Provokant und facettenreich - So kommt die neue DSTT-Premiere „Cabaret“ von Joe Masteroff, gehetzt und kurzatmig, zwischen Schauspiel. Gesang und Dauerbewegung nicht nur als berauschende Show sondern im Anhieb als Ereignis der deutschen Schauspielbühne Temeswar daher. Diese neue, komplexe Produktion des Hauses hat wahrlich alle Ingredenzien in sich: „Cabaret“ von Joe Masteroff (Uraufführung 1966 am Broadway), Musik John Kander, Gesangstexte Fred Ebb, gilt als eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten, wurde 1000 Mal am Broadway gespielt. Seine 20 Lieder, darunter „Willkommen“, „Mein Herr“, „Money dreht die Welt rundherum“ oder „Cabaret“, gehören auch heute als Hits zum Weltrepertoire. Ein hochkarätiges künstlerisches Team ist da am Werk: Für die Spielleitung und Choreographie zeichnet der junge und vielseitige Regisseur Razvan Mazilu. Ihm zur Seite stehen der bekannte Temeswarer Dirigent Peter Oschanitzky (übrigens, erstmals auch maskiert zu erleben) mit einem 14-köpfigen Gastorchester, das die Musikparts, die gute, alte Musik der 30ern, live darbietet, sowie der mehrfach preisgekrönte Bühnen- und Kostümbildner Dragos Buhagiar. Zum Einsatz kommt in dieser Vorstellung, die einen weiteren Beleg der guten Musical-Tradition am DSTT gibt, das gesamte und sehr spielfreudige DSTT-Ensemble, als Schauspieler, Tänzer, Sänger, von der bekannten Ida Jarcsek- Gaza bis zu den Nachwuchsschauspielern Richard Hladik oder Aljoscha Cobe], in der Rolle der Kit-Kat-Club-Girls mischen Tänzerinnen von der Rumänischen Staatsoper mit.
Die Handlung spielt wohl im Berlin der 30er Jahre, als die Nazis die Macht ergreifen, sie führt aber auch in das Zeitlose, zu dem immerwährenden und meist tragischen Konflikt zwischen den sozial-politischen Zuständen und den vielen zerstörten Träumen und Schicksalen der einfachen Leute. „Hier bei uns ist das Leben wunderschön“, posaunt der Conferencier (Georg Preetz), ein Resonneur des Geschehens, in die glitzernde aber traurige Welt hinaus. Im Musical ist es die triste Liebe der Sally Bowles (Daniela Török), Sängerin im Nachtklub „ Kit Kat“, und dem Amerikaner Cliff Bradshaw (Konstantin Keidel) oder die zwischen Fräulein Schneider (Ida Jarcsek-Gaza) und dem jüdischen Obsthändler Herr Schultz (Christian Bormann a.G.).
In den schwierigen Hauptrollen zeigen erneut Georg Peetz (Conferencier) mit brillianten Schauspiel- und Gesangseinlagen und Daniela Török (Sally Bowles), die beiden auch in beachtlichen Duetts, ihr vielseitiges Talent. Viel Beifall ernteten aber auch die verdiente Schaupielerin des DSTT, Ida Jarcsek -Gaza, und der deutsche Gastschauspieler Christian Bormann, der nun in der Rolle des Herrn Schultz, nach der Aufführung Anfang der 90ger Jahre, in Temeswar wiederzuerleben ist. In weiteren Rollen, außer den erwähnten, Radu Vulpe, Franz Kattesch, Olga und Silvia Török, Horia Savescu, Anne-Marie Waldeck. Für all jene, die diese überraschende Aufführung des DSTT noch nicht gesehen haben: Am 16., 17., 18. März, jeweils um 19.30 Uhr, stehen gleich drei weitere Vorstellungen hintereinander zur Wahl.