Temeswar und somit zum ersten Mal im Ausland.

 

Die Ausstellung „Kaffeehaus-Kultur“ ist jetzt in ihrer Gesamtheit nur einmal gezeigt worden. Das war letztes Jahr in Berlin. Das Deutsche Kulturzentrum ist eigentlich durch diese Ausstellung in der deutschen Hauptstadt auf mich aufmerksam geworden. Das ist ein besonderes Projekt für mich. Ich habe viele Serien, die sehr schnell gemacht werden müssen. Dies ist aber ein privates Projekt, und das hat sich über 20 Jahre entwickelt.

 

Was hat Sie dazu bewogen, Fotografien in Kaffeehäusern zu schießen?

 

Zum Einen gehe ich schon immer gerne in Kaffeehäuser und es war tatsächlich der Anlass, dass mein früherer Professor, als ich davon schwärmte, dass ich wieder ein tolles Kaffeehaus entdeckt hatte, gesagt hat, ich soll ihm aus jedem Café, das ich besuche, ein Bild mitbringen. So ist die Idee entstanden, Menschen in Kaffeehäusern aufzunehmen, natürlich immer in besonderen Situationen.

 

Was konnten Sie denn im Laufe der Jahre in den jeweiligen Kaffeehäusern alles erleben?

 

Man kann da sehr viel erleben. Es gibt in diesen Kaffeehäusern auch sehr viele Menschen, die nicht gestört werden möchten. Man sagt oft, dass da jemand hingeht, um alleine zu sein, aber dabei gerne unter Leuten sein will. Dann muss man diese Fotografie auch so gestalten, dass man nicht stört. Deshalb war von Anfang an auch die Idee, auf keinen Fall einen Blitz einzusetzen, denn ein Blitz stört immer. Was ich aber oft erlebt habe, war, dass ich mit den Menschen, die ich fotografiert habe, ins Gespräch komme. Daraus haben sich Geschichten entwickelt. So ein Beispiel ist auch ein Erlebnis aus Wien. Vor vielen Jahren bin ich nach Wien mit der Bahn in die Stadt gefahren, und ich habe dabei eine Frau angesprochen und sie gefragt, welches ihr liebstes Kaffeehaus in Wien sei. Da hat sie gesagt, es ist das Kaffee Zentral. Ich habe dann gefragt, wie ich denn dahin komme, und sie hat dann gemeint, das geht ganz einfach, wir fahren jetzt zusammen hin. Ich habe sie also auf einen Kaffee eingeladen und ein nettes Gespräch über Wien und Wiener Kaffeehäuser geführt.

 

Wieviel Bilder haben Sie denn bis jetzt in den 20 Jahren gesammelt?

 

Das könnte ich Ihnen gar nicht sagen. Ich plane, irgendwann mal ein Buch dazu herauszubringen und dann werde ich ungefähr 120 auswählen, die veröffentlicht werden. Die Auswahl wird schwer sein, denn ich habe um die tausend Fotos gemacht. Heute sind hier in Temeswar 40 davon ausgestellt worden.

 

Alle Fotos, die zur Zeit im Temeswarer Kaffeehaus hängen, sind Schwarz-Weiß-Bilder. Fotografieren Sie gewöhnlich so oder hat das eine bestimmte Bedeutung?

 

Alle Bilder in diesem Projekt sind schwarz-weiß. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass, wenn man Menschen aufnimmt, es immer schwarz-weiß besser ist, als in Farbe. Die Farbe lenkt ab. Wenn ich Menschen aufnehme, dann möchte ich den Menschen das Gesicht zeigen, und da ist Farbe eher schädlich. Natürlich hängt das auch vom Kontext ab. Wenn man zum Beispiel während eines Karnevals Leute mit ihren bunten Kostümen fotografiert, dann gehört Farbe einfach dazu. So gibt es natürlich viel mehr Situationen, wo Farbe angebracht ist. Für Gesichter bin ich aber der Überzeugung, dass Schwarz-Weiß besser den Charakter des Menschen widerspiegelt. 

 

Sie sind nun zum ersten Mal in Temeswar und durften ein wenig durch die Temeswarer Kaffeehäuser gehen. Haben Sie denn vor Ort eine bestimmte Stimmung entdeckt?

 

Noch ist es schwierig zu sagen. Ich bin erst vor Kurzem angekommen und konnte noch nicht in viele Cafés gehen. Ich habe aber gesehen, dass es viele Kaffeehäuser auf dem Domplatz gibt, die sehr angenehm sind. Was mich jetzt aber als traditioneller Kaffeehausliebhaber etwas stört, ist, dass hier in allen Cafés die Musik relativ laut ist. Das passt eigentlich mit der europäischen Kaffeehaus-Kultur nicht zusammen. Da soll normalerweise alles etwas gedämpft sein, man soll sich angenehm unterhalten können oder in Ruhe die Zeitung lesen, sogar die Kellner sollen gedämpft reden und nicht schreien müssen. Das ist nur kurz, was ich bemerkt habe, es muss aber nicht für alle Temeswarer Cafés gültig sein.

 

Von allen Kaffeehäusern, die Sie besucht haben, wo herrschte denn die angenehmste Stimmung?

 

Es gibt zwei Lieblingsorte für mich: Der eine ist Il Caffe Florian in Venedig, das zufällig auch das älteste Café ist, das dort noch offen ist. Mir gefällt sehr gut die Atmosphäre im Café Schwarzenberg in Wien. Das ist nicht überzogen. In Wien gibt es auch das Sacher-Café, das sehr berühmt ist, aber da ist mittlerweile alles sehr teuer und normale Wiener gehen gar nicht mehr hin. Es gibt aber an vielen Orten, in vielen europäischen Städten ganz besondere Cafés, die mir am Herzen liegen.