Was tun, wenn man seinen eigenen Älterungsprozess nicht verkraften kann? Wenn man die Ungerechtigkeit des Aussehens, die sich ständig wechselt, nicht mehr ausstehen kann? Ein bestialischer Gedanke setzt sich durch: Die weibliche Schönheit zu vernichten. Psychologisch, praktisch und diabolisch.
Und gleichzeitig verführerisch. Denn kaum einer hätte diesen psychologischen Kampf zwischen schön und alt so fesselnd und spannend literarisch wiedergeben können, wie es der französische Schriftsteller Pascal Bruckner in seinem Roman „Diebe der Schönheit“ getan hat.
Ein junges Paar: die studierte Anthropologin Hélène, lebendig und temperamentvoll und der eher wenig talentierte Schriftsteller Benjamin, innerlich um Jahre älter als sein Geburtsdatum scheinen lässt. Nach einem Skiausflug bleibt das Paar im Schnee stecken und wird von einem Mann aufgenommen, der mit seiner dominanten Frau und dem komischen Diener Raymond in einer einsamen Bergvilla wohnt.
Hélène spürt schon in der ersten Nacht, dass sich im Haus etwas komisches abspielt, doch ein Fluchtversuch misslingt. Am nächsten Tag entdeckt Benjamin, scheinbar allein im Haus, eine Frau, die in einer Zelle eingesperrt ist. Da beginnt sich der inzwischen zur Routine gewordene Plan der drei Hausbewohner zu enthüllen: Sie entführen junge, schöne Mädchen und Frauen und sperren sie in Scham und Dunkelheit ein, bis die Panik und Verzweiflung sie hässlich macht und ewige Spuren auf ihren Gesichtern hinterlässt. Spuren, die die Schönheit für immer verwelken lassen.
Bis das Paar endlich versteht, was los ist, ist es schon zu spät. Héléne scheint das nächste Opfer zu sein. So macht Jérôme Benjamin ein Angebot: Er muss drei Mädchen als Gefangene auswählen, ansonsten sitzt Héléne fest. Der Roman gruselt, wirft aber gleichzeitig ein philosophisches Thema auf und bringt den Leser dazu, sich mit verschiedenen Fragen und der Schönheitsproblematik zu konfrontieren. Der wirbelnde und verführerische Schreibstil lockt immer wieder, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legt.