“Geschichte und Erinnerung - 100 Jahre seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges” heißt die neue Ausstellung der Österreich-Bibliothek, die in Zusammenarbeit mit der Eugen-Todoran-Zentralbibliothek entstanden ist. Fast 800 Gegenstände aus der privaten Sammlung des Historikers Thomas Remus Mochnacs wurden in der Aula der Zentralbibliothek ausgestellt. Alte Münzen und Geldscheine sowie Postkarten und Wappen aus der Zeit des Österreichungarischen Kaiserreiches sollten Einblicke in die damalige Gesellschaft gewähren und auch das Leben im Banat – damals noch Teil des Kaiserreiches – näher beleuchten. Wobei Mochnacs weniger auf den Alltag auf der Front eingehen wollte, sondern mehr auf den gesellschaftlichen. Prof. Dr. Roxana Nubert eröffnete als Leiterin der Österreich-Bibliothek die Ausstellung. Prof. Dr. Vasile Docea, Leiter der Zentralbibliothek, hielt einen kurzen Vortrag zum Thema Erster Weltkrieg, eher er das Wort an Thomas Remus Mochnac übergab.
Der Historiker und Diplomat George F. Kennan nannte den Ersten Weltkrieg die “Urkatastrophe” des 20. Jahrhunderts. Vier Jahre dauerte der Krieg und forderte zehn Millionen Tote. Er erfasste alle Bereiche von Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Er führte zum Umsturz der Monarchien in Russland, Österreich-Ungarn sowie Deutschland. Sein Ausgang hatte als Folge den Aufschwung radikaler Kräfte. Und schließlich sollte dem “Großen Krieg” ein zweiter folgen, ein noch verheerender.
2014 werden es 100 Jahre seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Europaweit wird durch Veranstaltungen, Kampagnen sowie Ausstellungen dem tragischen Ereignis gedacht. Maler und Schriftsteller jener Zeit, die oft selber an die Front mussten, haben durch ihre Werke das Grauen verewigt. Der amerikanische Dichter Alan Seeger wurde durch sein Gedicht “I have a Rendezvous with Death” bekannt. So wie viele junge Männer seiner Zeit, wollte er freiwillig in den Krieg ziehen. Seeger hatte sich auch nichts sehnlicher gewünscht, als einen frühen und glorreichen Tod. Sein Wunsch ging im Sommer 1916 in Erfüllung, als er nur Monate nachdem er sein bekanntestes Gedicht schrieb, in der Schlacht an der Somme fiel. “I have a Rendezvous with Death” (dt. “Ich habe ein Rendezvous mit dem Tod”) erschien nach seinem Tod.
Viele seiner Zeitgenossen sowie bildende Künstler begrüßten anfänglich den Krieg. Zunächst entstanden viele patriotische Bilder und Texte. Doch je länger der Krieg dauerte und seine Opfer forderte, desto mehr sank die Euphorie und an ihrer Stelle trat eine klare Antikriegs-Haltung ein. Geradezu alptraumhaft sind die Werke von Malern wie Otto Dix, Paul Klee und Max Ernst. Sie zeigen das Grauen, den Tod, die Verzweiflung, das Elend. Sind oft schonungslos, wenn nicht abstrakt.
Da wirkt die Ausstellung der Österreich-Bibliothek Temeswar im Vergleich harmlos. Im Mittelpunkt von “Geschichte und Erinnerung - 100 Jahre seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges” stehen die Gegenstände aus der Sammlung des Historikers Thomas Remus Mochnacs. Die Ausstellung besteht aus rund 600 Illustrationen, 30 Geldscheine, 30 Wappen und Medaillen sowie rund 160 Münzen. Nur eine kleine Auswahl aus der reichen Sammlung Mochnacs, der in den letzen Jahren immer wieder Ausstellungen an der West-Universtität Temeswar hielt. Sie gewähren einen anderen Einblick in jene Jahre. Sie führen besonders den Alltag abseits der Front vor Augen. Und erst im geschichtlichen Kontext erhalten die Gegenstände eine signifikante Bedeutung. So wirkt aus heutiger Sicht ein Geldschein in Wert von 1000 Kronen unbeeindruckend. Dabei stellte es für damalige Verhältnisse ein Vermögen dar. Nur die Reichsten sahen einen solchen Schein aus der Nähe.
Deutlich aussagekräftiger sind die Wappen und Medaillen mit eingeprägten Karikaturen, die den Kriegsfeind ins Lächerliche ziehen. Sämtliche Gegenstände stammen aus dem ehemalige Österreich-Ungarischen Kaiserreich. Fast eine Stunde lang stellte der Historiker die Gegenstände vor. Erklärte ihren Ursprung und sprach über die Hintergründe aus der Zeit.
Eines der Höhepunkte der Ausstellung waren die Postkarten, die das alte Temeswar darstellen.
Was fehlte waren die Schreckensbilder. Anders als so viele Ausstellungen, die in diesem Jahr weltweit gezeigt werden, setzte diese nicht auf den Krieg und ihre direkten Folgen für die Menschen. Stattdessen sprechen die stummen Zeugen von einer längst untergegangen Welt und von ihrer Normalität.