Den erfolgreichen deutschen Kinder- und Jugendbuchautor Dirk Walbrecker hat es erstmals nach Rumänien verschlagen. Auf Einladung des Deutschen Kulturzentrums Temeswar hielt Walbrecker eine Lesung und Schreibwerkstatt für Kinder einer vierten Klasse des Banater Kollegs. Zum Europäischen Tag der Sprachen sollte der bekannte Schriftsteller in Temeswar/Timişoara lesen, landete allerdings aufgrund eines Flugausfalls erst einen Tag später in der Stadt an der Bega.
Die jungen Teilnehmer seiner Werkstatt haben Dirk Walbrecker verblüfft. „Die waren sprachlich hervorragend“, fasst der deutsche Autor seine Eindrücke über die Schüler zusammen. Obwohl es den Wuppertaler auch früher nach Osteuropa verschlagen hatte, war Rumänien für ihn eine neue Erfahrung gewesen. Keine komplette, denn der Schriftsteller arbeitete jahrelang mit einer Illustratorin zusammen, die ursprünglich aus Hermannstadt stammt. Mit Doris Eisenburger kollaborierte der inzwischen 68-jährige Autor an rund zehn Büchern. Die erste Zusammenarbeit - das Kinderbuch „Snorri, wildes Pony" – wurde 1994 auf der Kinderbuchmesse Bologna mit dem „Premio Critici in Erba“ ausgezeichnet. Vor zwei Jahren unternahm Dirk Walbrecker eine Leserreise durch Albanien, im letzten Jahr besuchte er durch das Projekt „Turkish Literature meets Europe“ auch die Türkei. Mehrere deutschsprachige Autoren fuhren durch das Land, um die reiche Kultur der Türkei kennenzulernen. Ein ähnliches Projekt müsste man auch in Rumänien starten, findet Walbrecker. Vieles würde dafür sprechen, besonders die reiche Sprachenvielfalt des Landes. Da verwies er erneut auf die Viertklässler, die einen Vormittag lang an deutschen Texten und Gedichten werkelten.
Die Möglichkeit weiterer Besuche im nächsten Jahr wurde jetzt schon vom Kulturzentrum angerissen. Alina Baciu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar, würde sogar die Kontakte mit den anderen deutschen Kulturzentren des Landes nutzen, um für 2013 eine mögliche Lesetour durch Rumänien zu veranstalten.
Bücher sterben nicht aus. Dessen ist sich Walbrecker sicher. Da würde nicht der Optimist aus ihm heraus sprechen. Er stützt seine Zuversicht auf die Kulturgeschichte des klassischen Buches. Überhaupt hätte er solche Verheißungen in seinem Leben schon oft gehört. Als er in seinen Zwanzigern zum Film kam, hätte es auch geheißen, dass das Theater tot sei. Später hätte man das Kino für tot erklärt, als das Fernsehen in die Mode kam. Auch Museen wären schon längst tot geglaubte Relikte, dabei werden sie noch immer weltweit von Menschen besucht. Das Einzige, was kommt und geht, sind Trends, findet der Autor. „Das Buch ist ein Kulturgut, das über Jahrtausende da ist, in den verschiedensten Kulturen“, so der Schriftsteller.
„Es hat nichts mit Religionen und Mentalitäten zu tun, in jeder Kultur gibt es sie, selbst die Roma, die lange Zeit nur mündlich erzählt haben, haben irgendwann auch geschrieben. Es gibt inzwischen richtige Roma-Literatur“.
Ganz den aktuellen Trends kann und will sich der Autor nicht entziehen. Gegenüber der modernen Alternative zum klassischen Buch, dem E-Book, war er anfangs sehr skeptisch. Inzwischen sind viele seiner Bücher und Projekte auch in digitaler Form zum Herunterladen erhältlich. „Warum soll ich jemanden, der eher einen E-Book-Reader bedient, nicht eine Chance geben“, findet er.