Der Ostermarkt – ein erfolgreiches Geschäft

Für manch einen Händler ist dabeisein schon Tradition

Der achte Frühlingsmarkt wurde in Temeswar eröffnet und empfängt seine Kunden bis zum 16. April.

Im Bereich Geschenkideen sind Folklore-Objekte unter Marktbesuchern sehr beliebt. Vorläufig wird noch umgeschaut, gekauft wird eher später, wenn der Monatslohn eintrifft.

Lamm ist nicht etwas für jedermann. Schweinefleisch bleibt auch zu Ostern unter den Favoriten. Unter anderen aus der Marmarosch, Sathmar und Siria kommen Händler und stellen ihre Fleischware in Temeswar zum Verkauf aus.
Fotos: Zoltán Pázmány

Insgesamt 45 Holzhäuschen wurden in einem unregelmäßigen Kreis in der Temeswarer Innenstadt vor der Staatsoper montiert und bilden so den diesjährigen Ostermarkt in Temeswar/Timisoara. Zahlreiche lokale Händler, solche aus Banater Ortschaften und sogar aus anderen Regionen Rumäniens kamen bei der achten Auflage des Marktes und erwarten ihre Kunden bis zum 16. April mit unterschiedlichen Produkten, von Lebensmitteln und Spielzeug bis hin zu Schmuck-  und Dekorationsgegenständen.

Der Frühlingsmarkt bietet diesmal einen faden Anblick für Kinder – eher unattraktiv für die kleinsten Besucher, finden die meisten Eltern, die am Wochenende über den Markt spazierten. Das einst riesige Nest inmitten des Marktes ist diesmal nicht mehr die Top-Attraktion der Kinder. Das Nest ist nicht mehr riesig und die Schar niedlicher Häschen, die darin herum hoppelten, fehlt dieses Jahr ebenfalls. Dies soll das Missgeschick aus dem Vorjahr vermeiden – sagen die Veranstalter, Vertreter des Temeswarer Bürgermeisteramts. Während des Frühlingsmarktes aus dem vergangenen Jahr wurden die Häschen nachts von streunenden Hunden attackiert und getötet. Der morbide Anblick soll den Kindern diesmal erspart bleiben. Für Unterhaltung sorgen diesmal nur die bunten Clowns, die verschiedene Figuren aus Luftballons modellieren und mit denen sie die Kinder begeistern.

Für die größeren Passanten bringt der Markt etwas anderes. Wie ein Magnet werden viele vom verführerischen Duft zahlreicher Köstlichkeiten angezogen. Dies bringt Feinschmecker dazu, ihre Diät zu vernachlässigen, denn bei einem einfachen Spaziergang durch die Innenstadt läuft manch einem das Wasser im Mund zusammen: Kürtöskalács, Krapfen und American Donuts, Riesen-Crépés und Flammkuchen, frische Käse- und Krauttaschen, alles dampft und brutzelt auf den Öfen und Herden vieler Verkaufsstände und lässt ihre Dürfte zusammenschmelzen.

Als Blickfang wirken auch die geräucherten Schinken und trockene Würste, die an den Häuschen hängen und die im Schaufenster mancher Kühlregale ausgestellt sind, sowie das garniert eingelegte Gemüse, das mit „lachenden Gesichtern“, aus Paprika gebastelt, den Besuchern zuzwinkert. Auch wenn diese Produkte eher für den Weihnachtsmarkt geeignet sind, scheint es niemandem etwas auszumachen; weder den Kunden noch den Produzenten.

 

Der Frühlingsmarkt ist ein florierendes Geschäft.

Das weiß der Veranstalter, das Temeswarer Bürgermeisteramt und die Händler auch. Um etwa 1500 bis 4000 Lei kostet das Mieten eines Holzhäuschens, je nach Größe, für die knapp drei Wochen Ostermarkt am Opernplatz. Fürs Bürgermeisteramt ist dies ein faires Einkommen, für Händler ein erfolgreiches Geschäft. Auch wenn sie ihren genauen Gewinn nicht öffentlich machen wollen, geben die meisten anwesenden Händler zu, sie hätten nie Verluste bei solchen Märkten gemacht.

Dies sei auch der Grund, weshalb die meisten von ihnen immer wieder – sowohl zum Weihnachts- als auch zum Ostermarkt - zurückkehren. Dazu haben die Kunden beigetragen, sagen die Händler. Es gibt Produkte, die nur bei solchen Märkten zu finden gibt. So geht es auch einem Händler für Kunsthandwerk- und Folkloregeprägten Objekte aus Sinaia. Schon zum vierten Mal kommt Gabriel Dina nach Temeswar. „Die Kunden suchen uns extra auf dem Markt. Pelze oder handgewebte Teppiche, aber auch holzgeschnitzte Objekte sind hier sehr beliebt“, sagt der Händler. Dabei wird seine Ware hier mehr geschätzt als in der Gegend von Kronstadt/ Brasov, wo sie hergestellt wird, lässt der Mann wissen. „Eine Temeswarerin hat beim Weihnachtsmarkt ein Fellleibchen bestellt. So habe ich dies für sie anfertigen lassen und es nun zu Ostern mitgebracht. Sie hat mich schon am Eröffnungstag auf dem Markt gesucht“, erzählt der Händler aus Sinaia. Der günstigste Gegenstand auf seinem Stand ist ein Osterei aus Holz (3 Lei) und der Teuerste eine Schafwollendecke, die 250 Lei kostet.

Die Temeswarerin Oana nimmt auch jedes Jahr an solchen Märkten teil. Zusammen mit einem Freund teilt sie ein Häuschen auf dem Markt und bietet den Kunden unterschiedliche Handmade- und Lederwaren, Osterdekoration und Schmuck, den sie selber gebastelt hat, aber auch Traumfänger, die aus Ekuador geliefert wurden, sind die Favoriten auf ihrem Stand. Aus Sathmar/Satu Mare kommt Vasile Bura. Der Metzgermeister stellt seine Schweineprodukte her und bringt sie auf dem Markt: Speck und Schinken, auch Grieben sind im Angebot. Typisch für Weihnachten würde man sagen. Der Händler widerspricht mir und sagt, „Schweinefleisch ist Schweinefleisch – das kommt immer gut an“ und Kunden möchten diese Produkte eben auch zu Ostern auf den Tisch legen können.

 

Traditionsware wirkt verlockend

Zum zweiten Mal in Temeswar ist auch ein Händler aus der Marmarosch. Anlässlich des Weihnachtsmarkts wurde der Händler mit seinen Produkten extra vom Bürgermeisteramt nach Temeswar eingeladen. Nun ist er zurück mit seiner traditionellen Ware und Dekorationsobjekten. Und auch hier hängen an den beiden Häuschen des Händlers Schinken und Schweinshaxe, Specktafeln und geflochtene Würste direkt vor den Blicken der Passanten. Auch die VerkäuferInnen, die in traditionellen Marmaroscher Trachten angezogenen sind, sorgen für Attraktivität: zwei Damen kochen wie am laufender Band frische dampfende Käsetaschen. Der Duft wirkt wie ein Magnet, zahlreiche Menschen stehen hier Schlange.

Die Fleischprodukte werden auch von Schaulustigen analysiert. Vor allem die geflochtenen Würste empfinden viele als interessant. „Unsere Produkte werden in einer Metzgerei aus Vadul Izei Saliste (Iza-Tal) nach alten Rezepten hergestellt“, sagt Victor, ein Mitarbeiter des Marmaroscher Händlers. Und für Tradition müssen Kunden auch etwas mehr aus der Tasche ziehen: Die Würste kosten 40 Lei pro Kilogramm, der Schinken 45/50 Lei.

Zu etwas günstigeren Kosten bietet auch Ionel Caia, Besitzer einer Metzgerei aus der Arader Ortschaft Siria, seine Fleischware in der Temeswarer Stadtmitte an. Der Händler will auf Nummer Sicher gehen und hat auf dem Markt gleich zwei Häuschen gemietet. „So lässt er sich seine Kunden nicht entgehen“, scherzt seine junge Mitarbeiterin. Schon seit der ersten Auflage des Weihnachts- und Ostermarktes kommt der Arader Händler nach Temeswar. Treber- und Pflaumenschnapps, Rot- und Weißwein wird den Kunden auch angeboten. 25 Lei kostet ein Liter Treberbrand, der für Anhänger der Alternativmedizin auch als Arzneimittel angesehen wird – wirbt die Mitarbeiterin für das Produkt.

 

„Dem Kunden treu bleiben, ist alles“

Seit fünf Jahren macht auch der Temeswarer Doru Daniel Burciu mit. Mit seinem Familiengeschäft nimmt er an mehreren Märkten und Events teil und bietet den Kunden heiße Kürtöskálács. Der Baumstriezel (zu Deutsch) ist ein aus Hefeteig über offener Feuerstelle/Glut gebackener Kuchen mit Ursprung im südöstlichen Siebenbürgen. Von dort hat ihm seine Frau das Gericht, das sie selber von ihrer Mutter geerbt hat, beigebracht. Die süße Speise wird mit Zucker, Zimt, Cocos- und/oder Walnuss angeboten und kostet 10 Lei pro Stück. Und auch wenn es beim Ostermarkt sogar drei weitere Händler gibt, die die siebenbürgisch-ungarische Köstlichkeit anbieten, sagt Daniel Burciu, dass ihm seine Kunden treu sind: „Das Geheimnis ist, das Rezept immer streng einzuhalten“.  

Schaulustige gibt es bei allen Häuschen am Opernplatz. Viele Kunden schauen sich am ersten Wochenende des Marktes eher um. Gekauft wird später. „Unsere Gehälter kommen erst vor Ostern, so schauen wir uns vorerst mal um“, sagt eine 50-Jährige Kundin, die ihren Name eher nicht verraten möchte. Doch das macht Händlern keine Sorgen. Um ihren Gewinn müssen sie schon längst nicht trauern. Es wird bestimmt wieder eine erfolgreiche Verkaufssaison und das Geld gleitet ihnen direkt in die Tasche – denn ein Kassenbon wird nur selten erstellt und das nur, wenn der Kunde ihn auch verlangt. Ansonsten, gibt ein Händler zu, bloß 80 Prozent der Verkäufe trage er tatsächlich auch in die Kasse hinein. „Sonntags schon eh nicht!“, fügt der Mann hinzu.