In der Wiener Hofburg ist noch bis Anfang Oktober eine etwas eigenartige, auch einzigartige Ausstellung zu sehen, die sie aus der Masse der Erinnerungsausstellungen und –veranstaltungen heraushebt, die in diesem Jahr an den Ausbruch des ersten Weltkriegs erinnern: „An meine Völker! Der erste Weltkrieg 1914-1918“ ist sie betitelt und das übergroße Plakat am Eingang zum Ausstellungsort fällt durch den in Graphik gearbeiteten Riesenkopf des „alten Kaisers“ Franz Joseph I auf.
Die Ausstellung und ihr 253 Seiten starker großformatiger Katalog mit reichlicher Bebilderung geht indirekt auf eine Idee des seinerzeitigen k.u.k. Hofrats und Direktors der k.k.Hofbibliothek, Josef Ritter von Karabacek, zurück, der in einem Schreiben an die k.k. Hof- und Staatsdruckerei (das ist das kakanische Äquivalent der rumänischen Staatsdruckerei Monitorul Oficial) die Idee lancierte und zu ihrer Durchführung aufrief, alle mit der am 4. August 1914 begonnen Generalmobilmachung und dem Krieg zusammenhängenden offiziellen Dokumente zwecks Zusammenstellung eines Kriegsarchivs (auch) an die Hofbibliothek zu versenden, um später, nach dem (baldigst erhofften) Sieg, über eine minutiöse Dokumentation des gesamten Geschehens zu verfügen.
Die Idee wurde nach und nach durch Proklamationen, Plakate, Aufrufe, Flugblätter, kommunale und regionale Verfügungen, öffentliche Tipps und Regeln in der Kriegsnot, Zeitungen, zehntausende Fotos und Feldpostkarten und viele andere Drucksachen zum umfangreichsten „Kriegsarchiv“ ausgebaut, dass es gibt (wobei später auch fast das gesamte Archiv des Kriegsministeriums sowie die Archive der Kriegszensur - des „Kriegspressequartiers“ – hinzukamen, insgesamt weitere fast 60.000 Archivalien).
Bücher und Fotografien wurden in die Kataloge der späteren Österreichischen Nationalbibliothek integriert. „Zu einer Aufarbeitung der Kriegssammlung der Hofbibliothek kam es aus mangelndem Interesse /nachdem der Krieg für die Donaumonarchie verlorengegangen war – das Archiv wurde ja in Hinsicht auf die akribische Dokumentierung eines Sieges angelegt – Anm.wk/ oder gar ´aus krankhafter Scheu`, /wie es einer der Mitarbeiter der Hofbibliothek und der Kriegssammlung, Othmar Doublier, 1923 formulierte – Anm. wk/ eines verlorenen Krieges zu gedenken, weder in der Ersten, noch in der Zweiten Republik“, schreibt Hans Petschar, einer der Ausstellungsmacher, im Ausstellungskatalog. Und er fährt fort: „Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts /genauer: 1995 – Anm.wk/ wurden Teile der Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in einer Ausstellung präsentiert.“
Im Banat können die Denkmäler, die an den ersten Weltkrieg und seine Opfer erinnern, grundsätzlich in drei große Gruppen eingeteilt werden: die Ehrenmale für gefallene Katholiken, im Kirchhof oder auf den römisch-katholischen Friedhöfen aufgestellt und aus Mitteln der Ortsgemeinschaft finanziert, die Heldendenkmäler, die nach der Gründung von Großrumänien auf eine noch näher und objektiv zu dokumentierende Geschichte Ante-Trianon Bezug nahmen und die in unseren Tagen aufgestellten Denkmäler, die den „Kampf für die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer“ verherrlichen, wie er in der national-kommunistischen Geschichtsschreibung theoretisiert wird.
Wir beziehen uns in unserer Serie vor allem auf die Denkmäler, die im Bewusstsein der Banater der Opfer gedenken, die an Seiten der Mittelmächte gefallen sind. Wie auch das Denkmal mitten in der vorwiegend von Rumänen bewohnten römisch-katholischen Gemeinde Slatina Timis.