„Der Arbeitsmarkt braucht gut qualifiziertes Personal, doch es fehlen Fachkräfte aller Art“. Das Reservoir an Handwerkern sei „wie leer gefegt“. Mit solchen Aussagen hat Deutschlands Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, nicht nur den Grund und den Anlass zur Konferenz auf den Punkt gebracht, sondern er befand sich sogar mitten im Thema. Die duale Ausbildung zwischen Notwendigkeit und Chance war das Thema der Konferenz innerhalb der Deutschen Kultur- und Wirtschaftstage in Temeswar. Das Treffen war sogar um fast eine Woche vertagt worden, nur um hochkarätige Teilnehmer vor Ort zu haben. Ariana Oana Bucur, Staatssekretärin im Bildungsministerium, hatte sich eingefunden und der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Hartmut Koschyk, nahm seine Abwesenheit im Banat wahr, um ebenfalls teilzunehmen. Dass unter den gegebenen Voraussetzungen der Kreisratsvorsitzende Călin Dobra und die Kreisschulinspektorin, Aura Danielescu, teilnahmen, gilt fast wie selbstverständlich. Zugegen war auch Matilda Soare, zuständig für Berufsberatung der AHK Bukarest.
Obwohl der Standortfaktor „Fachkräftemangel“ zu einem Problemfaktor herangereift ist, liegt der Anteil der Schüler, die technologisches Bildungswesen besuchen, noch immer unter der 50-Prozent-Marke aller Schüler nach der Grundschule, weiterhin ist vielerorts das Lyzeum gefragt und die duale Ausbildung hat noch längst nicht die Lobby, die notwendig ist, um auf allgemeines Interesse zu stoßen. Seit Kurzem gibt es zumindest den gesetzlichen Rahmen zur dualen Ausbildung, sagte Staatssekretärin Ariana Bucur. Mit ihr war eine Kennerin der modernen Berufsausbildung anwesend: Als Generalschulinspektorin des Verwaltungskreises Kronstadt hat sie das Projekt der Berufsschule „Kronstadt“ mitverfolgt und unterstützt. „Ohne Partnerschaften ist dieses Projekt nicht umsetzbar“, so die Staatssekretärin. Die entsprechende Gesetzgebung existiert derzeit, doch es gäbe „ein Problem mit der Attraktivität“. Nicht zuletzt haben viele Schulen keine Internate und sind somit kaum einen Alternative für Schüler, vor allem vom Lande, die gerne einen Berufsschule besuchen möchten, doch auch die 400 Lei, die Berufsschüler als Monatsstipendium bekommen, reichen dazu nicht aus. Auf der Konferenz wurde auch festgehalten, dass das Iancu Leonida-Lyzeum in Temeswar räumlich gesehen eine Möglichkeit bieten würde, einen Campus für Berufsschüler einzurichten. Das Regele Ferdinand-Gymnasium habe von allem Anfang an den Berufsschülern Gratisunterkunft gesichert, sagt die dortige Schulleiterin Luminița Filip. Wie die Redner jedoch hervorhoben, geht es dabei weniger um die eigentliche Unterkunft, sondern um die Verköstigung der Schüler. Diese müsse zu günstigen Preisen oder kostenlos gesichert werden, hieß es in der Runde. 400 Lei würden für ein Auskommen in der Stadt nicht reichen, hieß es und daher wieder zwischen den Zeilen zu lesen, dass vorerst vor allem Schüler vom Land, und/ oder aus weniger betuchten Familien in die Berufsschule wollen, auch wenn damit eine spätere akademische Laufbahn nicht ausgeschlossen ist. Berufsschüler, die mittlerweile bei Continental untergekommen sind und ab 2012 die duale Ausbildung genossen haben, machten gute Erfahrungen und auch die Unternehmen finden ihre Investition gut. In den vier Verwaltungskreisen der Entwicklungsregion West ist einzig und allein im Kreis Temesch die Zahl der Nachfrage für die duale Ausbildung für das kommende Jahr höher als die laut Schulplanung verfügbaren Plätze, wie aus den Daten der Schulbehörde hervorgeht.
Allgemein bleibt die Hoffnung auf größeres Interesse für diesen Bildungsweg. „Die Leute warten, um zu sehen, in welche Richtung es geht“, hieß es allgemein, nachdem es klar war, dass der gesetzliche Rahmen nun stimmt. Der deutsche Parlamentarier Hartmut Koschyk machte ebenfalls Mut: „Wir haben die duale Ausbildung nicht immer so geschätzt“ (…) „Ich kann mir vorstellen, die Kooperation zwischen Deutschland und Rumänien auf diesem Gebiet zu intensivieren“. Der Geschäftsführer der Temeswarer Heraeus-Niederlassung, Samuel Cireș, wies darauf hin, dass heute die Ausübung eines gewissen Berufes nicht mehr mit jener von vor 30 Jahren vergleichbar sei.
Der Vorsitzende des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat, Peter Hochmuth erwähnte, dass die duale Ausbildung in der Region, getragen von den Mitgliederfirmen des Wirtschaftsclubs, noch immer im Stadium eines Pilotprojekts ist. „Vor allem brauchen wir zusätzliche Berufsbilder“, so Hochmuth.