„Kann eine Minderheit gestaltende, gesellschaftliche Kraft sein?“ Mit diesem Impulsreferat von Jürgen Porr, dem Vorsitzenden des DFDR, wurde am letzten Wochenende in Temeswar im Rahmen des 16. VLÖ-Volksgruppensymposiums die Debatte, das Gespräch über Situation, Rolle und Zukunft der deutschen Volksgruppen aus Österreich und gleichzeitig aller in Europa verstreuten deutschen Volksgruppen angeregt. Und, wie erwartet, löste es auch rege und fruchtbare Gespräche aus. Zu den Teilnehmern aus West und Ost zählten nicht nur die Vertreter der deutschen Volksgruppen aus Österreich sondern auch jene der Serben- , Ungarndeutschen, der deutschen Volksgruppe aus Czernowicz und nicht zuletzt aus Rumänien. Mit von der Partie am 16. VLÖ-Symposium in der Begastadt, nach Hermannstadt, Reschitza nun zum dritten Mal in Rumänien abgehalten, waren als Ehrengäste u.a. der österreichische Botschafter Gerhard Reiweger, DFDR-Abgeordneter Ovidiu Gan], DFDR-Vorsitzender Jürgen Porr, VLÖ-Vizepräsident Gerhard Zeihsel, DFDB-Vorsitzender Johann Fernbach und der österreichische Honorarkonsul in Temeswar, Vasile Onofrei.
Im Vorfeld der Tagung nach einem Grußwort von Ignaz B. Fischer, dem Vorsitzenden des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten, legten die Teilnehmer einen Kranz am Denkmal der ehemaligen Russlanddeportierten nieder. Eröffnet wurde das Symposium vom 1. VLÖ-Vizepräsidenten Gerhard Zeihsel. Grußworte überbrachte DFDR-Abgeordneter Ovidiu Gan].
Hans Dama referierte einfühlsam über „Das Banat und die Banater Schwaben“. Johann Fernbach stellte „Die deutsche Volksgruppe in Temeswar“ und Erwin Josef Ţigla „Die Banater Berglanddeutschen“ vor.
Im Rahmen der Vorträge und anschließenden Diskussionen wurde die vorgenannte Fragestellung von allen mit einem entschiedenen Ja beantwortet. Am Beispiel der deutschen Minderheit aus Rumänien führte Abgeordneter Gan] als historische Erfolgsgaranten die Loyalität gegenüber dem rumänischen Staat, die Offenheit gegenüber der Mehrheit und anderer Minderheiten und nicht zuletzt die gute, richtige Politik des Deutschen Forums an.
Für ihre besonderen Verdienste um die deutsche Volksgruppe wurde die Silberne Ehrennadel an Ovidiu Gan], Johann Fernbach, Erwin Josef Ţigla, Hans Dama vergeben, Jürgen Porr wurde mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.
Gut dokumentiert und detailreich hörte sich der Vortrag von Prof. Dr. Rudolf Gräf (Klausenburg) zum Thema „Temeswar 1716- 300 Jahre seit der Eroberung Temeswars durch das Haus Habsburg“ an.
In seinem Vortrag sprach Botschafter Gerhard Reiweger die großen Möglichkeiten der bisher ertragreichen kulturellen Zusammenarbeit an. Auch die Grundfrage, inwieweit der Staat Österreich hier eine Rolle spielen soll und kann, wurde dabei gestellt. Es folgten weitere Beiträge von Vertretern verschiedener deutschen Volksgruppen aus Österreich aber auch aus Serbien und Ungarn.
Annemarie Podlipny-Hehn (Temeswar) erinnerte in ihrem Vortrag „Banatia-Größte deutsche Lehranstalt in Südosteuropa“ an die Erfolgsgeschichte dieser einmaligen Schulanstalt der Banater Schwaben. In dieser Schule, dem Gemeinschaftswerk aller Schichten der Banater deutschen Gemeinschaft, haben in der Zeitspanne 1926-1944 8000 Banater deutsche Jugendliche eine Ausbildung erhalten.
Zum Abschluss des 16. VLÖ-Volksgruppensymposiums wurde die Resolution „Deutsche Volksgruppen in Ostmittel- und Südosteuropa- Gemeinsame Verantwortung“ verabschiedet. Diese wurde von allen Teilnehmern des 16. Symposiums unterzeichnet und in feierlichem Rahmen dem österreichischen Botschafter Gerhard Reiweger ausgehändigt.
Veranstaltet wurden in Temeswar auch ein Stadtrundgang und eine Kranzniederlegung am Denkmal der Gefallenen Helden der Dezemberrevolution sowie zwei thematische Fahrten in die Banater Heide. Die erste führte ins Heidestädtchen Hatzfeld, mit einem Besuch des Stefan-Jäger-Museums und der Ausstellung des Schwabenmalers. Es folgte auch eine Reise nach Lenauheim, dem Geburtsort des Dichters Nikolaus Lenau. Hier wurde das wohl schönste Lenau-Denkmal überhaupt, die von Bela Radnai erstellte und 1905 eingeweihte Skulpturengruppe besichtigt. Besichtigt wurde auch das Lenau-Gedenkhaus (1961 eingeweiht) und das schon 1972 eröffnete Heimatmuseum.