In Temeswar/Timisoara wird die West-Universität ab Herbst einen neuen Studiengang in deutscher Sprache anbieten. In Partnerschaft mit der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik Karlsruhe sowie dem Automobilzulieferer Dräxlmaier führt die Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung (FEAA) das Studium „Buchhaltung und Wirtschaftsinformatik“ ein. Am Freitag, den 16. Januar, unterzeichneten der FEA A-Dekan Ovidiu Megan und Prodekan Franz Nees von der Fakultät Karlsruhe einen Partnerschaftsvertrag. Mit dabei waren Valerian Laval, Kaufmännischer Standortleiter bei Dräxlmaier, Prof. Dr. Franz Quint von der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik Karlsruhe und Peter Hochmuth, Präsident des Wirtschaftsclubs Banat.
„Grundsätzlich ist es so, dass die vielen deutschen Firmen hier in Temeswar Shared-Service-Center etablieren“, sagt Valerian Laval. „Diese sind im Bereich IT, im Bereich Einkauf, Buchhaltung und Controlling. Dieser Studiengang zielt darauf ab, das wir zum einen eine Systemkompetenz im Bereich SAP sicherstellen und zum zweiten dann die weiteren Qualifikationen, die ich gerade genannt habe, ergänzend unterrichten.“
Der neue Studiengang wird laut Ovidiu Megan komplett auf Deutsch stattfinden. Seitens der regionalen Wirtschaft wurde ein zweisprachiges Studium mit Deutsch als Hauptsprache vorgeschlagen. Am Ende würde es aber, so Megan, von den Verordnungen der ARACIS (Rumänische Agentur zur Qualitätssicherung im Hochschulwesen) abhängen.
„Es wird einen Austausch von Studierenden und auch von Lehrenden geben“, erklärt Franz Nees. „Bei den Studierenden werden wir uns in der Größenordnung von zehn Studierenden pro akademischem Jahr bewegen und bei den Lehrenden haben wir einen Rahmen von fünf vereinbart. Der ist allerdings sicherlich optimistisch geschätzt.“
Zurzeit werden in Temeswar fünf deutschsprachige Studiengänge angeboten. Im Rahmen des Studiums „Buchhaltung und Wirtschaftsinformatik“ soll eine ähnliche Kollaboration aufgebaut werden, wie es sie seit 22 Jahren zwischen der Politehnica und der TU München ihm Rahmen des Studiengangs „Bauingenieurwesen“ gibt. Das heißt, Studierende, die ihre Ausbildung in Karlsruhe fortsetzen, sollen auch die Gelegenheit erhalten, ihr Bachelorstudium dort abzuschließen und somit zwei Diplome zu erhalten, ein rumänisches und ein deutsches.
Der Kontakt zwischen der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik und der FEAA entstand durch Valerian Laval und Prof. Dr. Franz Quint.
Quint stellte das Studentenaustauschprojekt ProKaTim auf die Beine. Mit der Initiative will man Elektrotechnik-Studenten aus Temeswar und Karlsruhe zusammenbringen. 1997 hat die zweitgrößte Stadt des Bundeslander Baden-Württemberg mit Temeswar eine Partnerschaft abgeschlossen.
„Hier geht es um eine Partnerschaft im Bereich Wirtschaftsinformatik“, so Franz Nees. „Sie wurde sehr stark durch den Wirtschaftsclub der deutschen Unternehmen gefördert. Sie sehen einen Bedarf darin, dass Studenten zum einen an deutschsprachigen Hochschulen ausgebildet werden und zum anderen auch im Bereich der Wirtschaftsinformatik. Und in diesem Bereich sind wir eine ganz große Adresse in Deutschland.“
Franz Quint sieht viel Potenzial im Aufbau weiterer deutschsprachiger Studiengänge in Temeswar: „Wir sehen nicht nur Potenzial für Studierende, zum Beispiel Absolventen der Lenau Schule, in Temeswar auf Deutsch zu studieren. Wir sehen auch das Potenzial für unsere Studenten, die ein Praktikum im Ausland machen wollen, nach Temeswar zu kommen und hier ein Praktikum zu machen oder auch zwei Semester hier zu studieren.“