Der Literaturkreis Stafette wird in diesem Jahr 25. Ende Oktober wird das runde Jubiläum im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus mit gleich mehreren neuen Veröffentlichungen der Mitglieder gefeiert. Dann wird auch das erste Buch des Lyrikers Benjamin Burghardt vorgestellt. BZ-Mitarbeiter Robert Tari sprach mit dem Dichter über die Arbeit an seinem ersten Gedichtband, den darin aufgegriffenen Themen sowie seinen Plänen für die Zukunft.
Herr Burghardt, mit „Katzbuckeln“ erscheint Ihr erstes Buch. Wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Das lässt sich nicht so leicht beantworten. Ich finde, dass Gedichte oft Momenteingebungen sind. Oft sind kürzere Gedichte in zwei Minuten geschrieben. Bei Gedichten bei denen Reim und Rhythmus eine größere Rolle spielen, dauert es auch mal deutlich länger. Da es meist aber keine kontinuierliche Arbeit ist, sondern Momentaufnahmen, ist es schwer irgendeinen Zeitaufwand zu nennen. Irgendwann waren einfach genügend Gedichte für ein Buch da.
Die darin enthaltenen Gedichte behandeln unterschiedliche Themen. Sie selbst meinen über das Buch, es sei sehr heterogen. Wenn es aber darum ginge, ein großes Thema auszuwählen, zu dem Sie als Schriftsteller immer wieder zurückkommen, welches wäre das?
Es beschäftigt mich oft Gesellschaftliches. Aber ich fand es oft schwer gesellschaftliche Themen lyrisch zu verarbeiten. Ich habe es zuweilen gemacht, um Gefühle in Verbindung mit solchen Themen auszudrücken. Aber bei sozialen Themen bin ich eher ein Pragmatiker. Und weil für mich Lyrik eher was mit Gefühl zu tun hat, ist das immer wiederkehrende Thema in diesem Buch die Liebe. Und dann oft der Entzug der Liebe.
Schreiben Sie ausschließlich Lyrik?Seit wann schreiben Sie denn? Sind in dem Buch auch ältere Werke enthalten?
Ich bewundere Prosaautoren. Ich habe mich öfters daran versucht, aber derzeit liegen mir Gedichte einfach besser. Die Texte in diesem Buch sind über eine sehr lange Zeitspanne entstanden. Mich haben dabei unterschiedliche Themen und Stile beschäftigt. Seit wann ich schreibe... Wie jeder habe ich mich schon als Schüler an Texten versucht. Ob man das Schreiben nennen kann, weiß ich nicht. Ich habe oft gemischte Gefühle gegenüber älteren Texten. Aber ich glaube das ist normal. Es gibt ja auch unterschiedliche Anlässe einen Text zu schreiben. Als Schüler war wohl der Anreiz da, sprachlich Schönes aufzuschreiben, festzuhalten. Sich darüber selbst zu entdecken. Später wollte ich Gedanken aufschreiben, die mich nicht mehr losließen. Ich hatte davor lange Zeit nicht mehr geschrieben. Ein Kollege brachte mich damals unfreiwillig auf die Idee zu schreiben. Also stürzte ich ins Zimmer und begann zu schreiben. Insofern ist Schreiben auch eine Art Therapie.
Das Buch nennt sich „Katzbuckeln“, eine interessante Wahl. Es bezieht sich eben auf das gleichnamige Gedicht aus dem Band. Wieso wollten Sie gerade dieses Gedicht so hervorheben?
Alle Gedichte im Buch sind sehr persönlich. Ich finde generell Lyrik persönlich. Man muss es als Leser bloß nachvollziehen können. Oder aber eine andere Ebene finden, mit der man sich identifizieren kann. Insofern hätten auch andere Gedichte für den Buchtitel herhalten können. Aber Katzbuckeln ist ein schönes und prägnantes Wort. Und die Idee hinter dem Gedicht ist ja auch prägnant.
Sie schreiben deutsche Gedichte in einem nichtdeutschsprachigen Land. Ist es nicht isolierend? Würde man sich die Nähe zu Deutschland oder einem deutschsprachigen Publikum wünschen?
Na ja, ich bin in Rumänien geboren und aufgewachsen. Und maßgeblich von der damaligen Kulturlandschaft geprägt worden. Ich habe in frühen Jahren sehr viel von lokalen Autoren gelesen. Es gibt bestimmt Einiges in meinen Texten, das nur von Menschen mit ähnlichem Hintergrund leicht nachvollzogen wird. Manchmal unbewusst von mir eingebaut oder verwendet. Aber isoliert habe ich mich selten gefühlt. Ein bisschen schon, als die rumäniendeutsche Gemeinschaft Anfang der 90er so stark geschrumpft ist. Aber jeder einzelne von uns hat dann irgendwie überkompensiert. Viele von uns sind engagierte Mitglieder der Gemeinschaft geworden. Viele von uns haben zu schreiben begonnen. Vielleicht eben deswegen. Ich fühle mich eher Teil eines Ganzen, das über die Ländergrenzen hinüber geht. Vielleicht hat auch die Freizügigkeit dazu beigetragen, die wir nun haben, die Freiheit uns wann immer in Deutschland, Österreich oder der Schweiz aufzuhalten, zu studieren oder zu arbeiten. Nein, ich fühle mich nicht isoliert. Früher dachte ich, dass unsere sprachlichen Besonderheiten im Deutschen uns isolieren, habe versucht ein Einheitsdeutsch zu sprechen oder zu schreiben. Mittlerweile glaube ich, dass diese unsere Eigenart zu uns gehört, zu unserem Wesen, ob Viele oder Wenige. Und wir eben dadurch ein wertvoller – wenn auch kleiner Teil – der deutschsprachigen Welt sind.
Offiziell erscheint das Buch Ende Oktober. Gibt es aber schon Pläne für ein weiteres Buch? Gibt es Stoff?
Stoff gibt es, aber noch keine konkreten Pläne. Wenn die nötige Inspiration da sein wird, die nötige Ruhe oder auch Unruhe und wenn mein Verleger es will, wird es noch ein Buch geben.