"Aber sie sagten: wir werden Musikanten/ Precis ca Musikanten vor fi interesanten". So plätschert es halb gewohnt wie im Märchen, halb ungewohnt wie in den leichtsinnigen "manele" unserer Tage aus dem zweisprachigen Zwitterding "Im Waldpadure", aus einem Liedchen in der Inszenierung "Bremen" am DSTT. Märchen- hier das Grimmsche Volksmärchen "Die Bremer Stadtmusikanten" - sind heutzutage schwierige Geschichten. Und so wird aus "Bremen" auch nicht wie gewöhnlich am DSTT die erwartete Märchenkomödie für Kinder von fünf bis 80. Der Text des jungen rumänischen Autors Stefan Peca, gespickt mit Liedern und Texten von Ada Milea, erinnert wohl motivisch an die allbekannte Mär, die Inszenierung in der Regie von Alexandru Dabija, dem Bühnenbild von Ioana Popescu entpuppt sich jedoch schnell als eine "performance", eine moderne, interaktive Vorstellung.
Aus den volkstümlichen Gestalten, Packan, Bartputzer, Rotkopf und Grauschimmel, wird eine Rockband, von der viel zu sehen aber herzlich wenig zu hören ist. Die berühmte "Reise nach Bremen", der Traum vom Ruhm der ehemaligen Rockstars Hahn (Boris Gaza), Köter /Radu Vulpe), Mieze (Olga Török) und Esel (Rare{ Hontzu) endet kläglich, nicht untypisch für die Musik in der Marktwirtschaft, in einer Regenerationsklinik, wo mit ihrer Musik (Muzak) eine fragwürdige Therapie zur Zellregenerierung betrieben wird. Mittels der Assistenten Berndt (Konstantin Keidel), Frieda (Ioana Iacob), Hella (Daniela Török) und Lydia Hanneke (Oana Vidoni) soll eine 10-Jahrfeier der Band auf die Bühne gebracht werden.
Das ganze Treiben wird in der Klinik, auf der Bühne von einem Ehrengast, Herrn Schmidt (Franz Kattesch), dem überrumpelten Bremer Vizebürgermeister, treffend auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: "Entschuldigung, ich hab mich verlaufen in diesem außergewöhnlichen, kontemporänen Theater!" Und so wundert sich auch niemand mehr im Saal, dass er an diesem Abend nolens-volens mitmachen muss: Eine Zuschauerin wird zur Seelenmassage auf die Bühne gebeten, eine andere einfach hinausbegleitet. Dann wird ein Teil des Publikums frischweg in die Sauna eingeladen und letztlich werden alle aufgefordert, den Saal zu verlassen, weil die Vorstellung nun wirklich zu Ende ist. Ein unkonventioneller aber wirksamer Theaterabend.