Das Seufzen eines übermüdeten Schriftstellers schreckt niemanden ab. Obwohl man vom Schreiben allein nicht über die Runden kommen kann, streben jährlich – zumindest in Deutschland – Hunderte junge Menschen ein Studium im Bereich „Kreatives Schreiben“ an. Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig bewerben sich jährlich bis zu 600 Personen um einen Studienplatz. Zugelassen werden nur 20.
Auch in Rumänien träumen viele junge Menschen von der großen Schriftstellerkarriere, obwohl ihre Vorstellungen vom Beruf an der Realität vorbei gehen. Sie hoffen den Durchbruch zu schaffen und eine Buchserie wie „Harry Potter“ zu veröffentlichen. Bestimmte Genres werden bevorzugt, weil sie inhaltlich leichter zugänglich sind und weil sie sich verkaufen. Es sind meist Kriminal- oder Kinderbücher, die viele schreiben wollen. Auch Science-Fiction, Fantasy und Horror sind ganz beliebt.
Aufgrund ihrer Popularität werden Bücher wie George R.R. Martins „A Song of Ice and Fire“-Serie auch von Menschen gelesen, die sonst kein Buch in die Hand nehmen. Darunter finden sich dann viele, die glauben, selber ein Buch wie Martins schreiben zu können, obwohl ihnen nicht nur das Talent sondern auch das Handwerk fehlt.
Aber wie stellt man eigentlich fest, ob man fürs Schreiben geeignet ist? Laien könnten an dem einen oder anderen Text gefallen finden. Wirklich Rückmeldung auf die eigenen literarischen Versuche kriegt man selten. Schlimmer noch: Aufgrund fehlender Reaktion auf die eigene Literatur von außen, werden falsche Sachen angelernt.
Darum bieten Anglistik-Dozenten von der West-Universität Temeswar Werkstätten zum Thema „Kreatives Schreiben“ in Schulen an. Seit 2001 versuchen sie gemeinsam mit Absolventen „Kreatives Schreiben“ zu fördern. Das Projekt wurde damals in Zusammenarbeit mit dem British Council Romania gestartet. Die ersten Werkstätten wurden auch in den Räumlichkeiten der britischen gemeinnützigen Einrichtung zur Förderung internationaler Beziehungen gehalten. Seit 2003 bietet der Studiengang Anglistik im fünften Semester ein Seminar zum Thema „Kreatives Schreiben“ an. Bis 2010 konnten Absolventen auch einen Master machen. Wobei natürlich die englische Sprache im Vordergrund stand.
Die Werkstätten für Schüler werden seit 2005 angeboten, nachdem eine Partnerschaft mit dem Kreisinspektorat geschlossen wurde. Nach vier Jahren wurde auch eine Publikation veröffentlicht mit Texten der teilnehmenden Schüler.
Heute finden gemeinsame Lesungen und Besprechungen statt. Auch Wettbewerbe veranstaltet „TimWord“.
Auch der deutschsprachige Literaturkreis „Stafette“, der seit mehr als 20 Jahren besteht, hält regelmäßig Werkstätten für Schüler. Zuletzt fand eine Schreibwerkstatt in Suceava statt, auf Einladung der ifa-Kulturmanagerin Ina Gohn-Kreuz. Aber es wurden auch früher in Partnerschaft mit anderen, Werkstätten im ganzen Land gehalten. In Sathmar entstand vor vier Jahren ein Live-Hörspiel. Zwei Jahre zuvor eine Serie von Kurzgeschichten.
Es ist ein offener Literaturkreis, der jeden aufnimmt, der Interesse am Schreiben hat. Die einzige Voraussetzung ist die deutsche Sprache. Grund weshalb auch die Zahl der Mitglieder sinkt.
Aber trotzdem herrscht weiterhin ein Ansturm an jungen Nachwuchsschreibern. Obwohl statistisch gesehen, in Rumänien kaum Bücher verkauft werden und die meisten Rumänen nicht einmal ein Buch pro Jahr lesen, findet sich doch in bestimmten Kreisen, Personen, die leidenschaftliche Erzähler sind.
Die Lage scheint sehr widersprüchlich zu sein: Obwohl das Publikum fehlt, mangelt es nicht an denen, die Schriftsteller sein wollen. Je niedriger die Zahl an Lesern wird, desto höher scheint die Zahl an Schreibern zu werden. Man könnte meinen, dass man inzwischen lieber selber etwas zu sagen hat.
Das erkennt man besonders im Internet. Oft klicken sich viele Nutzer sofort zu den Kommentaren durch, noch ehe sie den Artikel gelesen haben. Eine Meinung bildet er sich aus dem Titel und der Grundstimmung im Kommentarbereich. Wichtig für ihn wird dann der eigene Kommentar. Der Drang seinen eigenen Senf dazuzugeben ist stärker als die Argumentation des Journalisten oder Autors zu einem bestimmten Thema. Das Gleiche trifft auch auf Foren zu. Und es erklärt auch weshalb Selfpublishing-Seiten inzwischen so populär sind.
Ein Buch wie „Fifty Shades of Grey“ hätte früher nicht einmal in der Bahnhofsbuchhandlung gestanden. Heute wird es nicht nur als Erfolgsgeschichte des Selfpublishing-Geschäfts verkauft, es wird auch verfilmt.
Das Buch schafft einen Präzedenzfall und einen schlimmen noch dazu. Es ermuntert andere zum Schreiben, die damit nichts am Hut haben. Es sinkt das Niveau und den Anspruch, den man an ein Buch stellt.