Hopsenitz, wie ein Nest in der Heide gelegen, empfing uns übersichtlich und menschenleer. Die Straße führt schnurstracks zur Kreuzung, wo sich die Kirche befindet und damit das Ortszentrum. Als wir ausstiegen und uns umschauten, bot sich schon auf den ersten Blick ein Bild des Verfalls: Die Kirche hatte kein Dach mehr, in ihr wuchsen Bäume und darum herum wucherten Büsche. Man konnte nur noch erahnen, dass daneben mal Häuser gestanden haben. Manche der halb eingefallenen Gebäude in der Nachbarschaft standen noch der Vergänglichkeit preis gegeben. Dort musste es irgendwo gewesen sein, das Geburtshaus meines Großvaters, denn es lag sicherlich in der Nähe der Schule und diese wie gewöhnlich neben der Kirche. Wie Detektive suchten wir nach Spuren und fotografierten eingefallene Dächer und Mauerreste. Dann fanden wir den Friedhof am Dorfrand, zu dem man über einen Feldweg gelangt, der um die Siedlung herum führt, vorbei an einem der typischen alten Ziehbrunnen der Banater Heide. Der Friedhof war offensichtlich vor kurzem gepflegt worden, das Unkraut beseitigt, so dass die Grabsteine, die es dort gab, gut zu sehen waren. Hier wuchs bestimmt Gras auch über Gräber, deren Kreuze in dem vergangenen Jahrhundert verschwunden waren. Als wir die Reihen abschritten war ich erschüttert über die zahlreichen Kindergräber. Die Sterblichkeit war früher im Banat bei den Kleinsten sehr hoch gewesen. Im Lauf der Zeit hatte es Cholera-, Scharlach- und Typhusepidemien gegeben, die in den Familien zahlreiche Opfer gefordert hatten. Meine Urgroßmutter, die ihren Sohn in diesem Friedhof zu Grabe getragen hat, hatte Ende des 19. Jhd. in Perjamosch fast alle ihre Geschwister im Kindesalter verloren. Doch Ernös Grab konnten wir auf dem unbekannten Friedhof trotz gründlicher Suche nicht ausmachen. (Dies eine Passage aus dem Streifzug von Astrid Ziegler und Hans Rothgerber in die Banater Ortschaft Hopsenitz.) |