In diesem schönen Banater Ort aß man früher gerne Buwespetzl (Schupfnudeln), Faschiertes (Frikadellen), Juwetsch (Reis und Gemüse), Krumbirflute (Kartoffelklöße) aber auch Krautknedl (Kohlrulade) oder Plunze (Blutwurst), getrunken wurde Buntwein (Traubenmost) und nicht nur. Ein Banater Schwabe aus dem Dreiländerdreieck, an der serbischen Grenze, erkennt diese Mundart sofort als „Marjafeldrisch“. So sprachen die Schwaben aus einer der westlichsten Gemeinden des Banats, Marienfeld: Die deutsche Mundart, südrheinfränkisch mit bairischem Einschlag, wurde 1769-1770, also vor 250 Jahren, anlässlich der deutschen Ansiedlung aus Lothringen, dem Saarland, aus Rheinland Pfalz in die neue Heimat mitgebracht . Und sie erklingt heute noch, wohl rar in der Heimatgemeinde Marienfeld, eher schon bei den nun ausgewanderten Landsleuten in Deutschland (um Frankenthal), Österreich, in Übersee, gar in Australien. Ein Witzbold aus dem Ort sagte das einmal so: „Na ja, das Marjafeldrische konnte ja nicht enteignet werden!“
Marienfeld (rum. Teremia Mare, ung. Máriafölde), hart an der serbischen Staatsgrenze,17 km von Großsanktnikolaus, hat mit Nero und Albrechtsflor über 4000 Einwohner, heute mehrheitlich Rumänen.1723 als Prädium (Wüstung) in der Mercy-Karte eingetragen, wurde es mit Deutschen im 2. Schwabenzug besiedelt. Nach den einen kam der Ortsname von der Kaiserin Maria Theresia, nach den anderen von deren Lieblingstochter Marie Christine von Habsburg. Der Ort war Kameralbesitz, erst 1781 wurde er Besitz der Familie Nako. Bis 1787 hatte der Ort nur ein kleines Kirchlein, erst die neuen Besitzer, die Adelsfamilie Nako, veranlasste den Bau einer stattlichen Kirche aus Ziegelstein von 36 Meter Höhe.
Die Ansiedler waren geschickte und erfolgreiche Winzer. Und der Weinbau wurde hier, von Generation zu Generation, zu einem blühenden Wirtschaftszweig. Die Marienfelder Weine wurden auch im Ausland, gar in Wien gern getrunken. Mit dem Können und ihrem Fleiß machten die Bewohner diese Gemeinde zu einer der wohlhabendsten des Banats. Außerdem waren im Ort auch der Gemüsebau und der Getreidebau von wirtschaftlicher Bedeutung. Der Weinbau war jedoch großgeschrieben: Vor dem II. Weltkrieg gab es hier 2000 Joch Weingärten. Es waren auch einige Fabriken tätig: eine Likör-, Rum- und Kognakfabrik, eine Schnapsbrennerei, eine Stärkefabrik, eine Besenfabrik. Später, in der kommunistischen Epoche, wurde Marienfeld auch wegen seines Thermalwassers, (für Rheumakur) bekannt . Das Thermalbad wurde errichtet, nachdem man 1972 auf der Suche nach Erdöl auf eine Thermalquelle stieß.
Gute Wirtschaftsbeziehungen hatten die Mariafelder bis 1920 stets zu den nahen serbischen Ortschaften. Die Bauern verkauften ihre Erzeugnisse günstig auf den serbischen Großmärkten. Der Vettr Krischtof, ein beliebter lokaler Mundartautor , witzelte darüber, dass man mit dem Orient-Express aus Kikinda eher in Wien war, als man es von Marienfeld nach Temeswar schaffte!? Der berühmte Orient-Express hatte nämlich damals eine Haltestelle im 12 km entfernten Kikinda.
Eine interessante aber eher traurige Episode aus der Geschichte der Marienfelder: In den Hungerjahren 1863-64 wanderten etwa 2000 Banater Schwaben aus den Orten zwischen Großsanktnikolaus und Lowrin, etliche auch aus Marienfeld, nach Rumelien (heute Bulgarien) aus. Hier wurden mehrere Dörfer gegründet . Die schwäbischen Ansiedler wurden jedoch von den türkischen Grundbesitzern schändlich betrogen und mussten bettelarm ins Banat heimkehren.
Nicht zu vergessen, die Marienfelder erlitten Mitte des vorigen Jahrhunderts das gleiche harte Schicksal aller Banater Schwaben: Flucht vor den Sowjets, Russlanddeportation 1945, Enteignung, Entrechtung und Kollektivierung. Die jungen Burschen mussten zur „Diribau“. In den militärischen Arbeitseinheiten mussten sie drei Jahre lang wie Sträflinge auf Baustellen, beim Brückenbau oder in den Kohlenbergwerken schuften. 1951-1956 wurden 160 Marienfelder als „unzuverlässige politische Elemente“ als Erste unter den Banatern in die B²r²gansteppe deportiert.
In Marienfeld, mitsamt den eingemeindeten Dörfern Albrechtsflor und Nero mit zirka 4000 Einwohnern, mehrheitlich Rumänen, gibt es heute als Attraktion für Besucher in Erinnerung an die große Weinbautradition einen Weinkeller und ein Winzermuseum. Zu besichtigen sind eine Gemälde- und Bildhauerausstellung sowie das Nichita-St²nescu-Museum. Zu den bekanntesten Dorfsöhnen gehört der Handball-Weltmeister Hansi Schmidt.