Vasile Alin-Adnan steht meistens im Schatten. Er ist der Mann verantwortlich für den neuen Auftritt des Deutschen Kulturzentrums Temeswar. Seine Plakate hängen überall in der ganzen Stadt. Doch kaum ein Gelegenheitsbetrachter würde ihn als den Autor erkennen, eben weil Vasiles Name nirgends fällt.
Seiner Arbeit schadet es nicht. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Aufträge konstant gestiegen. Er arbeitet für Kultureinrichtungen und Unternehmen aus dem ganzen Land. Zu seinen Kunden zählen das Französische Kulturinstitut Temeswar, Shorts Up aus Bukarest und TM Base. Letzteres war ein bekanntes Elektronikmusikfestival, das er vor einigen Jahren auch mitorganisiert hat.
Durch seine TM Base-Plakatentwürfe wurde Alina Baciu auf den Grafik- und Mediendesigner aufmerksam. Die Leiterin des Deutschen Kulturzentrums beauftrage Vasile mit der Konzipierung einer neuen Identität für die Kultureinrichtung.
Es wurde der Beginn einer wunderbaren Partnerschaft, die bis heute Früchte trägt. Der Grafikdesigner entwirft regelmäßig Plakate für das Deutsche Kulturzentrum. Seine jüngste Arbeit ist der Plakatentwurf für den Klavierabend mit Wolfgang Glemser. Für den erfahrenen Designer ein vergleichsweise leichter Auftrag. Dazu baute er auf den Erfahrungen, die er mit der Arbeit für TM Base gemacht hat. Das Konzept ist, wie es die Amerikaner sagen würden, „straight forward“: Klaviertasten tanzen aus der Reihe, Qualm steigt auf, während die einzelnen Stücke, die Glemser spielen wird, auf der Vertikalen scheinbar wahllos aufgelistet werden. Nur scheinbar, denn Vasile ordnet jedes Stück einer Klaviertaste zu und holte sich dafür Inspiration bei einem Videospiel, dem Kulthit von Harmonix namens „Guitar Hero“.
Vasile entwarf die neue Webseite der deutschen Kultureinrichtung, nicht nur visuell sondern auch technisch: Der Designer ist nämlich auch Programmierer. Darum wurde die Seite von Null aufgesetzt.
„Designer mögen das“, meint Vasile. „Sie mögen die komplette Kontrolle über eine Arbeit.“ Darum kauft er nie sogenannte Stockfotografien oder –videos. Das sind meistens vorproduzierte Bilder oder Aufnahmen, die meist über Agenturen vertrieben und verkauft werden. Auch für Schriftarten gibt der Designer selten Geld aus. Meistens aufgrund der horrenden Preise.
Bescheidener Allrounder
Vasile ist ein Alleskönner. In seinem Portfolio, das er nur auf Anfrage an Interessenten schickt, finden sich auch After Effects-Projekte und 3D-Animationen. Das er ein Multitalent ist, der durchaus auch eine Internetseite programmieren kann, erkennt man von seiner eigenen kaum. Nur eine Indexseite besitzt der Designer und darauf findet sich ein 300 Zeichen langen Text in der Ersatzschrift schlechthin, Courier New. Die Schriftart wird meistens automatisch verwendet, wenn eine andere Schriftart auf einem Ausgabegerät nicht installiert ist. Der Grund: Courier gehört so wie Times New Roman und Ariel bzw. Helvetica zu den Standardschriftarten, die kostenlos und auf jedem Rechner oder modernen Gerät zu finden ist.
Es ist eine bescheidene Visitenkarte, die nicht viel über Vasile aussagt. Und das muss es auch nicht, findet der Designer. Ein wirkliches Portfolio hat er in den über zehn Jahren, seitdem er als Freischaffender arbeitet, nie zusammengestellt. Arbeiten dafür hätte er genug, nur gibt es einfach keinen Bedarf, weil die Aufträge mit der Zeit nicht weniger, sondern immer mehr geworden sind. Inzwischen ist es für Vasile, der vor zwei Jahren Vater geworden ist, ein Problem. Weil er oft gleich mehrere Arbeiten gleichzeitig hat. Und nicht alle lassen sich im Handumdrehen lösen.
„Ich muss jedes Mal ein neues Konzept finden“, sagt Vasile. „Das verschlingt die meiste Zeit.“
Seine Arbeiten versuchen oft eine Brücke zwischen dem westlichen Minimalismus und der östlichen Prunksucht zu schlagen. Vasile ist ein großer Bewunderer des Schweizer Grafikdesigners Josef Müller-Brockmann. Dessen Gestaltungsansatz widerspiegelt sich immer wieder auch in Vasiles Arbeiten. Müller-Brockmann stellte die grafische Form dem Thema unter, was man auch bei Vasile sieht.
Er spielt gerne mit Klischees, verweist gerne auf Stereotypen und schöpft ständig aus der modernen Pop Kultur.
Darum findet er die Arbeit für das Deutsche Kulturzentrum spannend, weil man ihm freie Hand lässt. „Das Französische Kulturinstitut muss sich nach einem Regelbuch halten. Wenn ich für sie arbeite sind die Regeln viel strikter. Es wird mir klar gesagt, was ich machen darf und was nicht.“
Trotzdem verfolgt auch er eine Linie, wenn er Plakate für das Deutsche Kulturzentrum entwirft. Meistens zeichnet er auf einem leeren, farbigen Hintergrund eine Grafik, die sich auf die Veranstaltung bezieht und oft auch auf den deutschen Hintergrund. Typografische Elemente werden oft beigemischt, was auch bei Müller-Brockmann oft der Fall war.
So minimalistisch wie die Deutschen oder die Schweizer kann er aber nicht sein. „In Rumänien musst du möglichst viel reinpacken, sonst glauben die Kunden, dass man nicht gearbeitet hat.“