Für Mittelalterbegeisterte ist Malta das Reiseziel schlechthin. Die Dichte an erhaltenen Burgen, Festungen, Ruinen, und Gemäuern sucht seinesgleichen. Wer Inspiration sucht, sich einen Kindheitstraum vom Burgfräulein oder Ritter erfüllen möchte ist hier goldrichtig. Bitte keine Strandurlauber: wer so was auf Malta sucht, ist fehl am Platze, die Strände gibt es zwar, aber so klein und mickrig, dass man sich richtig veräppelt vorkommt, wenn man allein deswegen bis nach Malta fliegt.
Also wenn schon Mittelalter, dann richtig – in Mdina, einer komplett erhaltenen, lebendigen, bewohnten, bis ins letzte der Details intakten mittelalterlichen Stadt. Autos sind hier nicht erlaubt, die Strassen wären dafür auch zu eng. Man muss seinen Tourikoffer per pedes durch die mittelalterlichen Stadttore und über die Straßenpflaster rollen, aber es lohnt sich allemal, den Mietwagen auf dem grossen Parkplatz vor den Stadtoren stehen zu lassen. Kleine, enge, marmorgepflasterte Strassen in ihrem ursprünglichen Zustand, wie vor hunderten vor Jahren machen es leicht nachvollziehbar, wie man damals gelebt haben muss. Heute verstecken sich 5 Sterne Hotels in den Festungspalästen der damaligen Adeligen, mit jedem nur erdenklichen Komfort. Restaurants für gehobene Ansprüche, wo man vorher reservieren muss, wenn man einen der wenigen Tische ergattern möchte, bieten Aussichtsterrassen über die ehemaligen Ländereien hoher Adliger und Kirchenfürsten, welche die Burgen und Festungen umgeben.
Jeder Stein erzählt eine jahrhundertelange Geschichte - wenn man Zeit hat ihm zuzuhören. Das extrem streng katholische Land hat nicht nur architektonische Schätze zu bieten, sondern hat sich auch viele alte Traditionen erhalten, wie zum Beispiel herrlich farbenprächtige, mystische und extrem aufwändig durch Teilnahme des ganzen Dorfes gestaltete Osterumzüge.
Von den megalythischen Tempeln von Gigantija auf der Nachbarinsel Gozo, bis zu den zahreichen Kathakomben lassen die urtümlichen Bauwerke aus Stein auf Malta Gänsehaut aufkommen. Klingt das Wort (heute in orthodoxen Klöstern hierzulande oft sehr zweideutige) „Agape“ bekannt (schneller Blick ins Wörterbuch:“die schenkende Liebe Gottes und die davon bestimmte Nächstenliebe.2) gemeinsames Liebesmahl mit Armenspeisung in der altchristlichen Gemeinde“)? Der Ursprung befindet sich hier. In den Kathakomben gibt es sogenannten Agapetische, die nach der heiligen Agatha benannt wurden. Auf diesen aus dem Berg gemeisselten Steintischen vor den Gräbern wurden Mahlzeiten eingenommen, neben den Toten, und derer und dem Martyrium der heiligen Agatha gedacht. Etwas gruselig ist es schon, wenn man sich das heutzutage vorstellt, in ein Grab hinabzusteigen und neben einem verwesenden geliebten Menschen zu speisen – Gruselfans kommen bestimmt auf ihre Kosten bei dem Kathakombenbesuch – wahrscheinlich aber auch Strenggläubige Christen.
Und wo wir schon beim Essen sind: das Leckerste, was man auf Malta essen kann ist das Brot, Ftira genannt, ein luftiges, ringförmiges Sauerteigbrot mit dicker, grauner Kruste, das meistens in vier Teile geschnitten wird und, als Sandwich gefüllt, mit Käse- oder Wurstspezialitäten serviert wird. Hase (fenkata) in Jägersosse mit Wein und Knoblauch ist eine weitere lokale Besonderheit, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Pastizzi sind lecker für den kleinen Hunger zwischendurch, schmecken irgendwo zwischen Grammelpogatschen und Brânzoaic² und werden auf Strassenständen an allen Ecken feilgeboten.
Die maltesische Küche ist ein insularer Schmelztiegel vieler europäischer und arabisch-afrikanisch-orientalischer kulinarischer Einflüsse, welche die Tempelritter aus ihren so vielfältigen Heimatländern und Kriegsschauplätzen mitgebracht haben. Wenn man Malta besucht, begegnet man unweigerlich dem Vermächtnis der sagen- und geheimnisumwobenen maltesischen Tempelritter. Eigentlich ein friedlicher Orden, der sich der Krankenpflege verschrieben hat (Maltesisches Kreuz), aber die ormanisch-mohammedanische Bedrohung, welche auch der Grund für die riesigen Festungsmauern um den Hafen von Valetta war, hat natürlich auch die kämpferische Natur eines mönchhaft-militärisch organisierten Ritterordens zum Vorschein gebracht. Die bewegte, nomadische Geschichte der Ritter von Malta gibt es in vielen Städten der Insel zu sehen. Man spaziert in Gruppen durch unterirdische Räume, in denen Szenen aus der Geschichte nachgebaut sind und erfährt die Hintergrundinformationen dazu über Kopfhörer, die jedem in seiner eigenen Sprache die gerade betrenen Räume erörtern. Ein spannendes und lehrreiches Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte, auch wenn der Eintritt nicht gerade billig ist für die halbe Stunde Historie – aber es ist eben der Nationalstolz der Malteser, dass die Maltesischen Ritter der grossen Belageung von Malta im 16. Jahrhundert erfolgreich standgehalten haben, trotz zahlenmässiger Unterlegenheit.
Malta lebt hauptsächlich vom Tourismus, aber es gibt auch entzückendes lokales Handwerk, in extra eingerichteten, touristenfreundlichen sogenannten Handwerksdörfern, wo man den Glasbläsern, Töpfern, etc. beim Arbeiten zusehen darf. Die gehäkelten kleinen Deko- oder Sonnenschirme sind typisch für Malta und vor allem bei asiatischen Touristinnen im Sommer sehr beliebt. Zu Hause, vor eine langweilige Lampe aufgeklappt, gibt der gehäkelte Schirm gleich ein anderes, viel romantischeres Licht- und Raumgefühl - also man kann ihn auch für was anderes als einen Sonnenschirm mitnehmen.
Maltesisches Glas ist weltberühmt. Und nicht ohne Grund. Wenn man ein Andenken mitnehmen möchte aus Malta, dann sind die mundgeblasenen Gläser, bei deren Herstellung man selber zusehen durfte, genau das Richtige, für sich selber oder als Mitbringsel für Freunde. Wenn man dann später zu Hause aus einem mundgeblasenen kunstvoll gearbeiteten Kelch mit Goldrand ein Glas Wein aus Malta trinkt, erweckt man Urlaubserinnerungen und das bestimmte Mittelaltergefühl, das die Malteserritter suggerieren.