Ein dickbäuchiger, biederer Mann mit Stock und Hut vorne, die Frau mit Sonnenhut und obligatem Sonnenschirm direkt hinter ihm und die Kinder – gleich neben Papa das kleinste Mädchen, in ein paar Schritten Entfernung – Carl Spitzweg verewigte 1841 auf diese Weise den „Sonntagsspaziergang“ (so auch der Titel des Gemäldes), das Amüsement schlechthin in der Biedermeierzeit. Das Bild erinnert auch an Goethes „Osterspaziergang“, damals erst vor nicht so langer Zeit erschienen und schon diese Sitte verewigend mit dem markanten Schluss, der heute zu den beliebtesten Zitaten überhaupt gehört: „Zufrieden jauchzet Groß und Klein:/ Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“
Gestern und heute
Der Sonntagsspaziergang an Ostern wird auch heute noch praktiziert, denn es ist nun mal Frühling, die Natur ruft und auch die Stunden freudigen Zusammenseins sind willkommen. Diesmal war es Basosch für uns, um der wegen des bewölkten Himmels ergrauten Stadt zu entkommen und um dem Park im Frühling den Puls zu nehmen.
Es ist noch viel Braun und wenig Grün in Basosch, Anfang April noch nicht frühlingshaft genug für das Wäldchen, das erwacht: Das erste schöne Bild ergibt ein rosablühender Baum, ein Hingucker unter den kahlen Bäumen, ein Einzelgänger und Erster unter den Ersten, er würde den anderen Bäumen wahrscheinlich auch später die Show stehlen, sticht jetzt aber nur noch besser hervor.
Das Zweite, das auffällt, ist der Wasserturm. Es ist das einzige Gebäude, das aus der Zeit des Gründers des Parks, des Grafen Ludovic Ambrozy, datiert und es wurde renoviert – eine kleine, freudige Überraschung, denn die Renovierung war längst fällig und der Turm stellte für alle Besucher des Parks ein Magnet dar, eine Kuriosität, vor die man sich gerne zum Fotografieren stellte. Auch die Allee, die zu ihm führt, wurde mit Kies bestreut, immergrüne Gewächse am Rande gepflanzt.
Um auf die Geschichte zu sprechen zu kommen: Graf Ludovic Ambrozy war ehemaliger k.u.k.-Botschafter in den USA, hatte sich im „Arnold Arboretum“ der Universität Harvard, dem damals größten Arboretum der Welt, sein Herz verloren und wollte Ähnliches, zwar auf kleinerer Skala im Banat einrichten. So plante er den Park in Basosch, brachte auch viele Essenzen aus dem Ausland, vorwiegend aus Nordamerika und begann ein Schloss zu bauen. Nach dem Ersten Weltkrieg, dem Zerfall der Donaumonarchie und dem Entstehen Großrumäniens wurde er im Zuge der Agrarreform enteignet; das Schloss ließ er zerstören. Allein der Wasserturm steht heute noch.
Bäume und Blumen
Tiefer in den Wald hinein entdecken wir nicht ohne ein Seufzen abgeholzte Bäume. Es tut immer weh, Baumstämme liegend zu sehen, auch wenn hier legal abgeholzt wird. Ein „Refresh“ für den Park ist es wohl, aber um viele dieser Bäume tut es uns leid, denn sie haben eine lange Geschichte hinter sich.
Dann lässt das viele Grün und Violett alles wegwischen: Der Waldboden ist von einem unendlichen Teppich an blau-lila blühenden Frühlingsblüten bedeckt: Veilchen sind es und Leberblümchen, an die man sich kaum sattsehen kann.
Und weiter ist es nur noch grün: Bärlauch sticht aus dem Boden – die grünen Blätter, die denen der Maiglöckchen so ähnlich sind, die aber als Zutat im Pesto oder Salat bekannt sind. Wenn der Bärlauch erscheint, dann heißt es im Volksmund, dass auch der Bär seinen Winterschlaf wohl beendet hat, die Pflanze soll ihm auch schmecken und guttun. Es ist Frühling, Ostern und Sonntag und endlose Zufriedenheit beim Spaziergang.