40 Kirchweihpaare, drei Musikkapellen und High-Tech zum Aufstellen des Kirchweihbaumes – auch so kann man die Kirchweih 2011 in Wolfsberg/Gărâna im Banater Bergland kurz beschreiben. Es war „Kirwa“ – wie die Deutschböhmen im Ort zu sagen pflegen. Das 18. Fest in Neuauflage, mit dem Arbeitskreis Banat JA als Hauptveranstalter.
Tradition, mit Unterstützung gewahrt
Es ist nicht üblich, aber gerade deshalb umso origineller und authentischer, wenn zur geschrumpften Vier-Mann-Blaskapelle der Wolfsberger auch der deutsche Bürgermeister Karl Rank gehört. Die anderen 25 im Ort verbliebenen Deutschböhmen holen an diesem Tag ihre Trachtenkleider aus dem Schrank – soviel Tracht nur fürs Zuschauen gibt es heute in keiner der vier Ortschaften in den drei Banater Verwaltungskreisen (Sankanna/Sântana, Busiasch/Buziaş, Neuarad/Aradul Nou und Wolfsberg) in denen noch alljährlich mit Kirchweihbaum, Aufmarsch und Tanzabend das Kirchweihfest gefeiert wird. „Es sind immer mehr Wolfsberger dabei“, sagt Manfred Engelmann, Vorsitzender des Arbeitskreises Banat JA, und weist darauf hin, dass mittlerweile viele ausgewanderte ehemalige Dorfbewohner zur Kirchweih in ihren Heimatort zurückkehren. „Dies gibt dem Fest viel Authentizität“ und „Kinder, die vor 18 Jahren zum ersten Mal mitgemacht haben, sind heute mit eigenen Kindern dabei. Wir brauchen uns also keine Sorgen um die Zukunft zu machen“, setzt Engelmann fort.
Es ist Brauchtumspflege, Kultur, aber auch eine soziale und kulturelle Komponente, wenn Wolfsberg, die Einwohner und Pensionen wieder einmal das Fest zu spüren bekommen. Jeder auf seine Art. Die Frage stellt sich eigentlich von ganz allein, ob das Fest in Wolfsberg ein kultureller Zuschlag für den Ort ist, oder im Schatten von Jazz- und Folkmusikfestival steht. „Das eine schließt das andere nicht aus“(...)“Die Kirchweih ist der Abschluss eines kulturellen Sommers“, sagt Engelmann.
Wolfsberg lebt heute vom Tourismus und den vielen In- und Ausländern, die im Ort Häuser gebaut haben. Die Zahl der ständig im Dorf, 35 Kilometer von der Kreishauptstadt Reschitza/Reşiţa entfernt, Lebenden, beläuft sich auf 60-70 Einwohner. Sicher können die 5-6 Kinder und die wenigen Wolfsberger Jugendlichen allein keine Kirchweih tragen. Doch es kommen Trachtengruppen aus Nadlak/Nădlac, Arad und Reschitza hinzu. Auch jene, die aus dem 200 Kilometer entfernten Grenzort Nadlak anreisten, feiern gerne mit, fremd ist dieser Brauch in Wolfsberg ihnen längst nicht mehr.
Ohne die Unterstützung von Banat JA sei es schier unmöglich gewesen, das Fest zu feiern sagte der Bürgermeister Karl Rank und Manfred Engelmann weiß, dass man vor 18 Jahren „diesem Konstrukt keine Kontinuität“ zugemutet hatte. Für die Geschäftsführerin des Arbeitskreises Banat JA Rumänien, Adelheid Simon, die ihrerseits aus Arad kommt und vor Ort organisiert, ist es ein klarer Fall: „Wenn wir die Kirchweih in Wolfsberg 18 Jahre lang ohne Unterbrechung feiern konnten, geht das auf Zusammenarbeit zurück“. Und über das Fest hinaus, haben sich Freundschaften unter den Jugendlichen geschlossen und im Sommerurlaub kommt manch einer gerne für ein paar Tage nach Wolfsberg.
Kirwa, Administration und Partnerschaft
Die stellvertretende Bürgermeisterin von Wolfsberg, Maria Ţugmeanu, nennt sich, „vom Deutschen Forum adoptiert“. Sowohl sie, als auch Bürgermeister Rank glauben nicht so sehr an einen sozialen oder wirtschaftlichen Aspekt, wenn Kirchweih im Ort gefeiert wird: Für sie ist der kulturelle Hintergrund der Wichtigste. Die Stimme von Karl Rank versinkt leicht in Nostalgie, wenn er sich daran erinnert, wie die Deutschböhmen vor einigen Jahrzehnten ihre Kirchweih drei Tage lang feierten: „Sonntag, Montag und Dienstag“. Der Tourismus ist der einzige Wirtschaftszweig in Wolfsberg und auch das ist einer, auf Veranstaltungen beschränkt. Wasserleitung, Kanalisation und Straßen, so in dieser Reihenfolge würden die Spitzen der Ortschaft Prioritäten setzen, hätten sie das notwendige Geld dazu. Aber das ist ja noch nicht alles: Sie müssen sich Gedanken machen, ob die Gemeinde (bestehend aus den beiden Dörfern Weidenthal/Brebu Nou und Wolfsberg) bei einer Verwaltungsreform überhaupt noch in dieser Form bestehen bleibt. Eine Partnerschaft mit der Gemeinde Wolfsberg in Thüringen wollen sie im kommenden Jahr trotzdem schließen. Und den Thüringern haben sie ohnehin einiges Voraus. Keines der eingemeindeten Dörfer im thüringischen Wolfsberg trägt auch diesen Namen. Und eine „Kirwa“ haben die Thüringer sowieso nicht.