Flugverbindungen über den Arader Flughafen, Berufsausbildung und das Steuergesetz, das ab 2018 in Kraft tritt, waren die Kernthemen eines Treffens der Vertreter der Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs in Rumänien mit einer Delegation des rumänischen Premierministers Mihai Tudose in Bukarest. Zugegen waren noch der stellvertretende Premierminister, Marcel Ciolacu, der Staatssekretär Florin Vodița sowie der Transgaz-Direktor, Ion Sterian. Von seinen der deutschen Wirtschaft beteiligte sich der Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsvereins DRW Arad, Waldemar Steimer, der Vorsitzende des Deutschen Wirtschaftsclubs in Kronstadt, Werner Braun, Christian von Albrichsfeld und Werner Wolff – beide Vizepräsidenten des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat. Albrichsfeld und Wolff leiten bedeutende Unternehmen in Rumänien: Christian von Albrichsfeld ist Generaldirektor der deutschen Firma Continental in Rumänien, Werner Wolff leitet seit kurzem die rumänische Fluggesellschaft TAROM.
Das Kernthema der Gesprächsrunde waren die anstehenden Änderungen des Steuergesetzes. Die Vertreter des Wirtschaftsclubs, deren Mitglieder nicht selten zu den großen Arbeitgebern in Rumänien zählen, zeigten den Standpunkt ihrer Mitglieder auf. Dabei geht es nicht unbedingt um den Inhalt der Änderungen im Steuergesetz, sondern vielmehr um die Art, wie diese vorgenommen wurden. Die führenden Mitglieder der drei Wirtschaftsclubs beanstandeten, dass diese Änderungen über eine Dringlichkeitsverordnung erfolgt sei und auch über eine kurze Anwendungszeit erfolgen muss. Hervorgehoben wurde die Tatsache, diese Änderungen die Stabilität und die Vorhersehbarkeit in Frage stellen. Dies geschehe unabhängig von der Größe der jeweiligen Firma. „Wir freuen uns, dass sich die Vertreter der Regierung dialogfreudig dem Unternehmertum gegenüber zeigten, in der Hoffnung, dass künftige Änderungen besser durchdacht werden, auf längere Frist festgelegt sind und auch einen vertretbaren Zeitraum zur Umsetzung gewährt bekommen“, heißt es in einer Pressemitteilung des DRW Arad. Eine gute Nachricht seitens der Regierung gab es für den IT-Sektor, der sich als einer der Motoren des Wirtschaftswachstums in Rumänien gezeigt hat. So solle es eine Korrektur in der Steuerinitiative geben, damit die Angestellten aus diesem Sektor nicht ab Januar 2018 etwa 6-7 Prozent ihres Reallohnes einbüßen.
Zur dualen Ausbildung ließen die Regierungsbeamten wissen, dass sie das erhebliche Potential dieses Ausbildungsweges kennen, genauso wie sie sich einverstanden zeigten, was die Ausweitung einer solchen Ausbildung auf nationaler Ebene betrifft. Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, soll schon bald eine landesweite Kampagne starten, um die Vorteile dieses Systems vorzustellen. Die diesbezüglichen Unterfangen in Kronstadt, Temeswar und Arad sollen dabei als Fallbeispiel dienen. Außerdem wurde bei der Gesprächsrunde in Erwägung gezogen, Wohnheime für die Jugendlichen einzurichten, die sich für die duale Ausbildung entscheiden. Angesprochen wurde auch das Problem des zwar sanierten aber aus Mangel an Linienflügen fast stillgelegten Flughafen in Arad. Mit seinem kürzlich frisch sanierten Terminal wartet der Airport nämlich auf Kunden. Diese kommen jedoch vorwiegend aus dem Bereich der Charterflüge und der Hobbyflieger mit ihren kleinmotorigen Maschinen, die Fluggesellschaften werden seit Jahren bloß vorstellig, die Möglichkeit, von diesem Flughafen Linienflüge starten und landen zu lassen, blieb bisher in der Projekt- bzw. Gesprächsphase. Dabei konnte der DRW-Clubpräsident Steimer dem Premierminister aber auch dem Tarom-Direktor Werner Wolff konkrete Zahlen über das Interesse der Unternehmer und Werksleiter an Linienflügen vorlegen. Der DRW Arad führte in diesem Zusammenhang eine Umfrage unter Mitgliedern des Wirtschaftsclubs oder Firmeninhabern, die dem Verein nahe stehen, durch. Der Fokus wurde dabei auf solche Unternehmer gerichtet, deren Hauptinvestition in Arad oder im gleichnamigen Verwaltungskreis angesiedelt sind. „137 Unternehmer haben sich an unserer Umfrage beteiligt und nur einer davon hat kein Interesse für einen Flug vom Arader Flughafen aus gezeigt“, so der DWR-Vorsitzende Waldemar Steimer. Dieser nutze die Gelegenheit, dem Premierminister, aber auch TAROM-Geschäftsführer Werner Wolff konkrete Zahlen aus der Umfrage vorzulegen. So haben laut Umfrage die meisten Umfrageteilnehmer Interesse für Auslandsflüge gezeigt, doch die Daten zeigen, dass auch Nachfrage für Binnenflüge besteht. Vorwiegende die Hauptstadt Bukarest ist eine begehrte Destination. Die meisten Stimmen im Bereich der Auslandsdestinationen erhielten Ziele in Deutschland, dann welche aus Italien, Frankreich, Österreich, Spanien, Portugal und Großbritannien. Im Arader Wirtschaftsclub ist man überzeugt, dass Direktflüge auch nach Klausenburg, Jassy oder Konstanza an der Schwarzmeerküste von Interesse sein könnten, vor allem da die Perspektiven nicht besonders rosig sind, was die Infrastruktur betrifft, um in kurzer Zeit verschiedene Städte Rumäniens zu erreichen. „Die Kosten, um Anbindungen für das Inland zu sichern, könnten auf dem Luftweg schneller und kostengünstiger umgesetzt werden“, heißt es in der Pressemitteilung des DRW. Diese Umfrage gilt als Basis, um die Verhandlungen zu starten, um über den Arader Airport Linienflüge abzuwickeln. Auch als Anbindungsknoten können sich die Arader deutschsprachigen Unternehmer den Flughafen am Stadtrand gut vorzustellen, genauso wie auch Routen ausfindig gemacht werden können, die sich komplementär zu jenen eigenen, die über den nur etwa 50 Kilometer entfernt liegenden Traian-Vuia-Flughafen in Temeswar abgewickelt werden.
Eine erste Flughafeninfrastruktur mit Landebahn und Hangar gab es bei Arad bereits 1912 – dies im Stadtteil Gai. Ganz besonders stolz sind die Arader darauf, dass einst Graf Zeppelin mit einem nach ihm benannten Luftschiff hier gelandet sein soll. In den Jahren 1935-1937 wurde am derzeitigen Standort des Airports, in der Nähe des Ceala-Waldes ein Flughafen errichtet. Im ersten Baujahr wurden bei einer teilweisen Inbetriebnahme 42 Fluggäste abgefertigt, heute ist diese Zahl auf Null geschrumpft. Eine große Flugshow zu Ehren des rumänischen Flugpioniers Aurel Vlaicu gab es auf der Anlage in Gai bereits im Sommer 1912. Ab 1923 werden hier Nachtflüge absolviert. Von einem richtigen Flughafen ist in Dokumenten jener Zeit das Jahr 1933 angegeben. Zwei Jahre später beginnt der Bau eines Airports an seinem neuen und heute noch gültigen Standort, in der Nähe des Ceala-Waldes. Ab 1937 wird der gesamt Luftverkehr in Arad über den neuen Flughafen abgewickelt. 1953 erhält der Airport eine zwei Kilometer lange Betonpiste. Im Laufe der späteren Jahren starten und landen vom Arader Flughafen viele Flüge ins Ausland, darunter auch nach Stuttgart, Frankfurt/ Main und Düsseldorf.